Borussia Mönchengladbach Christensens Bestmarke und das Dilemma am Mittwoch

Mönchengladbach · Nur 44.000 Zuschauer haben Borussias Sieg gegen Hertha BSC gesehen. Unter der Woche schaffen es deutlich weniger Fans ins Stadion. Am Mittwoch sahen sie einen starken Auftritt, der allerdings auch eine Warnung bereithielt.

Andreas Christensen im Kopfballduell mit Valentin Stocker.

Andreas Christensen im Kopfballduell mit Valentin Stocker.

Foto: ap, mm

Beinahe makellos

Borussias Dilemma mit Andreas Christensen hat Dieter Hecking kürzlich treffend umschrieben: "Schlägt er ein, ist er weg. Schlägt er nicht ein, will man ihn nicht behalten", sagte der Trainer über Leihgeschäfte im Allgemeinen. Nun ist das Dreieck Christensen-Chelsea-Borussia ungewöhnlich, weil einer der zehn besten Vereine Europas vor zwei Jahren einen 19-Jährigen zu einem Top-50-Klub geschickt hat und der als Fast-21-Jähriger einer der besten Verteidiger der Bundesliga ist. "Es gibt Konstellationen bei großen Vereinen, in denen etwas denkbar ist", hat Sportdirektor Max Eberl deshalb im Interview mit unserer Redaktion gesagt. "Der Kampf ist noch nicht aussichtslos." Wer Christensen am Mittwoch gegen Hertha gesehen hat, kann keine Zweifel haben, dass der Däne auch dem Premier-League-Meister in spe helfen würde: 80 Prozent gewonnene Zweikämpfe sind selbst für Christensen überdurchschnittlich, 98,2 Prozent Passquote (112 von 114 kamen an) sorgten für einen ligaweiten Saisonrekord.

Dieter Hecking sieht eine Entwicklung

Ganz nüchtern betrachtet, war Christensen also der "Spieler des Tages", nicht Laszlo Bénes. Der Torschütze spielte allerdings auch 85 Pässe, Jannik Vestergaard kam auf 96 und Mo Dahoud auf 82. Das Quartett steuerte 377 von 652 Zuspielen bei. Insgesamt war Borussia in dieser Saison nur in der Hinrunde gegen Schalke 04 (812, 0:4), gegen den Hamburger SV (759, 0:0) und Eintracht Frankfurt (659, 0:0) passfreudiger. Nicht nur unter Dieter Hecking ging so ein dominanter Auftritt erstmals gut. Der attestierte seiner Mannschaft deshalb auch eine Entwicklung. "Wir haben mit viel Ballbesitz richtig viel angefangen. Das ist der Schritt, den wir machen müssen, dass wir nicht nur aus Kontersituationen gut spielen", sagte Hecking. "Wir wollen agieren, das haben wir gut gemacht. Nur das zweite Tor hat gefehlt."

Liz und Lays sind da

Gefehlt hat auch Raffael. Es war aus Borussias Sicht im Vorfeld zu befürchten gewesen, weil die Zwillinge am Dienstagabend immer noch nicht da gewesen waren. Am Mittwoch kamen Liz und Lays dann auf die Welt. Raffaels Kollegen sendeten Glückwünsche in Form des 1:0-Erfolges gegen dessen ehemaliges Team aus Berlin. Der Angreifer hatte die frohe Kunde kurz vor dem Anpfiff per Instagram-Foto überbracht: "Endlich, die Großfamilie ist komplett", schrieb Raffael unter ein Foto, auf dem Plüschbar-Eltern mit zwei kleinen Bären im Borussia-Trikot und zwei weiteren im Prinzessinnen-Kleid zu sehen sind. Raicky und Raffael Junior sind ziemlich stolz:

Vorsprung auf Platz 16 fast verdoppelt

Am Samstag beim 1. FC Köln kann Raffael also befreit und wahrscheinlich auch beflügelt aufspielen. Auf eines der wichtigsten Spiele der Saison folgt ein noch wichtigeres. Gegen Köln steht nicht nur der emotionale Derby-Faktor im Mittelpunkt, sondern auch die Möglichkeit, bis auf einen Punkt an den rheinischen Rivalen heranzurücken. Momentan ist der sechste Platz (genau wie Platz fünf, den Köln belegt) nach wie vor vier Punkte entfernt, dafür hat Borussia den Vorsprung auf den Relegationsplatz von vier auf sieben fast verdoppelt. Das war die eigentliche Errungenschaft des Mittwochabends: Unten rein wird Gladbach nur noch rutschen, wenn es gar keinen Sieg mehr gibt. Dass der gegen Hertha trotz der Überlegenheit bis zum Ende in Gefahr war, sollte in dieser Liga aber eine Warnung sein.

Englische Wochen verhindern Rekord

44.347 Zuschauer konnte Stadionsprecher Torsten Knippertz verkünden. Es waren schon mal weniger in Englischen Wochen, aber auch ein paar mehr. Wobei natürlich längst nicht jeder der 30.000 Dauerkarten-Inhaber den Weg in den Borussia-Park auf sich genommen hatte (oder nehmen konnte). In Gladbach können sie einerseits froh sein, dass sie sieben der letzten acht Bundesligaspiele unter der Woche zu Hause absolvieren durften. Reisen wie nach Leipzig im vergangenen September sind noch lästiger für die Fans. Andererseits verhindern die Englischen Wochen zum dritten Mal in Folge einen Vereinsrekord. Der steht bei 883.185 Zuschauern in der Saison 2013/14, als Borussia kein Heimspiel am Dienstag oder Mittwoch bestreiten musste. Bei circa 875.000 dürfte der Klub in diesem Jahr landen. In den vergangenen drei Jahren kamen unter der Woche im Schnitt nur 43.000 Zuschauer, am Wochenende sind es mehr 52.000.

(jaso)
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