Borussia Mönchengladbach Hecking verliert beim Derbysieg kurz den Überblick

Nach dem 3:2-Sieg im Derby sprach nicht nur Borussias Trainer Dieter Hecking von einem hochverdienten Sieg der Gladbacher in Köln, der den Coach kurzzeitig aus dem Konzept brachte. In der Kabine feierten die Borussen ausgelassen.

Dieter Hecking löst Lachanfall bei Jonas Hofmann aus
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Hecking löst Lachanfall bei Hofmann aus

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Foto: Screenshot Sportschau / ARD

Lars Stindl setzte gerade an, zu erklären, welche Auswirkungen der 3:2-Sieg beim 1. FC Köln auf die Bundesligatabelle habe, als Borussias Athletiktrainer Markus Müller herbeieilte. "Kabinenfoto", rief Müller, Stindl machte auf dem Absatz kehrt und rannte los. Aus der Umkleide der Borussen dröhnten die Bässe, es wurde gegrölt und gesungen. Kurz darauf erschien auf den verschiedenen Social-Media-Accounts das Bild der stolzen Borussen. Vorn Ibo Traoré in typischer Pose, der 73 Sekunden nach seiner Einwechslung das 2:1 erzielt hatte, und links an der Seite stand Stindl, der das Siegtor fabriziert hatte — es war ein Abstauber, nachdem der ebenfalls eingewechselte Josip Drmic den Pfosten getroffen hatte.

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Foto: Dirk Päffgen

Später tauchte Stindl wieder auf und setzte das zuvor abgebrochene Gespräch fort. "Wir waren bei der Tabelle, oder?" fragte Stindl. Und kam zur Sache. "Insgesamt war es in dieser Woche unser Ziel, den Abstand nach unten zu vergrößern, um nicht mehr reinzurutschen. Das ist uns gelungen. Der Nebeneffekt ist, dass wir Druck machen auf die Vereine vor uns. Wir haben gegen drei Mannschaften gespielt, die vor uns lagen und haben sieben Punkte geholt aus den Englischen Wochen. Wir sind wieder in Reichweite, aber ich glaube, wir sollten uns nur auf unser Spiel und unsere Leistungen konzentrieren, dann werden wir in den nächsten Wochen sehr erfolgreich sein", sagte Stindl.

Die Borussen gingen das Derby gegen defensiv ausgerichtete Kölner sehr aktiv an. 74 Prozent Ballbesitz, eigentlich immer Herr des Geschehens — "und das auswärts", wie Manager Max Eberl betonte. Mo Dahoud hatte daran großen Anteil mit 120 meist sehr sinnvollen Ballkontakten, zudem war Raffael bis zu dem Schlag auf das Knie, der ihn außer Gefecht setzte, ein Quell der Kreativität. Auch über die Flügel ging viel, vor allem, weil die Außenverteidiger Oscar Wendt und Nico Elvedi sehr weit vorn agierten. Lange überstand Köln die Dauerdruckphase aber unbeschadet.

"Wir sind sehr glücklich, dass wir unsere engagierte Leistung belohnt haben. Wir haben unseren Fans etwas zurückgegeben", sagte Derby-Held Stindl. Jannik Vestergaard erzielte nach Thorgan Hazards Ecke das 1:0, Christian Clemens glich aus, dann flutschte Traorés scharfe Hereingabe ins Kölner Tor, Anthony Modeste glich noch einmal aus, bevor Stindl den vierten Bundesliga-Auswärtssieg der Saison perfekt machte, den vierten seit Ende Januar. So viele Siege in der Fremde gab es zuvor in 20 Monaten. Borussia hat nun 39 Punkte, sie steht nur noch einen Punkt hinter den Kölnern.

Trainer Dieter Hecking war zufrieden. "Wir haben von der ersten Minute an gezeigt, dass wir das Spiel gewinnen wollen. Das ist uns hochverdient gelungen. Wir wollten uns entscheidend nach hinten absetzen und nach vorne den Druck erhöhen", sagte er. Nach dem 3:2 kam Hecking kurzzeitig durcheinander. Er ging nach Stindls Treffer zu Jonas Hofmann und redete auf diesen ein — das zeigen die Bilder der ARD-Sportschau. Hecking sagte zu Hofmann: "Jetzt bringt endlich mal Ruhe rein." Hofmann schaute, das zeigen die Sportschau-Bilder, den Trainer einigermaßen konsterniert an: "Trainer, eigentlich haben Sie mich schon ausgewechselt." Hecking kommentierte das in der Sportschau so: "Da sieht man, dass Derby war und ich voll dabei war." Die Anekdote dürfte am Samstag beim Mannschaftsabend sicherlich ein Thema sein. "Da wird es das eine oder andere Gelächter geben", sagte Hecking.

Sein Kapitän behielt indes beim Tor den Überblick. Das passte zum Gesamtauftritt der Gladbacher. "Uns war klar, dass wir uns von der Stimmung und der Hitzigkeit nicht anstecken lassen wollten, wir wollten das ganz rational runterspielen", beschrieb Stindl den Gladbacher Plan für den Derby-Tag. "Was nicht passieren darf, sind die Unaufmerksamkeiten bei den Gegentoren. Aber danach haben wir es dann wieder sehr souverän weitergespielt und darauf vertraut, dass wir nochmal die Chance bekommen", sagte Stindl. Sie kam und er nutzte sie. "Wie er den Ball mit der Innenseite durch drei Leute hindurch ins Tor schießt, zeigt seine Qualität", sagte Max Eberl über den Kapitän, der seit Samstag ein Derby-Held der Gladbacher ist. "Lars ist eminent wichtig für uns. Heute hat er sich die Derbykrone aufgesetzt", sagte Hecking.

(kk)
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