Borussia Mönchengladbach Schubert begann mit Rekorden und endet auf Frontzeck-Niveau

Mönchengladbach · Als er Borussia Mönchengladbach im September 2015 zunächst übergangsweise übernahm, startete André Schubert mit historischen Bestmarken. Am Ende seiner Zeit als Gladbach-Trainer steht eine Bilanz, die zuletzt Michael Frontzeck vor sechs Jahren unterbot.

 Nicht zu fassen: André Schubert übernahm Borussia auf Platz 18, führte sie auf Platz 4, nun ist es Platz 14.

Nicht zu fassen: André Schubert übernahm Borussia auf Platz 18, führte sie auf Platz 4, nun ist es Platz 14.

Foto: dpa, mb vge

Es haben sich in der Berichterstattung über mögliche Trainerwechsel ein paar codeartige Formulierungen etabliert. Wenn es dann heißt "Eberl vermeidet Bekenntnis zu Schubert", dann steckt zwischen den Zeilen deutlich mehr, auch wenn es nur eine Zeile ist. "Ich weiß, dass eine Antwort gefordert wird", sagte Sportdirektor Max Eberl bei "Sky" nach dem 1:2 gegen den VfL Wolfsburg. "Wir haben uns leider mit zwei Niederlagen verabschiedet. Aber ich werde nicht vor der Kamera sagen, was unsere Entscheidung ist." Das klang wie: "Ich werde jetzt nicht so unseriös sein, eine Trainerentlassung eine halbe Stunde nach Abpfiff live im Fernsehen zu verkünden. Das gebietet allein der Respekt." Und so harrte der Niederrhein am Mittwochvormittag der Dinge — und wartete nicht lange.

In einer derartigen Lage war Borussia Mönchengladbach seit sechs Jahren nicht. Das bezieht sich nicht nur auf die Situation, kurz vor einer Trainer-Entlassung zu stehen, sondern allein auf das Tabellenbild. 16 Punkte sind es, und selbst wenn es zum Hinrundenabschluss am 21. Januar beim SV Darmstadt noch drei Punkte geben sollte, wäre es die schlechteste Serie seit eben jener Hinrunde der Saison 2010/2011, die Borussia mit zehn Punkten abschloss. Übrigens holte Michael Frontzeck die einzigen beiden Siege damals auswärts. Dazwischen liegt die Ära Lucien Favre, deren Märchenhaftigkeit die Ereignisse der vergangenen Wochen noch einmal unterstrichen haben.

75:44 Tore, 65 Punkte, Platz drei, 20 Punkte mehr als der FC Schalke, sogar 26 mehr als der VfL Wolfsburg — das war Schuberts Bilanz in seinen ersten 34 Bundesligaspielen. Manch einer mag sich geärgert haben, dass diese Saison vom 6. Spieltag der Saison 2015/16 bis zum 5. Spieltag der Saison 2016/17 dauerte. Rückblickend kann Borussia froh sein, dass es nicht so war, weil sie ansonsten Vorletzter wäre, mit fünf Punkten Rückstand aufs rettende Ufer. Bis zu seiner Vertragsverlängerung am 27. September war Schubert mit einem Punkteschnitt von 1,91 pro Spiel nicht nur Gladbachs bester Trainer der Geschichte, sondern einer der erfolgreichsten der Bundesliga. Mit 1,58 Punkten ist er inzwischen nicht nur hinter Hennes Weisweiler und Udo Lattek zurückgefallen, sondern auch hinter Lucien Favre und Jupp Heynckes. Schuberts Zeit endet auf Platz 5 von 22 in der internen Trainer-Tabelle Borussias.

Wenn es etwas Positives aus dem Spiel gegen Wolfsburg zu ziehen gibt, dann ist es allein die Tatsache, dass Borussia wieder torgefährlicher war. Sechs Torschüsse in der ersten Hälften waren noch harmlos, aber 14 in der zweiten, davon vier aufs Tor, zeugten davon, dass zumindest noch ein kleines Feuer brennt. Zuletzt gab es in zwei klassischen 0:0-Spielen ein 1:0 und ein 0:1 aus Borussia-Sicht. Wolfsburg lässt sich nun als 2:2-Spiel bezeichnen. Auch darum wird es nach der Winterpause zu gehen: Nicht andauernd ein Ergebnis auf der Anzeigetafel stehen zu haben, das nicht dem Spielverlauf entspricht. Denn selbst unverdiente Siege wie gegen Mainz, das hat sich nun gezeigt, sind auf Dauer nicht erstrebenswert.

In einer Hinsicht sind jegliche Messinstrumente des modernen Fußballs am Dienstag jedoch an ihre Grenzen gestoßen. Grobe Fehler, wie sie gegen Wolfsburg passiert sind, lassen sich nicht verwissenschaftlichen. Luftlöcher im Angriff sind insofern ohne Folgen, als sie am Ergebnis auf der Anzeigetafel nichts ändern. Was Borussia allerdings in der Abwehr fabrizierte, hatte man lange nicht gesehen. Beim 0:1 schien Oscar Wendt es für unmöglich zu halten, dass in seinem Rücken ein Gegenspieler heranrauschte. Yann Sommer spielte Julian Draxler den Ball so genau in den Fuß, dass man geneigt war, einen Transfer des Wolfsburgers nach Gladbach zu verkünden. Etwas später rutschte Nico Elvedi dann noch weg wie Bambi auf dem Eis.

(jaso)
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