Borussia Mönchengladbach Schubert stand bei den Fans immer in Favres Schatten

Mönchengladbach · André Schuberts Entlassung war für Borussias Fans keine Überraschung mehr, geschweige denn ein Schock wie Lucien Favres Rücktritt im September 2015. Wir haben die Blogs und Fanseiten gefragt: Warum ist Schubert als Trainer gescheitert?

André Schubert hat nie großen Rückhalt bei den Borussia-Fans genossen.

André Schubert hat nie großen Rückhalt bei den Borussia-Fans genossen.

Foto: Dieter Wiechmann

15 Monate war André Schubert Trainer der Borussia! 15 Monate stand er dabei im Schatten von Lucien Favre! Besonders nach der offiziellen Bestätigung der Entlassung zeigte sich, wie sich Schuberts Standing von dem seines Vorgängers unterschied. Als Favre ging, herrschte Trauer - irgendwo zwischen Schockstarre und Fassungslosigkeit. Bei Schubert, dessen Entlassung ob der Krise nicht mehr überraschte, ist davon nichts zu spüren. Vielleicht scheiterte Schubert auch genau daran. Er war der ewige Nachfolger. Die Fans liebten Favre. Sie vertrauten ihm blind, obwohl sie ihn nicht immer verstanden. Dieses Vertrauen wurde André Schubert nie entgegengebracht.

Wer glaubt, das habe nur an Ergebnissen gelegen, der macht es sich zu einfach. Denn auch in Phasen, in denen Borussia wie am Fließband siegte, feierte die Nordkurve stets die Mannschaft — nie jedoch Schubert. Niederlagen hingegen wurden Schubert persönlich angelastet - die Spieler wurden oft von Kritik verschont. Selbstredend hat Schubert Fehler gemacht. Hinter seinen ständigen Systemumstellungen und Wechseln stand zwar eine fußballerische Idee, die Mannschaft wirkte jedoch zunehmend orientierungslos. Auch Schuberts Auftreten in der Öffentlichkeit beruhigte die Lage nicht. Auf bissige Fragen reagierte er dünnhäutig. Das ist zwar menschlich, spielte den Kritikern aber in die Karten.

In den letzten Wochen schien es dann so, als habe die Mannschaft die öffentliche Kritik am Trainer gespürt und sich dahinter versteckt. Letzten Endes ist Schubert also auch an Spielern gescheitert, die grundlegende Tugenden wie Einsatz und Willen vermissen ließen. Das muss sich ändern! Sonst scheitert auch der Nachfolger des ewigen Nachfolgers.

Zunächst bleibt festzuhalten, dass sich die aktive Fanszene in der aktuellen Situation sehr besonnen verhalten hat, so, wie man es auch in Vergangenheit von ihr gewohnt war. Das Wohl und Wehe der Borussia steht über dem Einzelinteresse. Das erklärt auch die verhaltenen und lediglich vereinzelt aufgetretenen "Schubert raus"-Rufe.

Trotz der hervorragenden Bilanz zu Beginn seiner Amtszeit hatte man den Eindruck, André Schubert sei nie richtig angekommen. Anders als bei seinem Vorgänger Lucien Favre hält sich die Trauer über sein Ausscheiden daher in Grenzen. In einer großen Fanszene wie der der Borussia gibt es natürlich unterschiedliche Meinungen über Schuberts Arbeit. Aber selbst bei denjenigen, die lange an ihm festhielten, war der Kredit nun aufgebraucht. Die Entscheidung des Vereins war notwendig und ist absolut richtig.

Schubert trägt die Hauptlast, die Verantwortung indes liegt beim gesamten Verein. Nun ist insbesondere die Mannschaft gefordert. Es ist gut, dass jetzt Ruhe einkehrt. Es ist die Chance, die Kräfte zu bündeln und nach vorne zu schauen. An dieser Stelle danken wir André Schubert für die Erfolge unter seiner Regie und vor allem für seinen beindruckenden Abgang per Videobotschaft an den Verein und uns Fans. Hut ab! André, auch Dir alles Gute für Deinen weiteren Werdegang, beste Gesundheit und jetzt erst einmal ein friedvolles Weihnachtsfest!

André Schubert hat nach dem schockartigen Favre-Rücktritt die richtigen Schritte eingeleitet, um das Team für rund 2 Monate in einen Rausch zu versetzen. Dadurch startete Borussia in kürzester Zeit von Platz 18 auf 5 durch und qualifizierte sich trotz durchschnittlicher Rückrunde für die Champions League. Historische Spiele in Barcelona oder Glasgow sind nicht zuletzt Schubert und seiner Arbeit zu verdanken.

