Borussia Mönchengladbach "Chance" Simakala ist die Nummer elf

Mönchengladbach · Seit 2008 ist ein ganzes Team der Eigengewächse, die ihr Profi-Debüt bei Borussia gefeiert haben, zusammengekommen.

Die Elf der Eigengewächse
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Foto: Dirk Päffgen

Wer in den Archiven des Fohlen.TV wühlt, findet hübsche Belege für die Spezialität von Ba-Muaka Simakala. Wenn der junge Mann Tore schießt, garniert er das gern mit einem Salto. Zu sehen ist das beispielsweise in den Aufzeichnungen der Youth-League-Spiele beim FC Sevilla und beim FC Barcelona. In beiden Partien traf der junge Borusse und führte seine turnerischen Fähigkeiten hernach vor. Gern hätte er das auch am Samstag in Darmstadt getan. Doch es fehlte die Gelegenheit.

Aber auch ohne Tor war es ein besonderer Tag für den 19-Jährigen. "Ich darf mich jetzt Bundesligaspieler nennen", sagte er nach dem 0:0 bei den "Lilien". Denn er feierte sein Profidebüt im Stadion am Böllenfalltor. In der 80. Minute kam Simakala für Raffael. Es war sozusagen ein "Eins-zu-Eins-Wechsel": Wie der Brasilianer ist der Jung-Borusse eine Neuneinhalb, ein Mischwesen aus Stürmer und Spielmacher.

"Er hat in zwei, drei Aktionen vielversprechende Situationen vorbereitet, er hatte einen guten Einstand", lobte Dieter Hecking. Der Trainer hatte mit Simakalas Einwechslung gleich ein Zeichen gesetzt. Ja, er setzt auf junge Spieler, Und ja, er tut es auch in Zeiten wie diesen. "Es geht nur um Leistung", sagte Hecking. Wer gut ist, bekommt eine Chance. "Idealerweise wirft man die Jungs ja rein, wenn es gut läuft. Aber im Moment bin ich froh, dass ich sie habe. Uns fehlen ja doch einige Spieler", sagte er.

Neben Simakala saßen zwei weitere 19-Jährige auf der Bank: Djibril Sow, der sein Debüt bei den Profis schon hatte, und Laszlo Bénes, der wohl zeitnah dran sein wird mit dem Debüt als Borusse. "Beide sind richtig gute Spieler, das zeigen sie immer wieder im Training", sagte Hecking. Ihm als Trainer kann das nur recht sein. Denn die Arrivierten können sich nicht auf ihrem Status ausruhen, wenn sie wissen, dass der Nachwuchs Druck macht - vor allem dann, wenn alle Profis wieder gesund sind, wird der Konkurrenzkampf noch größer sein. Das wäre ein Luxusproblem für Hecking.

Vorerst aber lindern die Nachwuchskräfte angesichts der langen Verletztenliste die Sorgen. "Die jungen Spieler geben mir ein gutes Gefühl", sagte der Trainer. "Sie geben alle Gas im Training - dafür wurde Ba-Muaka belohnt mit seiner Einwechslung. Er hatte ein paar gute Aktionen. Wenn er weiter dran arbeitet, wird auch noch der eine oder andere Einsatz folgen", vermutete Kapitän Lars Stindl.

Das hofft auch Simakala, natürlich. Doch er ist sich auch bewusst, dass ihm in seiner Situation Bescheidenheit mehr hilft als Selbstüberschätzung. "Ich weiß, dass ich noch viel an mir arbeiten muss. Das werde ich tun. Dieser Einsatz in Darmstadt ist Ansporn für mich, mich weiter zu verbessern und mich dem Trainer anzubieten", sagte er. Der demütige Unterton ist gewollt. Er weiß, dass er seine erste Chance genutzt hat, er weiß, dass der Trainer künftig auf ihn setzen wird, wenn es nötig ist.

Hecking hat seinen Ruf, auch auf Talente zu setzen, also gleich dick unterstrichen. Und damit auch belegt, dass er einen der Grundsätze der Borussen-Philosophie voll mitträgt. Simakala ist seit 2008 bereits das elfte Eigengewächs, das in Gladbach den Sprung ins Profiteam schafft, die Trikots aller Spieler, die es geschafft haben, hängen im Kabinengang des Borussia-Parks. Das Darmstadt-Original von Simakala indes wird dort nicht hängen. "Ich habe es mit nach Hause genommen", erzählte er.

Allein seit 2008 kommt ein starkes Team zusammen, das einen kumulierten Marktwert von geschätzt über 60 Millionen Euro hat. Im Schnitt schafft ein Talent pro Saison den Sprung, zuweilen zwei, und das trotz Borussias Aufschwung der vergangenen Jahre. Hinzu kommen die Talente, die nicht selbst aufgezogen wurden, aber, wie Sow oder Nico Elvedi, ihr Profi-Debüt in Gladbach geben.

Simakala, der seit 2011 in Gladbach ist und seit Juli 2016 einen Profivertrag hat, gehört zu der Sorte Spieler, über die Experten sagen: Er hat etwas Besonderes. Seine Mutter scheint das früh geahnt zu haben. Sie gab ihrem Spross den Kosenamen "Chance". In Darmstadt hat er die Chance genutzt, sich auf höchster Ebene zu zeigen. Es war ein wichtiger Schritt für ihn. Trotzdem: Abheben will er weiterhin nur bei seinen Tor-Saltos.

(kk)
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