Borussia Mönchengladbach Erstes Ausstellungsstück landet im Vereinsmuseum

Mönchengladbach · 1298 Tore in 19 Jahren hielt sie fest. Nun ist die Anzeigetafel vom Bökelberg als erstes Ausstellungstück in Borussias neuem Vereinsmuseum gelandet.

Borussia Mönchengladbach: Kran hievt Anzeigetafel ins Vereinsmuseum
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Kran hievt Anzeigetafel ins Vereinsmuseum

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Foto: Jannik Sorgatz

Besonders weitsichtig waren sie im Sommer 1974 nicht bei Borussia Mönchengladbach, als die hochmoderne Anzeigetafel hinter der Nordkurve auf dem Bökelberg installiert wurde. Obwohl der Verein bis dahin für zwei der drei zweistelligen Siege in der Bundesliga gesorgt hatte, konnte das neue Modell nur eine Ziffer pro Mannschaft anzeigen. Vier Jahre später ging es noch gut, weil Gladbach das 12:0 gegen Borussia Dortmund im Düsseldorfer Rheinstadion einfuhr. 1984 stieß die Anzeigetafel dann doch an ihre Grenzen: Beim 10:0 gegen Eintracht Braunschweig konnte das letzte Tor nicht mehr dort erscheinen.

Es wurde nachgerüstet, auf beiden Seiten, wobei Vizepräsident Rainer Bonhof scherzhaft eine Verschwendung von Vereinsgeldern bemängelte. "Die Eins für die Gäste hätte ich mir gespart", sagte er, während die Anzeigetafel an einem Kran über der Baustelle am Borussia-Park schwebte. Dort soll sie ab Ende 2018 die "Fohlenwelt", das neue Vereinsmuseum, zieren. Da die Bauarbeiten zügig vorangehen. musste Borussia den Termin sogar vorziehen, ein Berliner Anti-Flughafen sozusagen. Durch die Tür des Gebäudes, in dem auch ein Hotel unterkommt, wird die Anzeigetafel nämlich nicht passen. Sprich, sie muss nun für immer an dem Platz bleiben, den sie feierlich einnahm. Auch Rekordspieler Berti Vogts und Stadionsprecher-Legende Rolf Göttel waren gekommen.

Elmar Kreuels hat vor Jahren auf gut Glück damit begonnen, Exponate für ein mögliches Vereinsmuseum zu sammeln. Konkrete Pläne gab es damals noch nicht. Für Borussias Archivar war die Anzeigetafel an seinem Geburtstag "das größte Geschenk, das ich je bekommen habe". In der Tat: 3800 Kilogramm wiegt sie, ist 10,5 Meter lang und drei Meter hoch. Hinten gibt es sogar eine kleine Tür, durch die man für Wartungsarbeiten hineingehen kann. "Nicht alle waren direkt davon überzeugt, dass das ein schönes Ausstellungsstück ist", verriet Kreuels, der sich mit seinem Team am Ende durchgesetzt hat.Von

1974 bis 1993 war die Anzeigetafel im Einsatz. "Für die Jüngeren ist es wichtig, um zu erfahren, dass es früher auch schon attraktiven Fußball gab", sagte Bonhof über das Vereinsmuseum. Die damals 118.000 Mark teure Anzeigetafel schlägt sozusagen die Brücke zwischen den Höhen, die der Verein erlebte, als sie montiert wurde, und den Tiefen, die es immer häufiger gab, als sie ausgedient hatte.

Auf 1000 Quadratmetern sollen Besucher in der "Fohlenwelt" die Vereinshistorie erleben. Die Worte "Büchsenwurf" und "Pfostenbruch" ließ Kreuels fallen. "Ich will nicht zu viel verraten, es soll ja noch eine Überraschung werden", sagte er. Man kann sich vorstellen, dass alle Beteiligten sich keine Sorgen machen müssen, ob sie die Ausstellungsfläche voll bekommen. "Vor zwei Jahren haben wir erstmals in einem Kreis zusammengesessen. Einen Fanshop haben wir schon mehrmals gebaut, ein Museum noch nie", erzählte Kreuels. "Deshalb war das für uns zunächst Neuland. Es galt, einen roten Faden zu finden, das haben wir schnell geschafft." Die Schwerpunkte in der "Fohlenwelt" sollen wechseln, kündigte Geschäftsführer Stephan Schippers an: "So können die Fans immer wieder kommen und ich bin mir sicher, das werden sie auch."

Im Übrigen hätte sich Borussia nicht nur die Kosten für das zweistellige Ergebnis auf Seiten der Gäste sparen können. Seit dem Braunschweig-Spiel vor 33 Jahren hat in der Bundesliga keine Mannschaft mehr zehn Tore geschossen. Die alte Anzeigetafel dokumentierte in ihrer Geschichte 1298 Treffer, wie Borussia errechnet hat. Nach ein paar Jahren im RSV-Stadion am Jahnplatz und im Grenzlandstadion landete sie nicht nur am Geburtstag des Archivars im wahrsten Sinne im Vereinsmuseum, sondern auch exakt 25 Jahre nach einem Abend, an dem sie historisch wenig zu tun hatte: Am 7. April 1992 hielt Uwe Kamps im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Bayer Leverkusen gleich vier Elfmeter.

(jaso)
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