Borussia Mönchengladbach Heckings Mischung bringt Erfolg, Weinzierls noch nicht

Mönchengladbach · Vor dem ersten Europa-League-Achtelfinale der deutschen Teams hat Schalke 04 Probleme, die Borussia Mönchengladbach hinter sich hat.

Borussia Mönchengladbach trainiert für Teil zwei der Schalke-Trilogie
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Foto: Dirk Päffgen

Die Debatte gibt es in Mönchengladbach nicht mehr. Schalkes Trainer Markus Weinzierl hingegen wurde gestern angesichts der bedrohlichen Situation nach dem 2:4 im Gladbacher Borussia-Park am vergangenen Samstag gefragt, ob seine Entscheidung für die Dreierkette damit zu tun habe. Ende des vergangenen Jahres war das Wort "Dreierkette" bei den Borussen, heute Gast der Schalker im ersten Europa-League-Achtelfinale, quasi die Zusammenfassung aller Probleme, die der Klub damals noch unter Ex-Trainer André Schubert hatte.

Es war für Schuberts Kritiker ein Synonym für Instabilität, Gegentorflut, Chaos. Kurz: für die Krise. So ist es auch jetzt bei Schalke. Wer "Dreierkette" sagt, meint damit alles, was derzeit schiefläuft in Gelsenkirchen. Die Bilder dazu lieferte das 2:4 in Gladbach: Sie zeigten ein überfordertes Schalke, das wie der genaue Gegenentwurf wirkte zum spielfreudigen Gladbach.

Dort kommt die "Dreierkette" nur noch als Vergangenheitsform vor. Dieter Hecking, der André Schubert beerbt hat, hat sie mal kurz ausprobiert in der Vorbereitung auf die Restsaison, doch er setzt konsequent auf ein klassisches 4-4-2. "Mit Hecking haben wir wieder eine gute Organisation, eine gute Struktur bekommen. Jeder weiß genau, was er wann zu machen hat", sagte nun Linksverteidiger Oscar Wendt. Das klingt wie Sätze aus Lucien Favres Tagen - und ein bisschen erinnerte Borussias Darbietung vom Samstag auch an diese Zeiten: das blitzartige Umschalten, die leichtfüßigen Kombinationen vor dem 2:1 und dem 3:1, die konsequente Defensivarbeit, in die das gesamte Team involviert ist, das klare Positionsspiel, die abgestimmten Laufwege, das blinde Verständnis. "11 Freunde" nennt Heckings Borussia eine "Favre-Blaupause": "Es wirkte fast so, als hätte der neue Trainer Dieter Hecking in seinem Büro einen verstaubten Ordner aus Favre-Zeiten gefunden."

Doch Hecking ist kein Favre-Kopierer. Es gibt in seinem Borussia-Konstrukt auch Elemente, die die Gladbacher in der Schubert-Zeit gelernt haben. Das forsche Pressing aus der frühen Schubert-Zeit zum Beispiel, mit dem man gerade etwas unsortierte Gegner wie Schalke verunsichern und zu Ballverlusten zwingen kann, hat Hecking in seine Mixtur eingebracht. Indes weniger als wilde Ballhatz, sondern vielmehr als gewiefte Balleroberungs-Umschaltspiel-Strategie. Hinzu kommen die von Favre und Schubert verpönten Standards, die nun sehr effektiv genutzt werden (neun von 22 Toren). Entscheidend ist aber vor allem, dass Heckings Mischung erfolgreich ist. Er habe Borussia ein Gesicht gegeben, sagt Mike Hanke, sowohl Ex-Schalker als auch Ex-Borusse. Weinzierl hat das noch nicht geschafft. Darum gibt es auf Schalke die Debatte um die "Dreierkette" und in Gladbach nicht mehr.

(kk)
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