Borussia Mönchengladbach Als Baillys Faust den Abstieg besiegelte

Mönchengladbach · Zeit für Nostalgie: Vor genau fünf Jahren steckte die Borussia bis zur Oberkante der Unterlippe im Abstiegskampf. In einer kleinen Serie zeichnen wir bis zum 25. Mai den Weg zur sensationellen Rettung in der Relegation nach.

Bundesliga 10/11: Bailly patzt gegen Lautern
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Bundesliga 10/11: Bailly patzt gegen Lautern

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Foto: dapd

Am 18. März 2011 um 21.49 Uhr war Borussia Mönchengladbach zum dritten Mal in seiner Vereinsgeschichte abgestiegen. Zumindest begann ein Großteil der 47.000 Fans im Stadion, sich innerlich darauf vorzubereiten, viele standen mit Tränen in den Augen in der Nordkurve. Wieder versagte der VfL in einem Endspiel gegen einen direkten Konkurrenten, diesmal gegen den 1. FC Kaiserslautern. Im fünften Spiel unter dem neuen Trainer Lucien Favre schien selbst dieser Effekt verpufft.

Die Uhrzeit, kurz vor zehn an einem Freitagabend, ließ sich so genau benennen, weil Logan Bailly in jener Minute einer der schwersten Fehler unterlief, die man sich für einen Torhüter so ausmalen kann: Eine Ecke von Lauterns Christian Tiffert faustete Bailly ins eigene Tor. Der "Kicker" notierte vernichtend präzise: "61., Eigentor, rechte Hand." Kein Borussia-Spiel erhielt eine bessere Note als eine Fünf. Hinter Bailly, Roman Neustädter und Juan Arango stand am folgenden Montag sogar eine Sechs im Sportmagazin.

Auch die "Rheinische Post" fällte ein vernichtendes Urteil: "Es gab kaum einen schlechteren Zeitpunkt, diesen Fehler zu machen: Das definitive Abstiegsendspiel, die wohl letzte Chance, doch noch ernsthaft teilzunehmen am Abstiegskampf. Doch hat nicht nur Bailly versagt, sondern das Kollektiv: Keiner tat, was erwartet wurde, nämlich alles zu geben in diesem Spiel." Das Bild von Bailly, wie er sich nach seinem Fauxpas hektisch mit dem Trikot durch das Gesicht wischt, hat sich stellvertretend für diesen schlimmen Abend ins Gedächtnis eingebrannt.

Vorab hatte unsere Redaktion prophezeit: "Eine Rettung wäre weiterhin bestens aufgehoben in der Kategorie 'Wunder'. Die Ausbeute in der Rückrunde zeigt jedoch, dass weiterhin alles machbar ist — eine Niederlage gegen Kaiserslautern würde anstelle der Bezeichnung 'Wunder' jedoch eine Wortneuschöpfung nötig machen."

In den kommenden Wochen wollen wir in einer kleinen Serie die entscheidenden Wochen bis zur Rettung in der Relegation Revue passieren lassen. "Zu wenig Spielwitz, zu wenig Aufbäumen, zu viele Fehler, zu viel Angst — das ist eine Mischung, die keinen Platz für Hoffnung lässt" — Favre blieben nach dem Kaiserslautern-Spiel zwei Wochen, um seine Mannschaft auf den FC Bayern vorzubereiten und ihr wieder etwas Hoffnung einzuflößen. Angesichts von fünf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz erschien das am 18. März 2011 utopisch.

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(jaso)
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