Analyse zur Borussia Erst pragmatisch und dann ästhetisch sein

Das 1:0 gegen Mainz war das schlechteste Heimspiel der Saison, aber es wurde gewonnen. Borussia weiß nun, dass es auch erst die Basics da sein müssen, und erst dann das schöne Spiel.

 Borussia muss die richtigen Lehren aus dem Sieg gegen Mainz ziehen.

Borussia muss die richtigen Lehren aus dem Sieg gegen Mainz ziehen.

Foto: dpa, fg nic

Borussias Angebot in den vergangenen fünf Bundesliga-Heimspielen war unvollkommen. Viermal gab es größtenteils ordentlichen Fußball zu sehen, Spiele mit hübschen Kombinationen und vielen Chancen. Aber keine Siege. Es war der pure Ästhetizismus: Form vor Inhalt. Und nun kam Mainz: Ein Spiel bar jeder Ästhetik, es sei denn, man ist ein Freund des gekämpften und krampfhaften Spiels. Aber es gab drei Punkte, und das, weil ein Standard nach einiger Flipperei des Balles zum Siegtor führte. Pragmatischer geht es kaum. Und weil die Borussen an diesem Tag kein Pech hatten, kam auch noch das Glück hinzu, dass ein Mainzer Tor nicht anerkannt wurde. Es scheint, als habe das Schicksal, das den Gladbachern zuvor nicht gewogen war, ein schlechtes Gewissen bekommen.

Es wurde natürlich ordentlich (und zu Recht) gemeckert über die Qualität des Spiels, es war das SchleHedS, das schlechteste Heimspiel der Saison - aber das mit der besten Laufleistung. Vielleicht war es gerade ein solches Spiel, das die Borussen in der aktuellen Situation brauchten. Eines, in dem der Erfolg erquält werden musste, so, dass es fast schon weh tat. Es zeigte: Siege sind nicht selbstverständlich, aber sie sind auch möglich, wenn man sich auf die Basics besinnt. Pragmatismus ist zuweilen besser als Ästhetizismus. Diese Erkenntnis rückt vielleicht die Dinge ein wenig zurecht: Schön ist schön, aber nur schön reicht nicht unbedingt. Wer erst die Basis-Tugenden an den Tag legt und dann Fußball draufpackt, ist auf dem richtigen Weg. "In den letzten Wochen gab es das eine oder andere Spiel, in dem uns die Mentalität des Gegners besiegt hat. Nun ist das Gefühl wichtig, gewonnen zu haben, weil wir es unbedingt wollten, weil wir es erzwungen haben", sagte Trainer André Schubert.

Borussia hat sozusagen dazu gelernt. Nicht nur, weil es nach so langer Zeit wieder ein Standard-Tor gab. Und das, nachdem dies im Training extra noch mal geprobt worden war. Nein, sie weiß nun auch, dass sie anders kann als schön, rumplig eben. Das sollte nicht zur generellen Masche werden, denn dann würde man das Ideal des Klubs verraten. Aber für den Moment, da es nur um Punkte geht, ist es zu entschuldigen.

Nun steht die nächste Muss-Aufgabe an: den Malus der Heimspiele aufzuarbeiten. Das geht nur mit Auswärtspunkten. Neun Zähler hat Gladbach daheim verloren, aber erst einen auswärts zurückgeholt. Aktueller Kontostand: minus acht. Ein Dreier auch in Augsburg würde da sehr helfen. Das Mainz-Spiel taugt als Vorlage für Augsburg. Auch der Fußball-Club aus der Puppenkisten-Stadt spielt weit und lang und lauert auf zweite Bälle. Hacke-Spitze-Eins-Zwei-Drei geht da gar nicht, das hat Borussia schon öfter erlebt. Aber: Die Gladbacher wissen nun, dass sie wieder gewinnen können. Egal wie, auch wenn es unvollkommen ist. Dass möglichst schnell auch wieder höhere ästhetische Ansprüche erfüllt werden sollten, sollte klar sein. Nicht aber um ihrer selbst willen, sondern für den guten Zweck namens Erfolg. Man muss erst pragmatisch und dann ästhetisch sein.

(kk)
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