Borussia Mönchengladbach "Auf, auf, auf in die Champions League"

Bremen · Borussia Mönchengladbach zieht nach einer Rekordsaison erstmals in die Königsklasse ein. Manager Max Eberl ist nun darum bemüht, Verstärkungen zu finden, die nicht das Gehaltsgefüge sprengen.

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Während hinter ihm Bremer Brauerzeugnisse kistenweise den Weg in Borussia Mönchengladbachs Mannschaftsbus fanden und die Profis den 2:0-Sieg beim SV Werder schon in der Kabine ausgelassen feierten, wandelte Sportdirektor Max Eberl im Moment der feststehenden Champions-League-Teilnahme eher auf den Spuren von Goethes Faust und dessen Bitte an den Augenblick: "Verweile doch, du bist so schön!". "Sehen Sie mir nach, dass ich alles erst einmal sacken lasse", sagte Eberl in den Katakomben des Weserstadions zu den wartenden Journalisten. "Alles, was wir gerade erleben, ist fantastisch. Lassen Sie mir also heute den Tag einfach mal, um nicht zu viel nachzudenken."

Es war der Höhepunkt einer schier unglaublichen Erfolgsgeschichte, den Eberl auskosten wollte. Eine Geschichte, die seine Borussen die Saison mindestens auf Rang drei abschließen und ab Herbst Gegner der Preisklasse vom FC Chelsea, Juventus Turin, Barcelona oder Paris St. Germain zu Pflichtspielen in der lukrativen Königsklasse anreisen lässt. Dem ersten Sieg in Bremen seit 1987 folgte für Gladbach die Gewissheit, zum ersten Mal seit 1977/78 wieder im wichtigsten Europapokal vertreten zu sein. "Es ist ein Erfolg für den ganzen Verein, für alle, für die Spieler, für die Zusammenarbeit. Es ist kein individueller Erfolg für niemanden", sagte der hochgelobte Trainer Lucien Favre, neben Eberl einer der zwei Architekten des kometenhaften vierjährigen Gladbacher Aufstiegs vom Kellerkind zum Spitzenteam.

Indes, der Wunsch, den Moment des definitiven Triumphs längstmöglich auskosten zu wollen, erwuchs Eberl nicht zuletzt aus der Gewissheit heraus, dass im Tagesgeschäft Profifußball ein zu langes Ausruhen auf erreichten Lorbeeren eine fatale Arbeitsweise sein kann. "Das ist leider der Lauf der Zeit. Es geht alles wieder bei Null los. Die Herausforderungen werden größer werden. Wir werden anders wahrgenommen werden. Wir werden mit Erwartungshaltungen um uns herum klarkommen müssen, die wir versuchen wollen, auf eine Realität zu drücken", sagte er.

Seine Aufgabe wird dabei sein, erneut Profis zu finden, die das Gehaltsgefüge nicht sprengen und bei der aktuell so angesagten Borussia eben nicht den schnellen Euro, sondern die Teilhabe an einem nachhaltig erfolgreichen Projekt suchen. Und so sträubt sich Eberl dann auch trotz kalkulierbarer Champions-League-Einnahmen von mehr als 20 Millionen Euro, mit den Spendierhosen eines Neureichen aufzutreten. Er weiß aus der Erfahrung mit dem Kauf von Luuk de Jong 2012, dass Kaderplanung mit viel Geld in der Tasche bisweilen die schwierigere sein kann.

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Klar ist, dass Borussia einen Nachfolger für Stürmer Max Kruse, einen jungen, talentierten Innenverteidiger und wohl noch einen Mittelfeldspieler sucht. "Auch mit den Mehreinnahmen aus der Champions League wird es jetzt keine Offensive auf dem Transfermarkt geben. Wir werden versuchen, Qualität hinzuzufügen. Wir haben schon Lars Stindl geholt und werden darüber hinaus zwei, drei Transfers tätigen", sagte er.

Es werden Neuzugänge sein, die Favre in ein funktionierendes Kollektiv integrieren muss. Auch auf den Schweizer kommt ab Sommer eine abermals neue Herausforderung zu: die, die Champions League nicht zur Belastung für den Ligaalltag werden zu lassen und die, Borussias Spielweise ein viertes Mal weiterzuentwickeln, weil die Gegner sich besser auf sie einstellen werden. "Borussia war vorher eine Kontermannschaft, jetzt können wir auch Spielaufbau. Die Spieleröffnung ist gut, wir können auch sehr hoch spielen, und natürlich können wir auch nach wie vor kontern", sagte Favre in Bremen. Auf ihn und Eberl wartet also viel Arbeit. Direkt nach dem Genuss des Augenblicks.

(RP)
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