Borussia Mönchengladbach Schubert arbeitet an der Flexibilität

Rottach-Egern · Die Dreierkette ist bei Borussia-Coach André Schubert gesetzt. In der Offensive gilt es, die taktischen Möglichkeiten auszuloten.

 André Schubert im Trainingslager am Tegernsee.

André Schubert im Trainingslager am Tegernsee.

Foto: Dirk Päffgen

André Schubert hat eine grüne Taktiktafel im heimischen Wohnzimmer stehen. Darauf schiebt der Trainer von Borussia Mönchengladbach blaue und rote Magnetfiguren hin und her, um auszubaldowern, was die beste Formation für sein Team sein kann.

"Ich habe keine Präferenz, wie wir spielen, es kommt auf den Gegner an, auf die anstehende Aufgabe, auf die Verfassung der Spieler", sagt Schubert. Sein Credo für die neue Saison ist Offenheit. Er will sich nicht festlegen auf ein System oder eine Stammelf: "Wir wollen sehr flexibel bleiben." Derzeit ist er mit seiner Mannschaft in Rottach-Egern am Tegernsee im Trainingslager. Dort gilt es, das, was er an der Taktiktafel entworfen hat, auf den Platz zu bringen. Klar ist: Die neue Borussia wird immer weniger Spurenelemente des alten Trainers Lucien Favre beinhalten, sondern mehr und mehr Schubert-Ideen. Die Entfavrerisierung Borussias setzt sich also fort. "Wir sind im Umbruch", sagt Schubert.

In Granit Xhaka, der für 45 Millionen Euro zum FC Arsenal nach London gewechselt ist, ist das Herzstück des Vorjahres abhandengekommen, auch drei langjährige Führungsspieler sind nicht mehr da: Martin Stranzl (Karriere-Ende), Havard Nordtveit (West Ham United) und Roel Brouwers (Roda Kerkrade).

Dafür ist Christoph Kramer von Bayer Leverkusen zurückgekehrt, Jannik Vestergaard aus Bremen gekommen und Tobias Strobl aus Hoffenheim, zudem investierte Sportdirektor Max Eberl in die Zukunft: Mamadou Doucouré (18, Verteidiger, von Paris Saint Germain) und Laszlo Benés (18, Mittelfeld, MSK Zilina) sind zwei junge Männer für die Zukunft. Eine neue Achse muss wachsen, und auch neue Strukturen im Team.

Impressionen vom Vormittagstraining am 18. Juli:

Herrmann und Doucouré arbeiten mit dem Ball
8 Bilder

Herrmann und Doucouré arbeiten mit dem Ball

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Foto: Dirk Päffgen

Schon in der vergangenen Saison, als er am fünften Spieltag nach fünf Niederlagen (plus einer in der Champions League) und Favres plötzlichem Abgang die Borussen übernahm, hat Schubert den Umbruch eingeleitet, personell und taktisch. Er führte die defensive Dreierkette ein und ein interessantes Dreierkonstrukt in der Offensive mit wahlweise drei Zehner-Typen oder zwei Zehnern und einem Stoßstürmer. "Viele sagen ja, die Dreierkette sei defensiv, aber in der Art, wie wir sie spielen, ist sie es nicht", sagt Schubert. Die Dreierkette ist aktuell das Leitprogramm in Gladbach, "daran sollen sich die Neuen erst mal gewöhnen", sagt Schubert. Nach wie vor zählt er aber auch das unter Favre typische 4-4-2 zum Repertoire.

Für die neue Saison hat er eine ergänzende taktische Idee. Auch ein 4-3-3 ist künftig vorstellbar, sogar in verschiedenen Ausprägungen: mit klassischen Flügelstürmern und einem Stoßstürmer oder aber mit geballter Spielfreude im Zentrum. Das Mittelfeld kann mit einem Sechser und zwei Umschaltspielern bestückt sein. Oder eben mit einem vorgezogenen Mann und zwei defensiveren Spielern dahinter. "Die Jungs sind sehr flexibel", weiß Schubert. Er will die Breite des Kaders, die noch mal gewachsen ist im Vergleich zum Vorjahr, nutzen. "Wir haben 15, 16, 17 Spieler, die es, wenn sie in Topverfassung sind, alle verdienen, immer zu spielen", sagt Schubert. Dass jeder Spieler Talente mitbringt, die eine Systemausprägung im Detail verändern können, will er ausführlich nutzen.

Entscheidend sei, in der Rückwärtsbewegung kompakt zu sein und die Räume zu verdichten und nach vorn Lösungen zu finden, um die massierten Abwehrstrategien der Gegner auszuhebeln. Mit viel Ballbesitz soll Schuberts Borussia die Konkurrenten bespielen. Und wenn der Ball weg ist, "werden wir ihn jagen".

Wann, wie und wo attackiert werden soll, welche Räume besetzt werden, daran arbeitet er nun mit dem Team am Tegernsee. Jede Taktiktafel-Theorie ist nur so gut wie die Umsetzung in der Realität. "Natürlich richtet man die Ideen an den Spielern aus. Es ist wie beim Schach, du nutzt die Möglichkeiten, die du hast. Und die, die nicht infrage kommen, lässt du weg", sagt Schubert.

(RP)
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