Borussia Mönchengladbach Die ersten Puzzleteile sind an ihrem Platz

Mönchengladbach · Die Vorbereitung von Borussia Mönchengladbach hat gerade erst begonnen, doch Varianten zeichnen sich ab. Trainer Dieter Hecking sprüht vor Elan.

Borussias Spieler lauschten gestern erst Trainer Dieter Hecking, später durften sie sich am Netz links beim Fußballtennis beweisen.

Borussias Spieler lauschten gestern erst Trainer Dieter Hecking, später durften sie sich am Netz links beim Fußballtennis beweisen.

Foto: Jannik Sorgatz

Wer nur diese eine Szene im Trainingsspiel auf dem großen Feld sieht, der könnte zu dem Schluss kommen, am vierten Tag der Vorbereitung sei bei Borussia noch ganz viel Improvisation angesagt. Da grätscht Co-Trainer Frank Geideck, im Frühjahr 50 Jahre alt geworden, im Mittelfeld. Kurz darauf bekommt Raffael von zwei 17-Jährigen im Mittelfeld den Ball abgeluchst. Nun ja, Dieter Heckings Assistent mischt eben gerne mit, und Teenager auf dem Rasen sind bei Borussia derzeit eher Normalität als der Rede wert. Jeder dritte Spieler, den Hecking momentan im Training hat, ist maximal 19 Jahre alt. Das Wort "Fußballlehrer" ist zu Beginn der Vorbereitung mehr denn je ein Synonym für "Trainer".

"Mika! Vince!", ruft Hecking, "Reece! Julio!". Wer neu ist und noch keinen knackigen Namen hatte, der hat jetzt einen. Immer wieder wechselt Hecking ins Englische, funktioniert auch. Der Fußball ist ein einfaches Spiel, und oft auch ein torarmes. 0:0 steht es am Ende des Elf-gegen-elf. Tobias Sippel hat einen Freistoß von Mickaël Cuisance aus dem Winkel gefischt, Jonas Hofmann die beste Chance vergeben. Der Sieg beim Fußballtennis am Vormittag gemeinsam mit Patrick Herrmann und Tobias Strobl dient als Trost.

Gerade am Anfang ist die Vorbereitung wie ein 1000er-Puzzle, das noch auf dem Wohnzimmerboden liegt, daneben die Packung mit dem hübschen Bild, das motiviert. Sieben Mal in vier Tagen haben die Borussen auf dem Platz gestanden, heute folgen zwei weitere Einheiten, Freitag eine einzelne, bevor am Samstag beim Wuppertaler SV das erste Testspiel stattfindet. Den Satz "Am Ende fehlte nach den harten Trainingseinheiten etwas die Frische" kann man sich als Beobachter schon mal in den Block schreiben. Gleichzeitig wird es aber spannend, die Neuen — Vincenzo Grifo, Reece Oxford, Mickaël Cuisance und Julio Villalba — erstmals im Gladbach-Trikot zu sehen.

Die ersten vier Tage hat Borussia unfallfrei überstanden. Josip Drmic ist weiter in der Reha, Mamadou Doucouré wird langsam herangeführt, der Franzose hat jetzt schon mehr mit der Mannschaft trainiert als im gesamten vergangenen Jahr. Trotzdem wäre es sicherlich schon ein Erfolg, wenn er ein paar der 720 geplanten Testspielminuten abbekommt.

Während sich das große Ganze langsam fügt, sind zumindest ein paar Mosaiksteine an ihrem Platz. Nico Elvedi ist weiter hinten rechts eingeplant, gemeinsam mit Tony Jantschke. Vincenzo Grifo bewegt sich bislang vorne links und im Zentrum. Und Jonas Hofmann scheint ein Kandidat für die Doppelsechs zu sein, gestern ließ ihn Hecking neben Christoph Kramer ran.

Auffällig ist der Elan, mit dem der Trainer seine Spieler anleitet. Wenn es am Samstag nach Wuppertal geht, werden Hecking, seine Assistenten und die Mannschaft bereits rund 900 Minuten zusammen geübt haben. Der Spaß kommt bei aller Akribie auch nicht zu kurz. "Ach, Weltmeister!", ruft er halb und seufzt er halb, als Kramer einen Außenristpass ins Niemandsland spielt. Dann klärt Torwart Sippel den Ball außerhalb des Strafraums mit der Hand. Hecking malt das Viereck für den Videobeweis in die Luft, und sagt nach Beratschlagung mit sich selbst: "Freistoß und eigentlich Rot." Natürlich darf Sippel weitermachen.

Bis zum ersten Ernstfall, dem Pokalspiel bei Rot-Weiss Essen (Freitag, 11. August, 20.45 Uhr), sind es noch fünf Wochen.

(RP)
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