Borussia Mönchengladbach Schubert gibt Superstar Neymar einen Korb

Mönchengladbach · 2016 war nicht das Jahr des Julian Korb. Doch dann verschaffte Trainer André Schubert ihm einen neuen Job als rechter Innenverteidiger.

Julian Korb: Ein Eigengewächs istz zurück bei Borussia Mönchengladbach
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Das ist Julian Korb

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Foto: afp, PST-iw

In der 34. Minute hat Thorgan Hazard das 1:0 für Borussia Mönchengladbach gegen den FC Barcelona erzielt. So steht es im offiziellen Bericht der Uefa, und das darf dem kontinentalen Fußballverband ruhig einmal geglaubt werden. Wer das Spiel am Mittwoch allerdings nur akustisch verfolgt hat, wird in der 21. Minute von einem weiteren Treffer ausgegangen sein. Die Zuschauer im Borussia-Park sprangen auf, reckten Hände die Luft, jubelten, das übliche Programm. Es fehlte nur die Beschallung durch "Scooter", weshalb es sich mangels "Döpdöpdöp" definitiv nicht um ein Tor handeln konnte. Vor dem Spiel war es um die Suche nach möglichen Helden gegangen, Hazard bewarb sich mit seinem 1:0. Aber so wie Julian Korb in höchster Not gegen Paco Alcácer grätschte, fühlte es sich für die Zuschauer in diesem Moment nicht minder heroisch an.

Dabei hatte es Borussias Verteidiger sonst zumeist mit dem brasilianischen Superstar Neymar zu tun. Trainer André Schubert stellte Korb, wie schon in der Vorbereitung und beim 4:1 gegen Werder Bremen geprobt, als rechten Mann in die Dreierkette. "Bisher kenne ich Neymar ja nur aus dem Fernsehen oder von Fifa", hatte Korb vor dem Duell gesagt. "Virtual Reality" nennt man diese täuschend echten Computerspiele, die das Gefühl verleihen, dass alles, was sich vor dem Auge abspielt, real sei. Korb, Borussias Eigengewächs, durfte das "Virtual" streichen und die "Reality" genießen. "Es ist unbeschreiblich, sich mit den besten Spielern der Welt messen zu dürfen", sagte er nach der denkbar knappen Niederlage gegen Barca.

Gegen den Weltverein war Korb so etwas wie der heimliche "Spieler des Spiels", weil er Neymar fast immer ausschaltete, wenn er sich in sein Hoheitsgebiet begab. 70 Prozent seiner Zweikämpfe gewann Korb, kam ohne Foul aus und lag nur selbst zweimal am Boden, weil Neymar ihn leicht entnervt umgerissen hatte.

"Julian hat sich in den vergangenen Monaten weiterentwickelt, was eine Zweikampfführung angeht", sagte Trainer Schubert und fügte schmunzelnd hinzu: "Sogar Kopfballduelle gewinnt er inzwischen." Dank seiner guten Geschwindigkeit bringe er "alle Voraussetzungen mit für diese Position". Früher gab es diese Position nicht bei Borussia, da verteidigte Korb unter Lucien Favre als rechter Außenverteidiger, der nicht gerade einen Zweitwohnsitz in der gegnerischen Hälfte hatte. Als Schubert übernahm, wurde Korb am meisten entfesselt, erzielte sogar seine ersten Profitore.

In der neu eingeführten Dreierkette hatte er im Dezember 2015 zunächst weiter vorne seinen Platz, wo am Mittwoch Ibrahima Traoré spielte. 2016 war bis vor ein paar Wochen so gar nicht Korbs Jahr. Zwischen Ende Januar und Mitte August machte er kein Pflichtspiel von Beginn an. Doch in der Vorbereitung tat sich plötzlich die Perspektive auf, statt eines Flügelflitzers künftig auch eine Alternative weiter hinten und weiter innen zu sein - mehr Joshua Kimmich als Philipp Lahm.

Nachdem er zu Beginn der Saison mitunter zwischen Bank und Tribüne pendelte, taugt Korb plötzlich zum Vorbild für all seine Kollegen, die momentan nicht so viel Einsatzzeit bekommen. Es sind ja erst zehn von 44 Spielen vorbei. Barca war der bislang größte Gegner. "Aus solchen Spielen kann man immer sehr viel mitnehmen", sagte Korb.

So dürfte es auch Neymar ergehen - selbst wenn es nur das Wissen ist, dass es einen Profi namens Julian Korb gibt.

(RP)
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