Warum der FCA der Borussia nicht liegt Angstgegner Augsburg

Mönchengladbach · Nach der Derby-Pleite in Köln kommt nun der FC Augsburg in den Borussia-Park. Gegen die bayerischen Schwaben hat Borussia nur 15 Prozent ihrer Spiele gewonnen. Hinzu kommt: Am Samstag wird es wohl keine große Kulisse geben.

Am 23. September 2015 gab es den letzten Sieg gegen den FC Augsburg - auch da blieben viele Plätze leer. Es war allerdings ein Mittwochabend-Spiel.

Am 23. September 2015 gab es den letzten Sieg gegen den FC Augsburg - auch da blieben viele Plätze leer. Es war allerdings ein Mittwochabend-Spiel.

Foto: Imago

"Gegen die kriegt man kein Bein auf den Boden. Weil man psychologisch sofort wahnsinnig blockiert ist, wenn man bloß ihren Namen hört."

(Rainer Moritz in seinem Buch "Immer auf Ballhöhe" über Angstgegner)

Die Frage nach dem Warum erübrigt sich. Es ist einfach so. Ein Angstgegner ist ein Angstgegner, weil er ein Angstgegner ist. Schließlich sind es zuweilen Generationen von Spielern, die ein Problem haben mit einem bestimmten Klub. Der Sportpsychologe Lothar Linz, Autor des Buches "Erfolgreiches Teamcoaching", beschreibt die Angstgegner-Werdung als "schleichenden Prozess": Erst gibt es eine oder mehrere Niederlagen, dann verbindet man die Spiele mit Angst, dann ist man überzeugt, dass eben dieser Gegner nicht zu besiegen sei und schließlich wird es eine selbsterfüllende Prophezeiung. Nun würde kein Fußballer zugeben, Angst vor einem Gegner zu haben, doch ist letztlich die Bilanz der entscheidende Faktor. Angst frisst Punkte auf.

Borussias international ewiger Angstgegner ist sicherlich der FC Liverpool. In Borussias Chronik ist zu lesen: "Dreimal gesehen, dreimal geweint. Zwei Finals - 1973 das im Uefa-Cup, 1977 das der Landesmeister - gehen gegen die Reds verloren, zudem 1978 das Halbfinale im Landesmeisterwettbewerb. Liverpool ist Borussias Trauma."

In der Bundesliga gehört zu den Gegnern, gegen die Borussia eine besonders maue Bilanz hat, der FC Augsburg. Dabei hatte die Geschichte der Traditionsklubs in der Saison 2007/2008 so gut angefangen für die Borussen. In der Zweiten Liga traf man sich erstmals und da gewann Gladbach 4:2 daheim und 2:0 in Augsburg. Was ein Lieblingsgegner hätte werden können, entwickelte sich seither in der Bundesliga aber zum genauen Gegenteil. Nur 15 Prozent der Spiele gegen die bayerischen Schwaben gewann Gladbach, zwei von 13 Aufeinandertreffen.

Garniert wird die Statistik von der Tatsache, dass bereits dreimal Ex-Borussen für Augsburger Erfolge sorgten: Jan-Ingwer Callsen-Bracker erzielte 2011 Siegtor des FCA, 2014 war es Raúl Bobadilla und 2016 Martin Hinteregger. Da Callsen-Bracker gerade an den 1. FC Kaiserslautern verliehen wurde und Bobadilla seit Sommer Borusse ist, steht am Samstag nur noch Hinteregger im "Ausgerechnet"-Verdacht. Ein kleiner Trost für Borussia: Auswärts hat noch kein Ex-Gladbacher für die Augsburger getroffen.

Doch es gibt weitere Angstgegner-Faktoren, die der FCA erfüllt (einer ist auch dieser Bericht, denn, stellt Psychologe Linz fest, auch die mediale Berichterstattung kann die Spieler diesbezüglich belämmern): In der Saison 2014/2015 gab es zwei Heimniederlagen, eine davon passierte eben gegen die Augsburger, die zuvor auch das Heimspiel gewannen. Und dann ist da Alfred Finnbogason. Der ist zurück im Training und Trainer Manuel Baum hofft, dass der Isländer Samstag zumindest als Joker zur Verfügung steht im Borussia-Park. Aus gutem Grund: Dreimal spielte der Stürmer gegen Borussia mit, dreimal traf er - jeder Angstgegner hat auch einen Angstspieler. Trifft er erneut, ist mit einem Remis zu rechnen. Denn das gab es immer, wenn Finnbogason gegen Gladbach mitwirkte.

Puh, puh, puh mag man da aus Gladbacher Sicht sagen. Formal sind das keine guten Aussichten für ein Spiel, in dem so vieles, was im Derby an Punkten und Kredit verloren wurde, ausgeglichen werden muss. Doch was hilft es? Das Spiel kommt - und muss gespielt werden. Dieter Hecking wird bei der Vorbereitung auf das Spiel die Angstgegner-Geschichte ignorieren oder aber als Herausforderung definieren. "Die Wurzel des Optimismus ist Angst", schrieb einst der irische Dichter Oscar Wilde. Die Frage ist: Warum sollte Borussia die Angst vor Augsburg besiegen? Nun, warum nicht? Was nötig ist, ist Mut. Denn der ist das Gegenteil von Angst.

(kk)
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