Borussia Mönchengladbach Hecking zeigt Geduld mit "Kolo"

Mönchengladbach · Timothée Kolodziejczak unterstreicht indirekt, dass Aktionismus auf dem Transfermarkt selten zum Ziel führt. Borussias einziger Winter-Zugang tat sich beim 1:4 im Test gegen den VfL Bochum noch sehr schwer.

Borussia Mönchengladbach verliert Test gegen Bochum
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Borussia verliert Testspiel gegen Bochum

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Foto: Dirk Päffgen

Auch bei einem Testspiel auf dem "Fohlenplatz" darf das gewohnte Liedgut nicht fehlen. "Die Seele brennt", "Die Elf vom Niederrhein", "Es gibt nur eine Borussia" - all das bekamen die 300 Zuschauer zu hören, bevor, während und nachdem sie ein 1:4 gegen den VfL Bochum sahen. Ein Songtitel war am Dienstag allerdings nicht ganz akkurat. Ausnahmsweise hätten nämlich zwei Borussias besungen werden können. Am Vormittag und am Nachmittag versammelte sich eine Trainings-Borussia, die eine recht einfache Aufgabe hatte. "Es galt, den Schwung aus Leverkusen mitzunehmen in die Trainingswoche", sagte Dieter Hecking über seine Startelf vom Samstag, plus Patrick Herrmann. "Das haben sie gemacht."

Die andere, die Testspiel-Borussia, hatte dagegen größtenteils nicht so viel Schwung und sollte sich gegen Bochum zeigen. Dem bunt gemischten Kollektiv aus Ersatzspielern, Perspektivspielern, Verletzungs-Rückkehrern, Zugängen und U23-Spielern fehlte vor allem defensiv die Abstimmung. "Das war vom Ergebnis und von der Art und Weise nicht gut. Wir haben es dem Gegner zu leicht gemacht, vier Tore zu schießen", sagte Hecking, der das Ergebnis aber auch nicht überbewerten wollte.

Timothee Kolodziejczak – Borussias einziger Wintertransfer
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Das ist Timothee Kolodziejczak

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Foto: Dirk Päffgen

Unter besonderer Beobachtung stand gegen Bochum, während andernorts noch die Faxgeräte heiß liefen am "Deadline Day", Borussias einziger Winter-Transfer. Timothée Kolodziejczak ist seit knapp vier Wochen da, aber noch nicht richtig angekommen in Gladbach. Beim 0:0 gegen den SV Darmstadt saß er in eine Decke gehüllt auf der Bank, beim 3:2 gegen Bayer Leverkusen setzte ihn ein grippaler Infekt außer Gefecht.

"Man hat gesehen, dass er noch nicht bei 100 Prozent ist. Aber es waren zwei, drei Dinge dabei, die er so auch nicht machen würde, wenn er nicht krank gewesen wäre", sagte Hecking. Vor dem zwischenzeitlichen 0:2 geriet ein Rückpass auf Tobias Sippel zu kurz. Kolodziejczak kommunizierte viel und dreisprachig ("Gut!", "Right!", "Allez!"), stand aber das eine oder andere Mal falsch. Hecking zeigt jedoch Geduld mit seinem einzigen Neuen, mit dem Borussia schon weit in den Verhandlungen war, als der Trainer noch André Schubert hieß. "Dass noch nicht alles eingespielt sein kann, ist ganz normal. Natürlich ist das Anspruchsdenken bei ihm auch etwas anders", sagte Hecking und zog einen Vergleich: "Einem Nils Rütten verzeiht man das, und bei 'Kolo' schaut man genauer hin. Aber wir müssen ihm die Zeit geben, sich zu akklimatisieren." Der Franzose hat mit seinem wechselhaften Einstieg also indirekt gezeigt, warum der Aktionismus auf dem Winter-Transfermarkt zumindest am Niederrhein ausgestorben ist.

Kolodziejczak in Gladbach vorgestellt
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Kolodziejczak in Gladbach vorgestellt

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Foto: Dirk Päffgen

Kolodziejczak dürfte nicht vorrangig angesprochen gewesen sein, als Hecking ein allgemeines Fazit des Tests gegen den Zweitligisten zog, der ebenfalls mit einer B-Elf angetreten war. "Wenn einige mir Argumente geben wollen, haben sie natürlich eine Chance verpasst", sagte der 52-Jährige. Josip Drmic, André Hahn, Fabian Johnson, Julian Korb und Nico Schulz bildeten ein Quintett aus Spielern, die schon mal einen Stammplatz hatten bei Borussia, oder denen zumindest das Potenzial nachgesagt wird. Vor allem Drmic und Hahn agierten unglücklich. Der eine unterstrich seine Unzufriedenheit mit einem Tritt gegen eine Torstange, der andere mit einem Tritt gegen eine Betonwand.

Während die Reservisten mit mürrischen Gesichtern in der Kabine verschwanden, gingen die anderen raus zur zweiten Einheit des Tages. Dort war im Spiel auf dem Kleinfeld die Lust zu sehen, die der Erfolg in Leverkusen geweckt zu haben scheint. Ab heute gilt es dann, die beiden Borussias wieder zusammenzuführen. "Jeder Spieler ist gefragt, mir durch gute Trainings- oder Spielleistungen das Leben schwerzumachen", sagte Hecking. Bei einem 1:4 sei es schwierig, Argumente zu sammeln. "Das heißt aber nicht, dass sie für Samstag keine Rolle spielen können." Es soll sich schließlich keiner zu sicher fühlen.

(RP)
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