Borussia Mönchengladbach Doppelter Mister Europacup kann Niederlage nicht verhindern

Mönchengladbach · Beim unnötigen 0:1 in Sevilla rotieren zwei Profis mit besonderer Beziehung zum Europacup in die Startelf: Martin Stranzl - Borussias international Erfahrenster, und Branimir Hrgota - der Treffsicherste.

 Branimir Hrgota agierte in Sevilla unglücklich.

Branimir Hrgota agierte in Sevilla unglücklich.

Foto: ap

Borussias Trainer Lucien Favre gibt nicht viel auf Statistiken, weder auf die seines Klubs, noch auf die einzelner Spieler. Dass Borussia in K.-o.-Runden-Vergleichen mit spanischen Teams bis gestern Abend eine ausgeglichene Bilanz hatte (drei Siege, drei Unentschieden, drei Niederlagen) hatte, dürfte den Schweizer daher auch wenig bis gar nicht tangiert haben vor dem 0:1 im Europa-League-Spiel beim FC Sevilla.

Doch vielleicht hatte Favre sich bei der Kreation seiner Startelf dann doch ein wenig an den Werten des einen oder anderen Profis orientiert. Martin Stranzl beispielsweise, der international erfahrenste Borusse, gehörte gestern wieder zur Anfangsformation. Stranzls Routine war in der hitzigen Atmosphäre des Estadio Ramon Sanchez-Pizjuan durchaus gefragt, als es darum ging, hinten möglichst dicht zu machen. Und vorn, ja vorn, da war Torinstinkt gefragt, denn viele Chancen, das war zu vermuten, würde es nicht geben an diesem Abend. Weswegen Favre wohl Branimir Hrgota vertraute, dem in dieser Saison mit besten Torschützen der Gladbacher im Europapokal. Favre setzte also auf doppelten "Mister Europapokal" gegen den Titelverteidiger.

Zunächst einmal war es Stranzl, der viel öfter in Ballnähe war als sein schwedischer Kollege in der Offensive. Sevilla war mit Nachdruck und ruppiger Härte auf den Vorwärtsgang aus (Rainer Bonhof bei "Sky": "Es ist schon eine sehr ruppige Gangart"). Da galt es für die Gäste, einen kühlen Kopf zu bewahren - und Stranzl kennt diese Anforderung aus inzwischen 59 Europapokalspielen. Er wie die anderen Borussen waren bemüht, die Hektik, die Sevillas wildes Anrennen erzeugte, in den Griff zu kriegen. Mit ruhigen Ballstafetten versuchte Gladbach das - und hatte in vielen Phasen der Partie auch mehr Spielanteile.

Hrgotas Aufgabe war es eher, auf den einen Moment zu lauern und dann mit der Coolness zuzuschlagen, die er zuvor bei seinen acht Toren in der Europa League schon nachgewiesen hatte. Was das anging, war für ihn indes Geduld gefragt, denn die Borussen brachten zwar durchaus Konstruktives zuwege in Richtung Sevilla-Tor, aber Hrgota selbst kam kaum einmal ins Spiel. Er hing oft in der Luft und rieb sich mehr in schmerzhaften Zweikämpfen mit diversen spanischen Defensivkräften auf. In der 43. Minute kam er in Position, als Thorgan Hazard scharf flankte, Hrgota aber den Ball fünf Meter vor dem Tor verpasste. Als vorderste Defensivkraft hatte er aber letztlich mehr Aktionen als als erster Angreifer. Hrgota rieb sich auf, und nach 69 Minuten musste er Platz machen für Patrick Herrmann. Nichts war es diesmal mit einem Treffer.

Stranzl zeigte seinerseits, dass er nach seiner Schädelprellung wieder voll da ist. Mit gewohnter Souveränität ging er er gegen Sevillas Top-Stürmer Carlos Bacca zu Werke. Dass Stranzls Mit-Innenverteidiger Alvaro Dominguez die Atmosphäre im "Pizjuan" aus seiner Zeit bei Atletico Madrid kennt, war sicher genauso wenig von Nachteil. Auch Borussias Spanier blieb gelassen, wenn er in brenzlige Zweikampfsituationen im Strafraum verstrickt war. Die Ruhe der beiden strahlte positiv aus auf die gesamte Abteilung Torverhinderung. Beim Tor der Andalusier spielte sich das Geschehen da ab, wo andere den Treffer hätten verhindern können. Den Treffer des Tages gegen Borussia und ihre zwei Mr. Europacup.

(RP)
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