Borussia Mönchengladbach Wegweiser zur Erfolgsspur gesucht

Mönchengladbach · Seit Thorgan Hazard Borussias Tor des Jahres erzielte, läuft nicht mehr viel. Das soll sich ändern. Dazu braucht es Spieler, die Struktur geben.

Thorgan Hazard bejubelt sein "Tor des Jahres" gegen den FC Barcelona
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Hazard bejubelt sein "Tor des Jahres" gegen Barca

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Es gibt Tore, die sagen mehr als 1000 Worte. Und es gibt Wahlen, die das auch tun. Borussias Fans haben nun gewählt, und zwar das Tor des Jahres 2016 ihres Lieblingsklubs. Es ist der Treffer zum 1:0 im Champions-League-Spiel gegen den großen FC Barcelona, mit deutlichem Vorsprung. Es war der wohl schönste Moment des Jahres, der, in dem sich Borussias Fans im siebten Himmel fühlten, die Fotos von der Anzeigetafel, die den Zwischenstand zeigt, dürften in vielen Erinnerungsalben zu finden sein.

Es war eine Einladung zum Träumen, und die Bilder des Tores könnte Borussias neuer Trainer Dieter Hecking nutzen, um den Seinen zu erläutern, wie er sich das Spiel künftig vorstellt: Mo Dahoud eroberte in der eigenen Hälfte den Ball, bediente Raffael, der rannte los, spielte 30 Meter weiter zurück zu Dahoud, der bediente Thorgan Hazard mit dem Außenrist und schwups lag der Ball im Netz. Balleroberung, präzises Umschaltspiel, cooler Abschluss - so geht Fußball, einfach und effektiv. "Es war vielleicht nicht das schönste Tor, aber es war ein perfekter Spielzug", sagt Hazard über jene Szene. Die darf als Beleg dafür herhalten, dass Borussia es kann. Ein Beleg, den sie indes seit jenem 28. September 2016 meist schuldig blieb.

Gutes Pressing, das richtige Timing im Zweikampf, gut organisiertes Angreifen, all das gab es beim Telekom Cup nicht zu besichtigen. "Naiv" nannte es Dieter Hecking. "Naiv" ist fatal für ein Team, das im Abstiegskampf steckt, es ist das Gegenteil von mannhaft, und das sollte man sein, wenn man bestehen will in Krisensituationen. Komisch ist, dass eben in jener herrlichen Szene gegen "Barca" der Keim des Verfalls lag. Am Ende führten später typische individuelle Fehler zur 1:2-Niederlage, seither gab es nur drei Siege (je einen pro Wettbewerb). Das folgende Schalke-Spiel (0:4) wird rückblickend als Anfang vom Absturz definiert.

Hecking allein wird den Neustart nicht schaffen

Nun soll es aber einen Neustart geben mit Dieter Hecking. Der Telekom-Cup sollte eine Bestätigung sein. Eine Bestätigung der schönen, sonnigen Tage in Marbella, wo alle Borussen fleißig werkelten. Alle haben sich ganz viel vorgenommen, und das Turnier sollte belegen, wie ernst es alle meinen. Die einzige Erkenntnis, die die Borussen mitbrachten aus der Landeshauptstadt, ist: So leicht wird es nicht werden, sich aus der Krise herauszuspielen. Hecking allein wird es jedenfalls nicht schaffen. Da muss das Team schon mitziehen. Und da braucht es Führungskräfte, die den anderen den Weg weisen. Im ersten Saisonteil, als die Krise kam, war da keiner, das ergab dann auch die Winter-Analyse von Sportdirektor Max Eberl. Er wollte in der Winterpause diesbezüglich nachlegen, und der, der auch mit diesem Auftrag geholt wurde, ist Timothée Kolodziejczak, ein harter Bursche vom FC Sevilla. Allerdings muss er erst mal ankommen in der Bundesliga, trotz seiner beachtlichen sportlichen Vita. Ob er Soforthelfer sein kann in der Chef-Frage? Abwarten.

Christoph Kramer, Raffael und Lars Stindl sind drei, die eigentlich die Chefrolle spielen könnten, die Spielführer-Qualitäten haben sollten, die Akzente setzen und Struktur geben sollten. So wie es Raffael auf grandiose Art tat gegen den FC Barcelona, nicht nur als er das 1:0 einleitete mit all seiner Genialität. Kramer wäre der, der als Sechser aus der Tiefe das Spiel bestimmen könnte, dafür wurde er geholt im Sommer. Es muss mehr kommen. Auch bei Stindl, der Kapitän geworden ist, aber noch mehr Führungsarbeit machen muss.

Borussia braucht Struktur und Ideen, dafür sind Spieler wie Kramer, Stindl und Raffael zuständig. Sie braucht Spieler, die Akzente setzen - dazu gehört auch, mal unangenehm zu sein, dem Gegner wehzutun, gerade auswärts, gerade in Darmstadt, wo die Borussen am Samstag spielen. Am Böllenfalltor dürfte die einzige Ästhetik die des Kampfes sein, und nur das ist der Weg zurück zum erfolgreichen Spiel à la 1:0 gegen Barcelona. Da müssen es keine Tore sein, die mehr als 1000 Worte sagen. Sie müssen einfach nur Punkte bringen.

(kk)
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