Borussia Mönchengladbach Eine Nacht fürs Museum

Mönchengladbach · Was Borussia beim 4:2 in Florenz schaffte, war ihr in den meisten Fällen seit mehr als 20 Jahren nicht gelungen, manches sogar noch nie in der Vereinsgeschichte. Immerhin hat der Klub am Donnerstag sein 161. Europapokalspiel absolviert. Doch diese Kombination war einzigartig.

Borussia Mönchengladbach feiert Achtelfinaleinzug in der Kurve
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Borussia feiert Achtelfinaleinzug in der Kurve

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Foto: dpa, mb

Neue Erfahrungen

Andreas Christensen hat in Florenz sein erstes Europapokaltor für Borussia erzielt und mit dem 4:2 in der 60. Minute den Einzug ins Achtelfinale der Europa League gesichert. Als Gladbach international zuletzt in der Runde der letzten 16 stand, war Christensen noch gar nicht geboren. Der Gegner im Europapokal der Pokalsieger hieß im Herbst 1995 AEK Athen. Als Borussia schließlich im Viertelfinale gegen Feyenoord Rotterdam ausgeschieden war, vergingen immer noch 20 Tage, bis Christensen am 10. April 1996 das Licht der Welt erblickte.

Auswärts plötzlich eine Macht

Dass Borussia im Europapokal nach einem 0:2-Rückstand noch gewinnt, hat in der Vereinsgeschichte sogar noch niemand erlebt. Weder auswärts noch zu Hause war dem VfL dieses Kunststück gelungen. Jetzt vergingen — zieht man die Halbzeitpause ab — gerade einmal elf Minuten vom 1:2 bis zum 3:2. In Leverkusen vor vier Wochen benötigte Gladbach 19 Minuten, vor fünf Jahren in Hannover waren es neun. Auch hier sind die Dimensionen historisch. In Leverkusen, Fürth, Bremen und Florenz hat die Mannschaft unter Dieter Hecking vier Auswärtsspiele in Folge gewonnen. Schon wieder führt der Blick zurück ins Jahr 1995: 3:2 gegen Sileks Kratovo im Pokal der Pokalsieger, 2:1 bei den Bayern, 2:0 in Köln und 1:0 bei AEK Athen.

Die englischsten Wochen

Ein weiterer Rekord spielt sich im Kalender ab. In Fürth und zweimal gegen Florenz hat Borussia unter der Woche gespielt, es folgen am Mittwoch das DFB-Pokal-Viertelfinale in Hamburg sowie die beiden Achtelfinal-Duelle in der Europa League mit Schalke — sechs englische Wochen hintereinander gab es auch noch nie. Gleiches gilt für 13 Spiele innerhalb von 44 Tagen, am dichtesten getaktet war der Spielplan bislang 1973 mit 13 Spielen in 51 Tagen. So einzigartig wie der Abend in Florenz war, so einzigartig werden die kommenden Wochen.

Dirk Bremser: "Bin froh, dass die Jungs sich belohnt haben"

Bis vor kurzem wäre ein Standardtor pro Partie schon rekordverdächtig gewesen, in Florenz resultierten gleich alle vier aus Standards. Stindl verwandelte einen Elfmeter, staubte ab nach einer Ecke, traf nach einer Freistoßvariante von der Strafraumgrenze und Christensen nickte eine kurz ausgeführte Ecke ins Tor. Schon gegen Leipzig am Sonntag hatte Jannik Vestergaard blitzsauber per Kopf nach einer Ecke getroffen. "Ich bin froh, dass die Jungs sich endlich belohnen", sagte Co-Trainer Dirk Bremser, in dessen Verantwortungsbereich die Ecken und Freistöße seit Anfang des Jahres fallen. Stindl fiel das Standard-Quartett erst nach dem Spiel aus. Eins, zwei, drei, vier, zählte er mit den Fingern nach. "Stimmt!", sagte der Kapitän und schaute selbst verblüfft.

750.000 Euro fürs Weiterkommen

Es gibt viele Gründe für Borussia, sich über das Weiterkommen in Europa zu freuen, die finanziellen haben jedoch keine so hohe Priorität. 750.000 Euro erhält jeder Achtelfinal-Teilnehmer in der Europa League von der Uefa. Zum Vergleich: Jeder Punktgewinn in der Champions League wird mit 500.000 Euro belohnt. Richtig lukrativ wird der Wettbewerb eigentlich erst im Finale, wenn der Verlierer 3,5 Millionen Euro bekommt und der Sieger 6,5 Millionen. Hinzu kommen die Zuschauereinnahmen aus dem sicherlich ausverkauften Spiel gegen Schalke. Schon jetzt hat Borussia in Europa so viel verdient, dass es heißen kann: noch ein Vereinsrekord.

(jaso)
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