Kölner Last-Minute-Sieg Wer beim Derby früher geht, wird oft bestraft

Köln/Mönchengladbach · Wieder wird das Rheinische Derby erst in der Nachspielzeit entschieden, wie 2015 und 2016. Diesmal erleidet Borussia das Schicksal auswärts - wo es in letzter Zeit nicht mehr läuft.

Fassungslos nach dem Derby: Borussias Kapitän Lars Stindl.

Fassungslos nach dem Derby: Borussias Kapitän Lars Stindl.

Foto: Dirk Päffgen

Last-Minute-Inflation

Seit dem Wiederaufstieg des 1. FC Köln im Sommer 2014 sind knapp fünf Prozent aller Bundesligatore in der Nachspielzeit der zweiten Hälfte erzielt worden. Das Rheinische Derby liegt damit weit über dem Schnitt: Simon Teroddes 2:1 am Sonntag war schon das dritte Tor nach der 90. Minute aus den vergangenen acht Derbys, macht bei insgesamt 15 Treffern in diesem Zeitraum 20 Prozent. Und zum dritten Mal war es entscheidend: Im Februar 2015 köpfte Granit Xhaka Borussia zum Last-Minute-Sieg, im November 2016 war es Kölns Marcel Risse mit seinem "Tor des Jahres"-Freistoß und nun im Januar 2018 eben Terodde. Sportlich waren die Derbys der vergangenen Jahre spannend wie selten, ein 0:0 gab es sowie vier Gladbacher und drei Kölner Siege mit je einem Tor Unterschied.

Derby-Niederlagen hallen nach

Für Borussia war es erst die vierte Niederlage im 19. Derby seit Herbst 2005, und in einer Hinsicht wird es danach anders weitergehen, so weit darf man sich wohl aus dem Fenster lehnen. 2008 wurde Jos Luhukay nach dem 1:2 entlassen, 2015 trat Lucien Favre am folgenden Tag zurück und 2016 behielt André Schubert seinen Job nicht einmal mehr fünf Wochen lang. Derby-Niederlagen hallen in Gladbach immer nach, was eben auch an ihrer Seltenheit liegt. Die Möglichkeit, eine Antwort zu geben, haben Dieter Hecking und seine Mannschaft am Samstag im Heimspiel gegen den FC Augsburg.

Auswärts-Resultate erhöhen Druck zu Hause

Vor dem Spiel beim VfL Wolfsburg am ersten Advent stand Hecking in seiner Gladbacher Zeit wettbewerbsübergreifend bei 13 Siegen, sechs Unentschieden und nur drei Niederlagen in der Fremde — eine herausragende Bilanz. Es folgte das 0:3 in Wolfsburg, dann das 0:1 in Freiburg und nun eben das 1:2 in Köln. Drei Auswärtsniederlagen hintereinander hat Borussia kassiert, der Nimbus ist erst einmal dahin.

Yann Sommers schlechter Lauf

Kassiert Yann Sommer auch gegen Augsburg ein Gegentor, hat er seinen Negativrekord bei Borussia eingestellt. Es wären dann elf Ligaspiele in Folge ohne Zu-Null. Nur im Derby-Hinspiel und beim 2:0 gegen Werder Bremen hielt Sommer seinen Kasten bislang sauber. Beim 1:2 durch Terodde war er machtlos, davor hielt er, was er halten musste, wie zum Beispiel Marco Högers leicht verdeckten Schuss. Doch das 0:1 war ein Gegentreffer der Marke "Ist in der Fußballgeschichte schon mal verhindert worden". Ohne Folgen blieb zuvor ein zur Ecke geklärter Schuss, der klar vorbeigegangen wäre.

Ein neuer Teenager auf der Bank

Seine Kader-Premiere hatte Florian Mayer bereits am Samstagabend bei Instagram gespoilert — mit einem Foto aus seinem Hotelzimmer in Köln. Der 19-Jährige war 2016 vom VfL Bochum nach Gladbach gewechselt, zuvor hatte er acht Jahre beim FC Schalke in der Jugend gespielt. Testspielerfahrung bei Borussias Profis hat er bereits, nun durfte Mayer seine Kaderpremiere in der Bundesliga feiern — wenn auch mit unschönem Ende. Wer seinen Namen googelt, findet bis auf eine Ausnahme nur Funde zum ehemaligen deutschen Davis-Cup-Spieler Florian Mayer. Aber Florian Mayer, der Innenverteidiger, hat noch Zeit, um daran etwas zu ändern.

(jaso)
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