Borussia Mönchengladbach Mit Beifall in den Endspurt

Mönchengladbach · Der Bundesligist feiert sich auf der jährlichen Mitgliederversammlung selbst. Im wirtschaftlichen Bereich stellt der Verein wieder einmal Rekorde auf, Manager Max Eberl bleibt ihm treu und sportlich ist bis Ende Mai noch alles drin.

Ein häufiges Bild am Montagabend: Borussias Mitglieder stehen und applaudieren.

Ein häufiges Bild am Montagabend: Borussias Mitglieder stehen und applaudieren.

Foto: Jannik Sorgatz

Borussias Mitgliederversammlung war noch keine halbe Stunde alt, da gab es schon die ersten anhaltenden Ovationen für Max Eberl. Der Sportdirektor hatte noch kein Wort gesprochen, allein Präsident Rolf Königs hatte seine Vertragsverlängerung bis 2022 erwähnt, schon stand die Borussen-Gemeinde kollektiv auf. Ja, Eberls Entscheidung für Borussia, für die er sich "zu 100 Prozent entschieden hat" und somit gegen das Werben des FC Bayern München, hat für große Freude und Erleichterung gesorgt im Borussen-Universum.

Die Mitgliederversammlung, bei der etwas mehr als 1500 der inzwischen 81.000 Klubmitglieder zugegegen waren, war ein Gradmesser dafür. Man darf sagen: Borussia geht mit Beifall in den Endspurt der Saison, der am Mittwoch mit dem Spiel gegen Hertha BSC beginnt.

Rolf Göttel, der legendäre Stadionsprecher gab nach seiner Wiederwahl in den Ehrenrat probeweise sein Toransage für Mittwoch durch, und sollte es tatsächlich nach 22 Minuten, wie Göttel es sagte, ein "Tor für die Borussia, Tor für die Borussia" geben, was wäre das für eine Geschichte. Es wäre die logische Fortführung des erst zum Ende hin etwas kühler werdenden Abends in der Südkurve des Borussia-Parks, bei dem es samt und sonders gute Nachrichten gab: Rekordumsatz (197 Millionen Euro), Rekordgewinn (27 Millionen Euro), der neue Vertrag mit dem in Gladbach allseits beliebten Ausrüster Puma ab 2018 und natürlich Eberls Vertragsverlängerung. Dass Trainer Dieter Hecking nebenbei noch mitteilen konnte, dass Ibo Traoré nach langer Pause morgen vielleicht wieder im Kader stehen wird, rundete den Abend ab. Am Ende sangen dann alle Borussen wie üblich die Hymne des Klubs, "Die Seele brennt".

Der "einzig wahre Star" ist in diesem Song Borussia selbst. Doch an diesem Abend war der keineswegs heimliche Star Eberl — ganz wie es zu erwarten war. Der Manager kam ohne Krawatte, dafür aber mit einer gewieften Rede. Er erklärte ganz persönlich, warum er weiterhin Borusse bleibt, dann erklärte er dezidiert, warum die Dinge in der bisherigen Saison sind, wie sie sind. Er hielt einmal mehr ein Plädoyer für die Vernunft: "Die Erwartungshaltung kann zum Problem werden", mahnte er. Wenn dem so sei, sei das nicht die Borussia, die er schätzt, stellte er klar. Es war ein Rüffel für all jene, die zu schnell zu viel wollen.

Natürlich kamen Worte wie "Demut" oder "Einstelligkeit" in seiner Ansprache vor, natürlich auch der Satz "Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen". Er, der "gnadenlose Realist", weiß, wie schnell Schönes zerbersten kann, aber auch, was nötig ist, um es zu genießen, zu hegen, zu pflegen, auch zu forcieren. "Wir müssen kritisch, realistisch, bodenständig und erfolgsgeil sein", entwarf er einen Leitfaden für die Borussen. Man kann es auch so übersetzen: Borussia darf große Ziele angehen, wenn sie besonnen danach strebt und die Möglichkeit des Scheiterns im Hinterkopf hat.

Aber sie will stabil oben dabei sein — "in der Einstelligkeit", gern verbunden mit dem entscheidenden Mehr. "Unser Weg ist alternativlos. Wir werden keinen Sponsor finden, der uns mehrere hundert Millionen Euro zur Verfügung stellt. Wir werden wieder unsere besten Spieler verlieren im Sommer. Niemand darf erwarten, dass wir sie nicht nur ersetzen, sondern noch bessere holen", sagte Eberl. Als er seine Rede schloss, gab es erneut stehende Ovationen. Es war Eberls Abend.

(kk)
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