Borussia Mönchengladbach Es gibt nur einen Raffael

Mönchengladbach · Borussias 1:1 bei RB Leipzig hat gezeigt: Es gibt einige Spieler, die sagen: "Ich kann da auch spielen". Aber wenn es, wie jetzt, wirklich darum geht, den "Maestro" zu ersetzen, dann wird deutlich, dass das nicht einfach so geht.

Raffael: Rückblick auf seine Zeit bei Borussia Mönchengladbach
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Das ist Raffael

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Foto: imago sportfotodienst

Die Freude war groß, ja diebisch, als Max Eberl vor ein paar Wochen verkünden konnte, dass Caetano de Araújo Raffael seinen Vertrag bei Borussia bis 2019 verlängert hat - obwohl auch Borussia Dortmund um den 31-Jährigen Brasilianer gebuhlt hatte. Und die Freude war nur zu verständlich, denn seit Raffael 2013 nach Gladbach gekommen ist, ist er der Fixpunkt in Borussias Angriffsspiel.

42 Treffer in 99 Bundesligaspielen stehen für ihn zu Buche, das 100. verpasste er wegen einer Leistenzerrung in Leipzig. Und just dieses verpasste Jubiläum warf das Schlaglicht auf eine nicht zu verachtende Baustelle der Borussen: Aktuell ist niemand im Kader in der Lage, Raffaels Rolle auch nur annähernd auszufüllen.

Denn diese Rolle beinhaltet mehr, als verlässlich Tore zu schießen und vorzubereiten. Raffael ist das personifizierte Umschaltspiel, und er ist vor allem derjenige, der die um ihn herum besser aussehen lässt. Gerade diese Qualität geht Gladbach erkennbar ab, wenn er nicht dabei ist. Wie jetzt in Leipzig.

Das durchaus Alarmierende an dieser Erkenntnis: Eigentlich dachte man am Niederrhein, man habe durchaus passende Alternativen, ja Erben im Portfolio. Und es gibt ja auch einige, die behaupten "Ich kann da auch spielen", nur können sie es ganz offensichtlich - Stand jetzt - noch nicht: Es gibt nur einen Raffael.

Man nehme Thorgan Hazard. Der Belgier hat in den vergangenen Monaten eine bemerkenswerte Entwicklung genommen, ist körperlich robuster und vor dem Tor zielstrebiger geworden. Aber er ist eben einer, der sehr gut zusammen mit Raffael funktioniert, aber (noch) nicht als Raffael. Das ist sicher seinen jungen Jahren geschuldet, aber in Leipzig setzte er sich zumindest der Kritik aus, es mit brotlosen Kabinettstückchen versucht zu haben, wo die Mannschaft sich frühzeitig auf kämpferisches Schwarzbrot verständigt hatte.

Als Jonas Hoffmann im Winter für acht Millionen Euro von Borussia Dortmund geholt wurde, konnte er auf dem Papier offensiv auf den Flügeln und im Zentrum spielen. In der Praxis stellt er für André Schubert weder hier noch da eine realistische Option da. In Leipzig saß Hofmann als einzige vordere Alternative 90 Minuten lang auf der Bank. "Wir stellen die Mannschaft so auf, wie wir glauben, dass es die bestmögliche Lösung für die Mannschaft ist", sagte Schubert. Hofmanns Problem ist, dass er quasi nie die bestmögliche Lösung ist, das muss man also nüchtern feststellen.

Kapitän Lars Stindl ist derweil vielleicht derjenige, der am meisten davon profitiert, mit Raffael zusammenzuspielen, aber auch am meisten darunter leidet, ohne ihn auskommen zu müssen. In Leipzig bereitete Stindl Fabian Johnsons 1:1 mit einem feinen Pass, aber als lückenreißender Umschaltspieler à la Raffael war er am Mittwoch schlichtweg überfordert.

Blieben Mo Dahoud und seine schon nachgewiesenen außergewöhnlichen Qualitäten als Spielmacher. Doch aktuell ist der 20-Jährige weit davon entfernt, Borussia besser zu machen. Das geht zum einen als normale Schwankung eines Talentes durch, zum anderen sehen viele das eben auch als Folge der vielen Transfergerüchte um ihn. "Mo ist momentan nicht an der Leistungsgrenze, die er schon mal hatte. Er muss daran arbeiten, sich wieder mehr zu empfehlen, wie jeder andere auch", sagte Schubert kurz und knapp.

Bleibt als Fazit der Dienstreise quer durch die Republik nach Leipzig: Auch mit Raffael liefert Borussia schwache Spiele ab, aber die Chance, dass es ein gutes Spiel wird, ist mit ihm deutlich größer. Und nur mit ihm.

(klü)
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