Borussia Mönchengladbach Schubert gehen die Argumente aus

Augsburg · Nach dem 0:1 in Augsburg spricht vieles für einen Trainerwechsel. Gladbach will am Mittwoch nach dem Wolfsburg-Spiel die Lage analysieren.

 André Schubert muss mittlerweile um seinen Job bangen.

André Schubert muss mittlerweile um seinen Job bangen.

Foto: Dieter Wiechmann

Oscar Wendt hat keine Punkte aus Augsburg mitgenommen, nur eine neue Vokabel. Ob er Angst habe vor einer gewissen Eigendynamik, wurde Borussia Mönchengladbachs Schwede gefragt. "Eigendynamik?", fragte er zurück und betonte jede Silbe vorsichtig. Gemeint war der Zusammenhang zwischen Leistungen und einem Trainerwechsel, weil Gladbach als Champions-League-Teilnehmer kurz vor Weihnachten in der Tabelle zwischen Mittelfeld und Abstiegskampf festhängt. "Ich muss erstmal meine Enttäuschung verarbeiten", sagte Wendt. "Was drumherum passiert, kann ich nicht beeinflussen. Wir werden sehen, was passiert."

Das ist nach der 0:1-Niederlage beim FC Augsburg tatsächlich die Devise. Es war die fünfte Auswärtspleite in Folge, die Jahresbilanz scheint aus Zeiten zu stammen, als Borussia beinahe ein Fahrstuhlverein zwischen erster und zweiter Liga wurde. Was nach dem letzten Spiel vor der Winterpause morgen gegen den VfL Wolfsburg passiert, entscheidet auch Manager Max Eberl. "Die Hinrunde war in den Pokalwettbewerben gut, die war in der Bundesligasaison zu Hause okay, die war in den Auswärtsspielen katastrophal", zog er ein erstes Fazit. Nach wie vor gilt, dass die Gladbacher Vereinsführung die Lage ab Mittwoch analysieren will, nur sprechen inzwischen weniger Gründe dafür, dass sie zu einem für Trainer André Schubert positiven Ergebnis kommt.

Mit einem Erfolg gegen Wolfsburg wären es zwar sechs Punkte aus drei Spielen. Doch die Lage hat sich auf bedrückende Weise umgekehrt. Vor drei Wochen stimmten noch die Leistungen, nur die Ergebnisse fehlten. Gegen den 1. FC Köln, Manchester City und 1899 Hoffenheim führte Gladbach dreimal, gewann aber nie. Da bestand die Krise primär aus einem Problem mit der Chancenverwertung. Es folgten die hohen Niederlagen bei Borussia Dortmund (eklatante individuelle Fehler) und beim FC Barcelona (ein rundum ängstlicher Auftritt). Das Spiel gegen Mainz bezeichnete Tony Jantschke als eines der fußballerisch schlechtesten, an denen er je teilgenommen habe. In Augsburg hätte er sich nun wiederholen können, allerdings fehlte der Verteidiger verletzt.

"Normalerweise geht so ein Spiel 0:0 aus", sagte Trainer Schubert. Aushilfskapitän Wendt pflichtete ihm bei: "Ich sehe das natürlich nicht objektiv, aber bis auf das Gegentor war die Leistung okay für ein Auswärtsspiel." Die spielerischen Ansprüche sind bei Borussia auf ein Minimum heruntergeschraubt. Was gegen Mainz noch zum Erfolg führte, ging gegen Augsburg nach hinten los. Gladbach hatte nur eine gute Torchance, während den ebenfalls arg limitierten Gastgebern unter ihrem Interimstrainer Manuel Baum ein Tor nach einem Eckball reichte.

Der Treffer des ehemaligen Borussen Martin Hinteregger war eine von vielen Nebengeschichten, die jedoch nicht vom ernüchternden Gesamtbild ablenken konnten. Christoph Kramer wurde durch ein übles Foul des Japaners Takashi Usami für Wochen außer Gefecht gesetzt, er erlitt einen Außenband- und Kapselriss. Obendrein prügelten sich Gladbacher Ultras auf einem Rastplatz mit Münsteraner Ultras, die auf dem Weg zum Drittligaspiel in Regensburg waren, und mussten in Richtung Heimat umkehren. Es war also etwas leerer im Gästeblock, als die Mannschaft sich nach dem Abpfiff auf die Fans zubewegte. "Schubert raus!"-Rufe waren trotzdem unüberhörbar. Borussias Anhänger haben sich offenbar entschieden, was passieren muss.

(RP)
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