Borussia Mönchengladbach Hahn brilliert auch als Old-School-Torjäger

Darmstadt · André Hahn hat Borussias letztes Saisontor erzielt, es war der 67. Treffer der Gladbacher in dieser Spielzeit insgesamt und Hahns achter der Saison. Fünf Tore erzielte der Blondschopf in den letzten vier Spielen – man darf sagen: Hahn hat einen Lauf.

André Hahn – Rückkehrer beim FC Augsburg
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Das ist André Hahn

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André Hahn hat Borussias letztes Saisontor erzielt, es war der 67. Treffer der Gladbacher in dieser Spielzeit insgesamt und Hahns achter der Saison. Fünf Tore erzielte der Blondschopf in den letzten vier Spielen — man darf sagen: Hahn hat einen Lauf.

Den setzte er beim 2:0 in Darmstadt mit einem Kopfstoß fort, dies war dann auch ein Debüt für ihn in dieser Saison, die anderen Treffer markierte er mit dem Fuß. Insgesamt erzielte Hahn im Schnitt alle 93 Minuten ein Tor, das ist die zweitbeste Quote der Liga nach Robert Lewandowski.

Als Hahn 2014 kam, kam er im Zuge der Beflügelung Borussias durch Lucien Favre: Der Schweizer brauchte Außenangreifer, um Gladbachs Repertoire zu erweitern. Hahn hatte in Augsburg mit seinen kraftvollen Läufen auf der Außenbahn auf sich aufmerksam gemacht.

Diese Saison hat aus Hahn einen neuen Hahn gemacht: aus dem Außenstürmer ist längst ein Mittelstürmer geworden, eine Nummer 9 indes im Schubert-Style: Der Trainer hat vorn ein Angriffs-Trio installiert, das sich viel bewegt, und Hahn macht das richtig gut: Mal steht er ganz vorn im Zentrum, mal verteilt und erobert er weiter hinten Bälle. Und nun war er in Darmstadt der Strafraum-Klassiker: Flanke Patrick Herrmann, Kopfball Hahn, Tor. Old School und gerade darum schön.

Zudem hat er sich in den Wochen seit dem Comeback nach der langen Verletzungspause als Typ positioniert: Er war einer derer, die im entscheidenden Moment Entscheidendes taten. Gerade seine Tore in München (zum 1:1-Endstand) und gegen Leverkusen (Doppelpack zum 2:1-Sieg) brachten die vier Punkte, die letztlich den Weg in die Champions-League-Play-offs frei machten. Nach dem Spiel in Darmstadt sprach Hahn über seine Tore, seine kuriose Saison, wichtige Erfahrungen und die EM.

Herr Hahn, Sie haben Ihre Tor-Serie seit Ihrer Rückkehr aus dem Krankenstand erfolgreich fortgesetzt. Das passt zum Rest der Saison.

Hahn Ich freue mich erst mal sehr, dass wir zum Abschluss noch den Sieg in Darmstadt feiern konnten, weil wir in der Rückrunde ja noch keinen Auswärtssieg geschafft hatten. Für mich persönlich ist es schön, dass ich nochmal getroffen habe. So kann ich mit einem guten und ruhigen Gewissen in die Sommerpause gehen, um dann in der neuen Saison wieder genauso anzugreifen.

55 Punkte, Platz vier — alles gut bei Borussia. Zwischenzeitlich waren aber bei Borussia und auch bei Ihnen persönlich ganz andere Themen angesagt.

Hahn Ja, natürlich. Die Saison war ein Auf und Ab für uns alle. Wir hatten auch schwierige Phasen. Aber das zeichnet uns aus: dass wir immer wieder aufgestanden sind, dass wir da rausgekommen sind und immer wieder Gas gegeben haben. Und jetzt stehen wir hier und reden über Europa, über die Champions League. Das ist doch wunderschön.

Am Sonntag standen für Sie und einige andere Borussen noch Besuche bei Fanklubs an. Sie waren mit Patrick Herrmann im hohen Norden, nahe Ihrer Heimat also. Montag geht es vor dem Urlaub noch ein paar Tage in die Schweiz auf "Fohlentour". Macht es auch ein bisschen Spaß, mit den Kollegen noch ein paar Tage unterwegs zu sein?

Hahn Sicher hätte sich auch jeder gefreut, wenn er schon jetzt zu seiner Familie hätte fahren können, aber auch die Tage in der Schweiz machen Spaß. Wir sehen viel, haben noch ein paar Spiele — es geht hauptsächlich darum, nochmal zusammen Spaß zu haben. Und so kann man sich auch von den Spielern, die uns verlassen werden, nochmal richtig verabschieden.

Gutes Stichwort: Wie geht man denn mit den Kollegen um, um die sich Abschiedsgerüchte ranken, wie Granit Xhaka zum Beispiel. Verabschiedet man sich da vorsichtshalber richtig?

Hahn Wenn die Jungs gut spielen, kommen immer solche Gerüchte auf. So lange nichts feststeht, sage ich auch keinem Tschüss, weil ich die Hoffnung habe, dass er uns erhalten bleibt. Das wäre schon gut, Granit ist ein wichtiger Charakter im Team. Wenn es dann anders kommen sollte, wird sich sicher noch die Gelegenheit ergeben, sich zu verabschieden.

Nicht nur bei Xhaka könnte in den nächsten Tagen etwas Neues zu erfahren sein, sondern vielleicht auch bei Ihnen. Über Ihren Torlauf haben wir schon gesprochen. Wird der vielleicht Ihre Pläne für den Sommer beeinflussen? Am Dienstag ist die Bekanntgabe des deutschen EM-Kaders. Hat sich Bundestrainer Joachim Löw sogar schon gemeldet?

Hahn Nein, das hat er nicht. Ob er es noch macht oder nicht, entscheidet der Bundestrainer. Ich habe meine Pläne für den Sommer schon gemacht, schon vor einigen Wochen, weil ich sicherlich nie damit gerechnet hätte, dass es noch so weit kommt und ich mir überhaupt solche Gedanken machen darf. Aber am Dienstag werden wir alle Bescheid wissen und dann werden wir sehen, was kommt. Ich bleibe ganz entspannt.

Auch wenn es nicht mehr für eine EM-Nominierung reicht: Die vergangenen Monate waren für Sie richtig toll. Sie sind Vater geworden, dann kam das Comeback, die Tore, der Erfolg. Ist es die schönste Zeit Ihrer bisherigen Karriere?

Hahn Die gesamte Saison war für mich eine besondere, gerade auch, weil es die schwierigen Phasen gab. Gerade solche Phasen bringen einen charakterlich und menschlich weiter. Es ist mir geglückt, aus den Tiefschlägen das Beste herauszuholen. Es waren daher mit die schönsten Monate in meinem Leben.

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