Borussia Mönchengladbach Borussia braucht Xhaka und Raffael

Hamburg · Der Schweizer fehlte in Hamburg gelbgesperrt, der Brasilianer saß zunächst auf der Bank. Als er kam, gab es mehr Struktur und das 1:1.

Granit Xhaka: Jubellauf nach Siegtor im Derby gegen den 1. FC Köln
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Xhakas Jubellauf nach Siegtor im Derby

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Foto: dpa, fg nic

Es fehlte nicht viel, und die Borussen hätten für den Rückflug aus Hamburg gestern Abend einiges an Übergepäck nachmelden müssen. Denn bis zu Branimir Hrgotas Last-Second Ausgleich zum 1:1 sah es danach aus, dass Gladbach eine gehörige Portion Frust mit an Bord nehmen würde. Doch durch das Tor des Schweden wurden aus den enttäuschten Gästen die Gäste, die wieder einmal die Qualität nachgewiesen hatten, auch aus einem zähen Spiel Zählbares mitzunehmen. So wie in der Vorwoche gegen Köln, so nun beim HSV. "In der Vergangenheit hätten wir solche Spiele verloren. Im Moment ist es unsere Qualität, auch aus solchen Spielen etwas mitzunehmen", sagte Sportdirektor Max Eberl.

Dass es ein derart bleierner Auftritt Borussia im früheren und ja auch wieder zukünftigen Volksparkstadion wurde, lag zum einen daran, dass Max Kruse (drüber) und Patrick Herrmann (Pfosten) die beiden Großchancen in den ersten fünf Minuten nicht in eine beruhigende Führung ummünzen konnten.

Zum anderen wurde mit zunehmender Spieldauer immer deutlicher, dass im Prinzip niemand im Gladbacher Dress auf dem Platz steht, der die offensive Kreativität steuern kann, wenn weder ein Granit Xhaka noch ein Raffael mitwirken.

Eine Stunde lang - bis zu Raffaels Einwechslung - dauert dieses Experiment, dass so notgedrungen (Xhakas Gelbsperre) wie freiwillig (Raffaels Rausrotieren aus der Startelf) zustande gekommen war. So war zwar in Person von Herrmann, André Hahn und Ibrahima Traoré eine Extra-Portion Geschwindigkeit auf dem Rasen, aber eben dahinter keiner, der diese Qualität gewinnbringend einzusetzen vermochte. Kein Christoph Kramer. Kein Max Kruse.

Und schon gar kein Havard Nordtveit. "Wir waren heute nicht hundertprozentig bereit, denke ich", sagte Lucien Favre und meinte damit irgendwie das große Ganze, was fehlende Kreativität im Vorwärtsgang zentral einschloss.

Dass Xhaka inzwischen unbestritten das Herzstück in Borussias Spiel geworden deutlich, wurde so gestern deutlich - einfach, weil er nicht dabei war. Und selbst wenn Raffael einem Leistungshoch schon Monate hinterherläuft, bleibt er doch der Mann, der in den interessanten Räumen zwischen den beiden Viererketten des Gegners am ehesten gefährlich Lücken schaffen kann. In der Tat wurde es gestern merklich strukturierter, als der Brasilianer den Platz betrat.

Hinzu kommt: Mit Borussias Aufschwung der vergangenen Jahre sind auch die Erwartungen (der Öffentlichkeit) an die Mannschaft gewachsen, was die spielerische Dominanz eines Abstiegskandidaten wie den HSV betrifft. Doch just gegen diese Erwartungshaltung wehrt sich Eberl vehement, und das nicht zum ersten Mal. "Viele erwarten, dass wir Hamburg, Paderborn, Mainz und wer da jetzt alles kommt, an die Wand spielen. Das ist nicht unser Standard, das können wir nicht. Wir müssen von Spiel zu Spiel alles in die Waagschale werfen", sagte er.

Und in dieser Waagschale lag dann eben gestern ein weiterer Punkt. 37 sind es nun. Damit waren die Insassen im Borussen-Flieger am Ende zufrieden, denn "die Art und Weise, wir diesen Punkt hier mitnehmen, gibt noch mal einen Riesen-Push", wie Eberl sagte.

(RP)
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