Ginter und Grifo überzeugen Heckings Wechsel bringen den Erfolg

Sinsheim · Mönchengladbachs Trainer Dieter Hecking holt beim 3:1 in Hoffenheim Grifo ins Team, und er stellt Ginter ins Mittelfeld. Zwei Glücksgriffe.

Borussia-Trainer Dieter Hecking.

Borussia-Trainer Dieter Hecking.

Foto: dpa, ua jai

Julian Nagelsmann und Dieter Hecking wollten liebend gerne über ein Fußballspiel sprechen. Es gibt schließlich Tage, an denen zwei Bundesligatrainer in einer Pressekonferenz sitzen und 90 Minuten analysieren, die nur Spurenelemente der Sportart enthielten. Entsprechend sorgfältig muss jede sich bietende Gelegenheit genutzt werden. Borussia Mönchengladbachs 3:1-Erfolg bei 1899 Hoffenheim hatte nämlich "zwei Mannschaften geboten, die nach vorne ausgerichtet sind und immer ihre Chancen suchen", wie Hecking sagte. So war es schon im April gewesen. Damals setzte sich noch Hoffenheim mit 5:3 durch.

Doch Gladbachs Trainer musste am Samstag auch eine Choreografie im Gästeblock kommentieren, die für Aufsehen gesorgt hatte. "Sehr schön" sei die grundsätzlich gewesen, nur hatten Borussia-Ultras die offiziell abgesegnete Version mit einem Banner abgewandelt, auf dem Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp als "Fußballmörder" beschimpft wurde. "Das hat im Stadion nichts zu suchen. Es ist schade, dass es unsere Fans sind, die ich kritisieren muss, weil sie uns sonst super unterstützen", sagte Hecking.

Letzteres traf auch in der Sinsheimer Arena für den Großteil des Spiels zu, in dem die 30.000 Zuschauer einiges geboten bekamen. Gladbach traf zunächst zweimal Aluminium, Thorgan Hazard schoss freistehend am Tor vorbei, doch zur Pause führte Hoffenheim durch Kerem Demirbays wuchtigen Schuss von der Strafraumgrenze. Der Ausgleich in der 61. Minute durch Hazard war absolut verdient, ärgerte Nagelsmann aber so sehr, dass der Hoffenheimer Coach das zweite unsportliche Thema des Tages produzierte. Ein wütender Flaschenwurf gegen die Begrenzung der Trainerbank verunglückte, ein Fan wurde getroffen. Für andere Sportarten war an einem Tag des Fußballs eben kein Platz. "Eine dumme und dämliche Aktion, die mir nicht passieren darf und die mir nicht mehr passieren wird", sagte Nagelsmann.

Dabei hatte der 30-Jährige nach der ersten Heimniederlage seit Mai 2016 ganz andere Sorgen. Seine Mannschaft brachte zum fünften Mal in dieser Saison eine Führung nichts ins Ziel. Zudem wirkten die Beine schwer, während Borussia eine ihrer wenigen Englischen Wochen problemlos wegsteckte. Mit dem Sieg hat Gladbach den Europa-League-Teilnehmer überholt.

Das lag auch an Heckings Aufstellung, die durch äußere und innere Rotation verblüffte. Zum einen kamen in Vincenzo Grifo, Jannik Vestergaard und Jonas Hofmann drei Neue rein. Grifo war mit zwei Vorlagen beim Startelf-Debüt der überragende Mann, Vestergaard traf zum 3:1, Hofmann verletzte sich früh, weshalb Patrick Herrmann erstmals seit Wochen länger randurfte. Dafür saß Raffael 90 Minuten auf der Bank, noch eine Premiere. Zum anderen unterstrich Hecking mit ein paar Verschiebungen die Flexibilität seines Kaders: Matthias Ginter rückte vor auf die Sechs und erzielte das 2:1. Hazard nervte den Gegner als Dauerläufer im Sturmzentrum, auf sein Konto ging das 1:1. Dazu ersetzte Fabian Johnson in der Schlussphase hinten rechts Tony Jantschke. So viele personelle Premieren, so viele Effekte.

Innerhalb einer Woche hat es Borussia geschafft, ein 1:5 gegen Bayer Leverkusen zu verarbeiten. Schon da hatte sie viel Fußball gezeigt, allerdings nur 47 Minuten lang. Das Gladbacher Torverhältnis von 16:18 ist durch das 1:6 gegen Borussia Dortmund von einer weiteren Narbe gezeichnet, die Punktebilanz dagegen sorgt für gute Laune am Niederrhein. Seit 1995 holte Gladbach nur einmal mehr als 17 Punkte aus den ersten zehn Spielen: 2014 waren es 20.

(RP)
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