Borussia Mönchengladbach Hecking geht auch Hoffenheim selbstbewusst an

Mönchengladbach · "Noch habe ich kein Auswärtsspiel verloren", sagte Dieter Hecking im Januar – es war ein Scherz, noch vor seinem ersten Spiel mit Borussia. Mitte April vor dem Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim hat der Satz bis auf eine Ausnahme noch immer Gültigkeit.

"Noch habe ich kein Auswärtsspiel verloren", sagte Dieter Hecking im Januar — es war ein Scherz, noch vor seinem ersten Spiel mit Borussia. Mitte April vor dem Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim hat der Satz bis auf eine Ausnahme noch immer Gültigkeit.

Anfang der Woche haben sie sich beglückwünscht bei Borussia in der Kabine: 28 Spieltage sind rum, die Mannschaft ist Achter mit 39 Punkten und hat zehn Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. "Wir wollten uns von Anfang an gegen das Abstiegsgespenst wehren, das haben wir fantastisch gemacht", sagte Trainer Dieter Hecking. Mit "von Anfang an" meint der 52-Jährige die Zeit, die nun 100 Tage zurückliegt. Am 4. Januar nahm Hecking das Training mit Borussia auf, als Nachfolger André Schuberts. Borussia war 14. und hatte nach unten lediglich ein Drei-Punkte-Polster.

Nur der FC Bayern hat in den vergangenen 100 Tagen besser gepunktet als die Gladbacher, und das obwohl sie unter Hecking sieben von zwölf Spielen auswärts absolvieren mussten — am Samstag folgt im 13. Anlauf das achte bei der TSG Hoffenheim. Auf fremdem Platz hält Borussia seit Januar einen starken Zwei-Punkte-Schnitt. Landet sie beim Tabellendritten drüber oder drunter? "In dieser Saison haben wir noch nicht gegen einen der ersten Vier gewonnen, das wollen wir gerne ändern", sagte Hecking selbstbewusst. "Hoffenheim hat diese Saison qualitativ nochmal einen Sprung gemacht, aber Bangemachen gilt nicht."

Ein Mann des Kleinredens war er selbst im Januar nicht, Hecking glaubte an die Qualität seiner Mannschaft, impfte ihr das ständig ein. Heute weiß aber auch, dass die Lage mit etwas mehr Pech vielleicht nicht so komfortabel wäre. Noch nach dem Spiel bei Eintracht Frankfurt vor knapp zwei Wochen betrug der Vorsprung auf Platz 16 nur vier Punkte, die beiden Siege gegen Hertha BSC und den 1. FC Köln haben diese Zahl mal 2,5 genommen.

Vor ein paar Monaten wäre noch geunkt worden angesichts des auswärtslastigen Programms. Bis zum vergangenen Wochenende hatten die Kölner erst ein Heimspiel verloren, nun sind es zwei. Die Hoffenheimer sind zu Hause sogar noch ungeschlagen. Dass es seiner Mannschaft völlig egal ist, wo sie spielt, würde Hecking nicht sagen: "Wir würden trotzdem gerne 34 Mal im Borussia-Park spielen."

Vor seinen ersten beiden Partien gegen den SV Darmstadt und Bayer Leverkusen hatten tatsächlich viele geunkt, zu diesem Zeitpunkt stand Gladbach bei einem Punkt aus sieben Auswärtsspielen. Seitdem sind 14 hinzugekommen. "Ich habe vor dem Darmstadt-Spiel scherzhaft gesagt, dass ich noch kein Auswärtsspiel verloren habe. Vielleicht war das genau die richtige Aussage in dem Moment, um der Mannschaft das Gefühl zu geben, wir können es auch wieder herumreißen", sagte Hecking. Beinahe hätte die Aussage Mitte April immer noch Bestand, nur in Hamburg kassierte Borussia eine Niederlage, auch in den beiden Pokalspielen und in der Europa League blieb sie auswärts unbesiegt.

"Du darfst dich nicht verrückt machen lassen, sondern musst von deiner Qualität überzeugt sein", sagte Hecking, auch wenn mal ein paar Spiele nicht gewonnen würden. Seine Ansagen sitzen seit 100 Tagen mit erstaunlicher Präzision. Jonas Hofmann erinnerte er an dessen starke Auftritte in Dortmund oder Mainz — schon zeigte sich der 24-Jährige. Der Trainer forderte Thorgan Hazard auf, sich doch mal für seinen Einsatz zu belohnen — schon traf der Belgier in Bremen zum Sieg. Nur zwei Beispiele der vergangenen Wochen.

Vielleicht wird es am Samstag darauf ankommen, die Mannschaft daran zu erinnern, dass sie es auch ohne ihre Schlüsselspieler Raffael und Lars Stindl kann, wie beim 1:0 in Bremen. In Hamburg ging es schief, allerdings fehlte dort zusätzlich Hazard. Das Angriffsduo ist fraglich für Hoffenheim, Raffael (Innenbanddehnung) noch deutlich mehr als Stindl, der erneut muskuläre Beschwerden hat. "Es ist, wie es ist. Die Gründe kann ich nicht benennen", sagte Hecking über seinen Kapitän. "Wir haben noch zwei Tage Zeit und ich bin wie immer optimistisch, dass unsere medizinische Abteilung ihn noch hinkriegen kann."

Am Karfreitag trainiert Borussia noch einmal um 13.30 Uhr, die Einheit ist öffentlich. Sicher ausfallen am Samstag werden Tony Jantschke, Fabian Johnson, Christoph Kramer, Marvin Schulz und Mamadou Doucouré.

Am Rande ging es auf der Pressekonferenz auch um den Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund. "Alle, die sich jetzt äußern, können nicht nachempfinden, wie es sich in dem Dortmunder Bus angefühlt hat. Deshalb steht es uns auch eigentlich nicht zu, darüber zu reden. Ich weiß nicht, wie ich mich gefühlt hätte", sagte Hecking. Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen seien dem Verein nicht bekannt, sagte ein Borussia-Sprecher.

(jaso)
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