Borussia Mönchengladbach Ansteigend ist nur die Zahl der Ausfälle

Mönchengladbach · Welchen Einfluss hat die Verletztenmisere auf die Ergebnisse von Borussia Mönchengladbach? Die Liste der Ausfälle ist wieder alarmierend. Mittlerweile fehlen sechs potenzielle Stammspieler.

Anstrengend: Nach vier Monaten Verletzungspause hat Ibrahima Traoré zuletzt dreimal in Folge begonnen.

Anstrengend: Nach vier Monaten Verletzungspause hat Ibrahima Traoré zuletzt dreimal in Folge begonnen.

Foto: Imago

Besser als am 4. März ist es nicht mehr geworden. Borussia führte nach dem teils berauschenden 4:2 gegen den FC Schalke die Rückrundentabelle an und durfte sich nach dem Erfolg beim Hamburger SV drei Tage zuvor auf ein Heimspiel im DFB-Pokalhalbfinale gegen Eintracht Frankfurt freuen. Zudem war die Leistung eine mächtige Ansage an S04 mit Blick auf die beiden Duelle im Achtelfinale der Europa League. Gladbach war zweifellos die "Mannschaft der Stunde", der Sieg gegen Schalke war damals der vierte in Folge. Doch seit jenem furiosen Samstagabend im Borussia-Park ist die Enttäuschungsrate drastisch gestiegen und der Punkteschnitt allein in der Liga von 2,29 auf 1,64 gesunken. Lediglich zwei der zehn vergangenen Pflichtspiele hat Gladbach noch gewonnen.

Wer Ursachen sucht für den Einbruch, wird spätestens heute wieder auf einem weißen Din-A4-Zettel fündig. Jede Woche wird er vor den Pressekonferenzen im Borussia-Park ausgeteilt und dokumentiert das leidige Thema, das sich durch die komplette Saison zieht: die große Verletzungsmisere. Seit Trainer Dieter Hecking im Januar übernommen hat, wurden nie weniger als vier Namen unter "Ausfälle" aufgelistet. Gleich bei seiner Premiere gegen den SV Darmstadt musste der 52-Jährige neun Profis ersetzen. Nachdem sich die Lage wochenlang stetig verbessert hatte, ist die Kurve seit der Länderspielpause so steil angestiegen, als würde sie den Streckenverlauf einer Tour-de-France-Etappe nach Alpe d'Huez anzeigen.

Josip Drmic, Oscar Wendt, Tony Jantschke, Marvin Schulz und Mamadou Doucouré werden morgen beim FSV Mainz 05 ganz sicher fehlen. Bei Thorgan Hazard, Fabian Johnson, Christoph Kramer und Raffael, die am Dienstag in Zivilkleidung mitfieberten, ist die Hoffnung ebenfalls gering. Während sich die fitten Spieler gestern ausruhen durften, schuftete Raffael immerhin am Fitnesshügel.

Auch am Tag nach der Enttäuschung im Pokal hatte Hecking sich weiterhin nicht beklagen wollen über die Probleme. "Sicherlich kann man das ein Stück weit als Begründung heranziehen, aber das ist nicht unser Naturell", sagte er. "Wir haben einen breiten Kader, jeder will spielen. Und die, die gegen Frankfurt reingekommen sind, haben es gut gemacht." Erstmals in der Vereinshistorie hatte Hecking viermal auswechseln dürfen: Nico Schulz, Laszlo Bénes und Patrick Herrmann belebten alle die Partie. Djibril Sow heimste in der letzten Minute der Verlängerung nach einem stark abgelaufenen Konter Sonderapplaus ein - bevor er im Elfmeterschießen zur tragischen Figur wurde.

In den ersten elf Spielen unter Hecking, von Darmstadt bis Schalke, war personelle Konstanz ein Erfolgsgarant. Yann Sommer, Oscar Wendt, Andreas Christensen, Jannik Vestergaard, Tony Jantschke und Christoph Kramer spielten stets von Beginn an. Lars Stindl musste nur in Bremen gelbgesperrt aussetzen, Mo Dahoud bekam in Ingolstadt eine einzige Pause. Hecking hob oft die Bedeutung seiner "Achse" hervor. Nun muss der Trainer selbst bei vermeintlich gesunden Spielern wie Ibrahima Traoré abwägen. "Er ist nach nach vier Monaten Verletzungspause zurückgekommen und stand jetzt drei Spiele hintereinander in der Startelf. Es ist immer ein schmaler Grat", sagte Hecking.

Dass er die Probleme nicht vorschiebt, sondern die Fehlerdiagnose sportlich ansetzt, ist ehrenwert. Allerdings ist der Qualitätsverlust kaum aufzufangen, wenn sechs potenzielle Startelf-Kandidaten fehlen. Beim FC Bayern wären das: David Alaba, Joshua Kimmich, Xabi Alonso, Thomas Müller, Arjen Robben, Franck Ribéry. Bei Dortmund: Marcel Schmelzer, Lukasz Piszczek, Julian Weigl, Raphael Guerreiro, Ousmane Dembélé, Marco Reus. Immerhin: Schlimmer als jetzt dürfte es in Gladbach nicht mehr werden.

(RP)
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