Einstellung wird bestraft Borussia bekommt nichts geschenkt

Freiburg · Kampfkraft, Einsatzwille, Laufbereitschaft. Gladbach ließ gegen Aufsteiger Freiburg Grundtugenden vermissen. Der Gegner wollte den Sieg augenscheinlich mehr.

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Freiburg - Mönchengladbach

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Foto: Dirk Päffgen

Tony Jantschke gibt die Hoffnung nicht auf. Der Verteidiger ist seit 2008 ein Teil des Profi-Kaders von Borussia Mönchengladbach und hat schon das eine oder andere Mal in Freiburg gespielt. Aber er hat noch nie dort gewonnen. "Ich werde, solange ich für Gladbach spiele, versuchen, diese Serie zu knacken", sagte er am Samstag. Er sprach über die Zukunft. In der Gegenwart gab es ein 1:3.

Dabei schien die Gelegenheit günstig: Die Gladbacher kamen mit dem Selbstvertrauen von vier Pflichtspielsiegen und als Champions-League-Teilnehmer mit dem vermutlich breitesten Kader aller Borussia-Zeiten zum Aufsteiger - und gingen sogar in Führung. Die perfekte Generalprobe für das Startspiel in der Königsklasse morgen bei Manchester City schien möglich. Doch Freiburg erdete die Borussen. "Es ist bitter, wenn man so gut startet und dann so in Freiburg verliert", sagte Stürmer André Hahn.

Was Hahn meinte: Freiburg rannte mehr, investierte mehr, wollte mehr und bekam mehr. Dabei sind das Merkmale, die Gladbach sonst auszeichnen. Ebenso wie eine gute, geordnete Defensivarbeit. "Wir sind normal immer in der Lage, gut zu verteidigen. Das war in Freiburg gerade in der zweiten Halbzeit nicht so", analysierte Jantschke. Personifiziert wurde dieser Makel durch den Dänen Andreas Christensen: Dem sonst Fehlerlosen passierten einige "Böcke", nicht nur in der Entstehungsgeschichte des Elfmeters zum 1:3.

Nur fünf Torschüsse

Das passte zum Gesamtbild. Thorgan Hazard erzielte zwar ein herrliches Führungstor, ansonsten aber produzierte die hoch gelobte Offensive nur fünf Torschüsse. Zwar funktionierte das Rotationsprinzip von André Schubert bei Hazard, der André Hahn ersetzte und traf, ansonsten passte es nicht in Freiburg. Viele Fans hätten sich im zentralen Mittelfeld mehr Kreativität (und Mo Dahoud) gewünscht, Schubert setzte auf den eingespielten Block mit Tobias Strobl neben Christoph Kramer. Strobl hatte indes keinen guten Tag, und auch der eingewechselte Verteidiger Jannik Vestergaard spielte unglücklich statt zu stabilisieren.

Schubert weiß, dass jede Personalentscheidung nur so gut ist wie das Ergebnis. Hätten seine Spieler das 1:0 verteidigt, wäre alles richtig gewesen. So aber war es nicht der richtige Ansatz, um die schwarze Serie im Schwarzwald (sieglos seit 2002) zu stoppen. "Ärgerlich ist, dass wir, auch wenn Freiburg besser war, einen Punkt hätten haben können, wenn wir es cleverer gemacht hätten", sagte Jantschke. Spitzenteams - und als solches ist Gladbach zu definieren - wird unterstellt, mit individueller Klasse und Coolness auch solche Spiele nicht zu verlieren, in denen es mal nicht läuft.

Dazu müssen aber "die Basics" stimmen: Kampfkraft, Einsatzwille, Laufbereitschaft. Die vermisste Schubert in Freiburg. Borussia verpasste es somit, den Heimsieg gegen Leverkusen zu veredeln - und mit einem Erfolgserlebnis nach Manchester zu reisen. Alles in allem führte der Weg nach Freiburg auf den Boden der Tatsachen zurück. Und brachte die Erkenntnis: Selbstläufer gibt es nicht für Mönchengladbach. Borussia hat Potenzial, um das aber in Erfolg umzuwandeln, bedarf es eines gesamtmannschaftlichen Kunstwerks, in dem alles passt. Dazu fehlten in Freiburg arg viele Prozent.

Gehen die Borussen mit einer "Laissez-faire-Einstellung" wie in Freiburg ins Champions-League-Spiel am Dienstag bei Manchester City, könnte es ein bitterer Abend werden. Das jedoch befürchtet niemand in Gladbach. "Es ist ein anderes Spiel, es ist ein anderer Platz, ein anderer Gegner", sagte André Hahn "Wir werden das Spiel annehmen und kämpfen - ich habe keine Angst, dass wir da untergehen."

(kk)
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