Borussia Mönchengladbach Gladbach droht das Europapokal-Aus

Mönchengladbach · Die Borussen verlieren in der Runde der letzten 32 Mannschaften der Europa League ihr Heimspiel gegen den AC Florenz trotz starker Leistung 0:1. Vor allem vor der Pause lassen sie zahlreiche Chancen aus.

Borussia Mönchengladbach - AC Florenz: die Bilder des Spiels
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Borussia - Florenz: die Bilder des Spiels

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Foto: ap, AF

Der Fußball sorgt für zuweilen skurrile Zusammenhänge. Gestern Abend, als sich Borussia Mönchengladbach und der AC Florenz im Sechzehntelfinale der Europa League zum Hinspiel trafen, war es die erste offizielle Begegnung beider Klubs. Doch es gibt eine andere Verbindung, die lange zurückliegt. In der Saison 1960/61, in der die Borussen einst im Pokal der Pokalsieger ihr internationales Debüt feierten, damals gegen die Glasgow Rangers (0:3, 0:8), gewann Florenz, trainiert vom legendären Ungarn Nandor Hidegkuti, eben diesen Wettbewerb - gegen die Rangers.

Nun, die Fiorentina hat seither keinen Europa-Titel mehr geholt, und auch die große internationale Zeit Gladbachs liegt knapp 40 Jahre zurück. Doch die Jetztzeit-Borussen wollen ein neues Kapitel der Europapokal-Geschichte schreiben. Teil eins der Mission ist aber misslungen, das Hinspiel gegen Florenz ging 0:1 verloren. Nun geht es in einer Woche in der Toskana darum, das wettzumachen und trotz der Niederlage zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte das Achtelfinale der Europa League zu erreichen. Leicht dürfte das nicht werden - die Fiorentina gilt als sehr heimstark.

Dass am Sonntag in RB Leipzig schon wieder ein Erstlings-Gast nach Gladbach kommt, passt dann auch ganz gut rein in diese acht Tage, die richtungweisend sein werden für die Borussen. Können sie die aktuelle Europa-Mission fortsetzen? Und dürfen sie sich auch in der Liga wieder nach oben orientieren durch einen Sieg gegen Leipzig?

Nächsten Donnerstag stehen alle Antworten fest, für den Moment gibt es nur die Teilerkenntnis, dass die Borussen gegen Florenz, angeführt vom starken Kapitän Lars Stindl und beflügelt vom höchst engagierten Außenstürmer Patrick Herrmann, international bestätigten, was sie national zuvor gezeigt hatten: Sie haben derzeit richtig Spaß am Spiel. Doch es fehlte, was in Liga und Pokal da war: der Erfolg. So gab es die erste Niederlage der Ära von Trainer Dieter Hecking. Der Grund: Es gibt ein Problem mit der Chancenverwertung. Das hatte Trainer Dieter Hecking, der gestern sein Europa-Debüt als Gladbach-Coach gab, schon nach dem 1:0 in Bremen angemerkt, und gestern setzte sich das fort.

In den ersten 45 Minuten spielten die Gladbacher zwar zeitweise rauschhaft, vergaben aber reihenweise Großchancen. Schon ein 3:0 zur Pause hätte den Verlauf nicht verzerrt abgebildet. Die Fiorentina indes, der nachgesagt wird, dass sie so gar nicht italienisch spielt (und es defensiv auch nicht tat), brauchte, ganz und gar italienisch, nur einen Schuss aufs Tor für die 1:0-Führung. Federico Bernardeschi knallte einen Freistoß in den Winkel. Yann Sommer kam nicht heran. Während Borussia schluderte, war das dennoch Maßarbeit des Geburtstagskindes.

Zuletzt waren die Borussen auch siegreich, obwohl sie in allen Statistiken schlechtere Werte hatten. Gestern war es anders herum: 60 Prozent Ballbesitz, 13:6 Torschüsse, eine bessere Zweikampfquote. Aber eben 0:1 Tore. Es war ein ärgerlicher Abend. Gleichwohl: Die Leistung darf Mut machen. Für Sonntag gegen Leipzig. Und für das Rückspiel in Florenz, was auch Max Eberl so sah. "Unsere Chancen sind von 50:50 auf 30:70 gesunken", sagte der Sportdirektor. "Aber diese 30 Prozent wollen wir nutzen." Was Hecking aber dringend üben lassen sollte: Torschüsse.

(kk)
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