Borussia Mönchengladbach So bastelt Hecking an seiner Mannschaft

Im Trainingslager üben die Mönchengladbacher verschiedene taktische Systeme. Ihr Trainer Dieter Hecking sagt, ihm sei Disziplin ebenso wichtig wie Kreativität.

 Dieter Hecking übernahm Borussia kurz vor Weihnachten 2016.

Dieter Hecking übernahm Borussia kurz vor Weihnachten 2016.

Foto: Dirk Päffgen

Als das Training vorbei war, lagen einige Borussen platt auf dem Rasen des Sportplatzes in Rottach-Egern. Am Tegernsee bereiten sich die Mönchengladbacher in diesen Tagen auf die neue Spielzeit in der Fußball-Bundesliga vor. Trainer Dieter Hecking will hier die spieltaktische Basis für die ganze Saison legen. "Die Jungs müssen die Taktik verinnerlichen", sagt der 52-Jährige. Er setzt auf ausführliche Studieneinheiten. Am Dienstag dauerte das Morgentraining zwei Stunden und zehn Minuten. Ungewöhnlich lang.

Natürlich wird Kraft getankt, wird die Körperstabilität geschult. Vor allem aber ist der Ball im Spiel. Auch mit Ball kann man laufen und sich beinahe nebenbei Kondition "anfressen". Und durch ständige Wiederholung von Spielzügen und Passfolgen wird die Taktik eingeimpft, werden die Automatismen geboren. "Die Spieler beginnen damit, sich gegenseitig auf dem Platz zu coachen, das zeigt, dass die Vorgaben angekommen sind", erklärt der Mönchengladbacher Trainer. Er will mit Borussia besser sein als in der letzten Saison, als er das Team zur Winterpause übernahm und es Platz neun wurde. Zudem will Gladbach im Pokal weit kommen, möglichst bis zum Finale in Berlin.

Heckings Prinzip für den Erfolg: Man darf kreativ sein, aber man muss diszipliniert sein und Demut haben, was heißt: sich nicht überschätzen, wissen, was man kann und was nicht, auf dem Boden bleiben. Er spricht viel mit seinen Spielern. Kommunikation ist ihm wichtig. Was er sagt, kommt bei den Spielern an. Die Borussen verstehen sich. Das ist keine Garantie für eine gute Saison, aber eine Basis. Auf dem Rasen wird die Basis Stabilität sein. Zunächst im bekannten 4-4-2-System. Doch Hecking will Borussia breiter aufzustellen für den Erfolg.

Standards haben unter ihm bereits eine Renaissance erlebt, "in einer engen Liga sind sie wichtig, weil sie jederzeit Tore bringen können", sagt Hecking. Nun will er Gladbach taktisch variabler machen. Am Tegernsee studiert Borussia die Dreier- bzw. Fünferkette ein, am Donnerstag, in den Testspielen gegen Leeds United und OGC Nizza wird im 3-5-2-System gespielt. Das 4-4-2 wird die Erstvariante bleiben, doch Borussia soll (und muss) unberechenbarer werden. Das kann den Unterschied ausmachen. In der vergangenen Saison fehlten in den entscheidenden Spielen der Schlussphase alternative Ideen.

Personell scheint Borussia gut aufgestellt. Der Kader ist kleiner und konzentrierter als zuvor. "Wenn mal drei oder vier Spieler fehlen, sollten wir nicht gleich um sechs, sieben Plätze abrutschen", sagt Hecking. Der Konkurrenzkampf treibt seine Spieler an, viele haben sich im Urlaub mit Fitnesstrainer vorbereitet, um gleich voll da zu sein. Es gibt flexible Spieler, die diverse Interpretationen einer taktischen Variante ermöglichen. Allerdings sind viele junge Fußballer dabei, bei denen man abwarten muss, wie konstant sie sind. Noch ist die Kaderplanung nicht ganz abgeschlossen, noch sind Zu- und Abgänge denkbar, je nach Marktlage, Nachfrage und Möglichkeit. "Aber es wird keine ganz großen Veränderungen mehr geben", versichert Hecking. Neulinge der Kategorie Eric Maxim Choupo-Moting, um den sich Gerüchte ranken, sind nicht zu erwarten.

"Wir haben einen interessanten Haufen", sagt Hecking. Er ist dabei, das Optimum herauszufiltern. Wenn das abgeschlossen ist, kann es "Härtefälle geben", sprich: etablierte Spieler, die plötzlich auf die Tribüne müssen. "Das muss ich dann als Trainer moderieren", erklärt Hecking. Er weiß aber auch: Das wäre ein Luxusproblem. So weit ist es aber nicht. Noch bastelt Hecking an seiner Borussia.

(kk)
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