Trotzdem muss konstatiert werden, dass Ergebnisse und Leistungen nach dem Abflachen der Anfangseuphorie immer schlechter wurden und die immer noch recht hohe Qualität des Kaders nicht widerspiegelten. Der Abwärtstrend startete bereits mit dem 0:0 gegen Ingolstadt im November 2015. In den Wochen darauf versuchte Schubert, eigene Ideen in die Mannschaft einzubringen. Die Dreierkette ist ein spannendes taktisches Stilmittel, das in vielen europäischen Spitzenteams funktioniert. Es ist aber Aufgabe des Trainers, dies nicht nur auszuarbeiten, sondern seiner Mannschaft erfolgreich zu vermitteln.

Das ist Schubert über mehr als ein Jahr hinweg nicht gelungen. Gleiches lässt sich auf seinen Traum von der perfekten Flexibilität beziehen. Die Fohlenelf ist ihrem Trainer und seinen Ideen nicht gefolgt, sondern zeigte sich zunehmend verunsichert und führungslos. Im Winter wird zu hinterfragen sein, was dies über Charakter und Zusammensetzung des Kaders aussagt. Es wäre verheerend, die Schuld nur bei einer Person zu suchen.

Dass Schubert mit seiner verbissenen Art nicht allzu sympathisch rüberkommt, hat ihm bei Fans wie Medienvertretern, aber sicher auch einigen Spielern und Vereinsverantwortlichen nicht geholfen und diverse Prozesse zum Ende hin beschleunigt. Der Hauptgrund für sein Scheitern lag aber darin, dass ihm die Vermittlung seiner Ideen nicht gelungen ist und er kein ausreichend guter Trainer für einen ambitionierten Bundesligisten ist.

Die hohe Erwartungshaltung im Sommer hatte einen großen Einfluss darauf, wie Schubert bewertet wurde. Kramer und Vestergaard sollten den Abgang von Xhaka vergessen machen. In der Sommerpause konnte Schubert seine Ideen vom Spiel umsetzen. Der Start in die Saison glückte. Danach folgte der Einbruch der Defensive. Fans kritisierten die Dreierkette und die vielen Gegentore.

Die schwache Abwehr war ein Rückschritt gegenüber der Ära von Favre. Die Stellungnahme von Schubert nach der 0:4-Niederlage auf Schalke war für mich ein Zeichen der Verunsicherung. Auch durch die Verletzungen in der Offensive musste Schubert immer wieder Änderungen vornehmen. Irgendwann war kein Konzept mehr zu erkennen. Wo waren das offensive Pressing und die Leichtigkeit im Kombinationsspiel hin?

Die letzten Spiele haben gezeigt, dass zwischen Mannschaft und Trainer etwas vorgefallen sein muss. Der Fußball auf dem Platz war nur noch ein einziger Krampf. Eine Entlassung von Schubert war nur noch eine Frage der Zeit. Dennoch muss mehr aufgearbeitet werden, wie Eberl es schon angedeutet hatte. Unter anderem sind die Einstellung der Mannschaft und die Kaderzusammenstellung zu hinterfragen. Aktivitäten auf dem Transfermarkt wurden schon angekündigt.

Nein. Es ist nie schön, wenn ein leitender Angestellter einer Firma den Hut nehmen muss. Schließlich ist er eine Führungskraft, die mit einem hohen Maße an Verantwortung ausgestattet ist und gewichtige Entscheidungen zu treffen hat. So auch gerade im Fußball-Geschäft, wo es mittlerweile um viel Geld, aber vor allem um eins geht: um sportlichen Erfolg. André Schubert hatte davon gerade in den letzten Wochen und Monaten viel zu wenig. Das ist bedauerlich und schade.

Von Lucien Favre übernommen, hat der 45-Jährige die Mannschaft vor 15 Monaten wieder in die richtige Bahn gelenkt und richtige Entscheidungen getroffen. Für diese beispiellose Aufholjagd ist ihm zu danken. Doch gerade in den letzten Wochen gab es zu wenige richtige Entscheidungen. Unabhängig von den zahlreichen Verletzungen, mit denen er zu kämpfen hatte, zeigte sich eine Mannschaft, die verunsichert und mutlos war.

Eine Wende unter André Schubert war nicht mehr abzusehen. Da war es logisch, dass die im Fußball gängigen Mechanismen nun auch in Gladbach gegriffen haben. Mit Schubert verabschiedet sich somit ein Borussen-Coach, dem es von Beginn an Kredit gefehlt hat. Vielleicht auch deshalb, weil er stets an seinem Vorgänger gemessen wurde. Ein Ende ist immer auch die Chance für einen Neuanfang.

Ein Neuanfang auch für die Anhänger der Borussia, die keinen Auswärtssieg feiern konnten und von der Niederlage im Heimderby angefangen auch ihren Frust freien Lauf ließen. Einen Neuanfang wird auch Schubert ganz sicherlich bei einem anderen Klub wieder bekommen. Bei Borussia kommt jetzt ein neuer Trainer, der den eingeschlagenen Weg weiterführen soll. Und dabei steht nun auch die Mannschaft im Zusammenhalt mit den Fans auf den Rängen in der Pflicht.

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