Gedränge in Borussias Offensive Drei Mittelstürmer für Hecking

Mönchengladbach · Josip Drmic kehrte in Berlin nach langer Leidenszeit in die Bundesliga zurück. Auch Raúl Bobadilla ist wieder fit. Und dann ist da noch der junge Julio Villalba. Damit ist vorne die Konkurrenz groß.

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Foto: dpa, soe jai

Josip Drmic verließ das Olympiastadion in Berlin mit einem guten Gefühl. Wenige Minuten auf dem Rasen hatten dafür gesorgt, wenige Minuten in denen er sich eine Gelbe Karte einhandelte und zwei von zwei Pässen an den Mann brachte. Wenige Minuten, in denen er half, Borussias 4:2-Sieg zu verteidigen. Doch für Drmic waren diese Minuten mehr als jede Statistik, sie waren ein emotionales Extrem, eine Zeitenwende. "Ich bin wieder da", das war nach 217 Tagen Bundesliga-Pause seine Botschaft, zurück in der Bundesliga, zurück im normalen Leben. Natürlich hätte er gern noch mehr gespielt, als nur in der Nachspielzeit, doch für einen, dem "zehn von 20 Leuten" das Karriereende vorhergesagt haben, ist jeder kleine Schritt wie eine Mondlandung.

"Ich habe immer an mich geglaubt, vom ersten Tag an. Es gab viele Leute, die etwas anderes gesagt haben als Prognose. Ich habe mein Team zusammengestellt, die Leute genommen, die mich weiterbringen, und mit denen hart gearbeitet. Wir haben uns kein Datum gesetzt, wann ich zurückkomme, sondern sind es Tag für Tag, Schritt für Schritt, Hürde für Hürde angegangen. Nun war es die nächste Hürde: Ein paar Minuten in der Bundesliga zu genießen", sagte Drmic.

Er hatte Menschen an seiner Seite, die "mir sehr geholfen haben". Seine Rückkehr ist in ihrer Geschwindigkeit wundersam, aber kein Wunder, sondern das Ergebnis richtiger Entscheidungen, die Drmic getroffen hat in den vergangenen Monaten. Er hat die Hoffnung nie aufgegeben, hat alles getan, um seine Gesundheit zurückzubekommen, ist viele Wege gegangen. Er hat gekämpft mit Geist und Körper, und nun scheint es, als habe er den Kampf gewonnen. "Lebe Deinen Traum, lass die Leute reden, alles passiert aus einem bestimmten Grund. Du musst immer an dich glauben, bleib dran, zeig, dass es dir wichtig ist, der Erfolg zeigt dir, dass es richtig ist.", heißt es in dem Rap-Song "Nur im Dunkle", den Freunde für ihn geschrieben haben.

Erfolg ist zuweilen relativ: Erst war es die Rückkehr ins Training, dann die 52 Minuten bei der U23, dann das Testspiel gegen Bielefeld mit zwei Toren und zwei Vorlagen und nun die Minuten in Berlin. Für einen, dem Ärzte, Experten und andere Spieler sogar das Karriere-Ende vorausgesagt haben, ist das Comeback auch eine Genugtuung. "Und jetzt freue ich mich auf die nächsten Minuten", sagte Drmic. Die wird er heute bekommen, wenn die Gladbacher bei Ajax Amsterdam (18.30 Uhr) testen. Die Startelf-Spieler aus Berlin bleiben in Gladbach und trainieren dort, der Rest ist in der Arena dabei. Patrick Herrmann wird spielen, auch Tony Jantschke und Reece Oxford. Vorn gibt es für Trainer Dieter Hecking plötzlich eine interessante Situation: eine Mittelstürmer-Schwemme. Die typische Rückennummer des Mittelstürmers, die 9, ist unbesetzt, doch gibt es nach Drmics Rückkehr drei "Neuner", die bereit stehen. Überraschungs-Rückkehrer Josip Drmic, auch Raúl Bobadilla hat seine Schambeinreizung überwunden, und dann ist da noch der Paraguayer Julio Villalba, der Jüngste in der Riege der Spezies, die in Gladbach in den vergangenen Jahren keine große Rolle spielte. Nun gibt es drei Mittelstürmer für Hecking. Drmic ist eher der spielende Mittelstürmer, Bobadilla der Typ "brachialer Brecher" und Villalba sozusagen ein Zwischending, er ist klein und wendig, aber extrem kopfballstark, wie er zum Beispiel im Testspiel gegen Duisburg zeigte, als er den Ball in beachtlicher Höhe mit der Stirn ins Tor wuchtete. Somit hat Hecking einen Strauß von Möglichkeiten, was den bislang kaum genutzte Plan B für die Offensive angeht. Bobadilla hatte vier Kurzeinsätze, Villalba einen und nun war auch Drmic ein paar Minuten dabei.

Drmic weiß, dass der "Weg noch ein steiler" ist, wie es in "seinem" Song heißt. Heute in Amsterdam wird er den nächsten Schritt machen - und dann hoffen, auch gegen die Bayern im Kader zu sein. Doch die Mittelstürmer-Konkurrenz ist groß in diesen Tagen. Gegen Ajax könnte es Dieter Hecking vielleicht mal mit der Dreifach-Neun versuchen. Das Angebot bestimmt die Nachfrage. Und manchmal die Aufstellung.

(kk)
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