Borussia Mönchengladbach Borussia-Quartett will den "Ex" entzaubern

Mönchengladbach · Jonas Hofmann, Fabian Johnson, Jannik Vestergaard und Tobias Strobl spielten früher für 1899 Hoffenheim, den heutigen Gegner.

 Tobias Strobl, der gebürtige Münchner, kam im Sommer direkt aus dem Kraichgau an den Niederrhein.

Tobias Strobl, der gebürtige Münchner, kam im Sommer direkt aus dem Kraichgau an den Niederrhein.

Foto: imago sportfotodienst

Tobias Strobl spürt in diesen Wochen, dass die Fußballwelt doch recht klein sein kann. Vergangenen Samstag kam der 1. FC Köln, für den er schon gespielt hat, in den Borussia-Park. Und nun treffen sich er und die anderen Borussen mit 1899 Hoffenheim, wieder ist ein "Ex" der Gegner. Dieses Spiel hat für Strobl einen höheren Wert in der Besonderheits-Skala als das Derby. Denn er hat vier Jahre im Kraichgau gespielt, aber nur eines in Köln. Dort hat er die ersten Schritte im Profi-Fußball gemacht, in Hoffenheim ist er in 96 Pflichtspielen zum gestandenen Bundesligaspieler geworden. Zu "Mr. Zuverlässig", als der er für Gladbach interessant wurde.

Auch Verteidiger Jannik Vestergaard und Allrounder Fabian Johnson sind in Hoffenheim in der Bundesliga angekommen. Für Vestergaard war die TSG die erste Station in Deutschland, er machte 82 Spiele in fünf Jahren. Johnson kam nach einer wenig erbaulichen Zeit inWolfsburg zu 1899 und machte dort in drei Jahren 94 Spiele. Und dann ist da noch Offensivmann Jonas Hofmann, der früher ebenfalls ein Hoffenheimer war. Sieben Jahre lang, indes nur als Jugendspieler. Umgekehrt ist es für Eugen Polanski heute eine Heimkehr, der Viersener stammt aus Borussias Jugend. Lukas Rupp war vor nicht allzu langer Zeit noch Borusse.

Es gibt also einige Verbindungen zwischen den Klubs, die 2008 gemeinsam in die Bundesliga aufgestiegen sind. Hoffenheim als Neuling, Borussia als großer Name mit beeindruckender Vergangenheit. Borussias Fans sortieren den heutigen Gegner gern in der Kategorie "Plastik" ein, doch den großen Schrecken hat "Hoffe" verloren, seit RB Leipzig in der Bundesliga angekommen ist. Nach acht Jahren im Oberhaus ist Hoffenheims Anwesenheit normal geworden.

Und es gibt Parallelen. Beide Vereine stehen für attraktiven Offensivfußball. Die spielerischen Ansätze sind ähnlich, die Trainer André Schubert und Julian Nagelsmann setzen beide auf viel System- Flexibilität. Gladbach gilt zudem in Hoffenheim durchaus als vorbildhaftes Modell. Wie vor einigen Jahren Borussia hat sich Hoffenheim nach einer Phase des Hin und Her wieder auf sein Wesen konzentriert und zieht daraus neue Stärke. Borussia trifft gewissermaßen den eigenen Klon in dieser Hinsicht.

Derzeit steht Hoffenheim aber besser da, ist in der Bundesliga noch unbesiegt, während die Borussen seit sechs Spielen auf einen Sieg warten. "Das ist aber nur eine Momentaufnahme", da ist sich Tobias Strobl sicher. "Am Ende der Saison werden wir wieder vor Hoffenheim stehen". Dazu jedoch müssen Punkte her. Dringend, um wieder etwas Ruhe reinzukriegen. Hoffenheim hat jedoch nicht die Belastung der internationalen Spiele, konnte sich nun eine Woche intensiv auf den heutigen Tag vorbereiten, während Borussia das Spiel gegen Manchester City hatte. Das 1:1 jedoch, das dort ergattert wurde, soll nicht hemmen, sondern ein mentaler Antrieb sein.

Dass es derzeit so gut läuft bei 1899 ist für Jonas Hofmann ein Verdient von Julian Nagelsmann. "Er hat frischen Schwung in den Klub gebracht", sagt Hofmann. Er kennt die Arbeit des jüngsten Bundesligatrainers noch aus dem Nachwuchsbereich. "Er hat mich zwar nie trainiert, war immer ein paar Jahrgänge über mir Trainer. Aber natürlich habe ich ein paar Spiele mit ihm gesehen, und man konnte schon genau beobachten, wie er spielen lässt und wie er coacht", berichtet Hofmann.

Tobias Strobl kennt Nagelsmann sogar noch als Spieler. "Wir waren zusammen bei 1860 München. Wir haben zwar nicht zusammen gespielt, kennen uns aber auch gemeinsamen Trainingseinheiten. Er war ein solider Abwehrspieler", erinnert sich Strobl. Als Nagelsmann dann als 1899-Trainer vor ihm stand, "hat er uns gleich mit seiner ersten Ansprache überzeugt". Heute aber wollen die vier Ex-Hoffenheimer Nagelsmann und sein Team entzaubern. "Freundschaften von früher zählen nicht, wir brauchen Punkte", stellt Strobl klar.

Hofmann erwartet "ein "gutes Spiel, das vielleicht ein bisschen hektisch ist, weil beide Teams sehr offensiv ausgerichtet sind". Vestergaard meint: "Wenn wir unser Spiel durchdrücken, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir gewinnen", sagt er. Das käme Strobl sehr entgegen. Zweimal gegen den "Ex" verlieren, das will er auf keinen Fall.

(kk)
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