Borussia Mönchengladbach Kinopremiere für Gladbachs Erfolgsstory

Mönchengladbach · Der Zuschauer ist mittendrin in der Gladbacher Kabine. Trikots werden aufgehängt und Fußballschuhe bereitgestellt. Schnitt. Der Mannschaftsbus rollt los Richtung Stadion zum Bundesliga-Finale gegen Augsburg. Lucien Favre, der Trainer, winkt aus dem Fenster, draußen haben Fans ein Plakat aufgehängt: "Merci, Lucien."

Filmemacher René Hiepen beginnt seinen Film "Die Elf vom Niederrhein. Auf, auf, auf in die Champions League" mit dem Ende der Geschichte. Borussia hatte sich eine Woche zuvor durch ein 2:0 in Bremen für die Champions League qualifiziert. Jubelnde Fans sind zu sehen, die Nordkurve singt das Lied, das dem Film seinen Untertitel gab.

Später werden die Bilder krisseliger, farbloser. Sie wirken wie aus einer anderen Zeit. Die Musik ist getragener, düsterer. Februar 2011, Borussia ist Letzter. Man sieht Favre bei seiner Einstands-Pressekonferenz. Sein Debüt bringt ein 2:1 gegen Schalke. Es ist der Anfang eines Aufstiegs aus der Abstiegs-Vorhölle in den Fußball-Himmel. Es ist ein Plot, den der Film schon immer geliebt hat: Die vermeintliche Tragödie wird zur Erfolgsstory. Wäre es eine Fiktion gewesen, wäre Gladbach wohl Meister geworden. Doch auch der reale dritte Platz 2015 sei wie ein Titel, sagt Favre im Film.

Hiepen komprimiert vier Jahre und drei Monate auf 60 Minuten. Er erzählt die Geschichte in beeindruckenden Bildern, die nah dran sind am Team. Er schneidet immer wieder Interviewsequenzen ein und unterlegt all das mit dem passenden Klangteppich. Wenn Favre - begleitet von Streichern - am Spielfeldrand gestikuliert, dann wirkt er wie ein Dirigent. Das passt. Das gilt auch für den Rhythmus des Films. Er gleicht Favres Spielidee: Er bleibt phasenweise geduldig und ruhig, und nimmt, wenn es darauf ankommt, Tempo auf.

Die Borussen, die zu Wort kommen, sind gut gewählt: der analytische Martin Stranzl, der smarte Yann Sommer, der burschikose Patrick Herrmann, der Emotionsbolzen Granit Xhaka. Es ist ein Querschnitt der Teamsoziologie. Hiepen tritt als Erzähler kaum in Erscheinung. Er lässt die Bilder und die Protagonisten sprechen.

Der Film ist eine Schau wundervoller Spielzüge und herrlicher Tore, eine Hommage an ein Team und seinen Trainer, aber auch an die Fans. Sie dürfen hinter die Kulissen schauen, sehen, wie Vize-Präsident Rainer Bonhof nach dem Sieg in Bremen in der Kabine tanzt und Patrick Herrmann eine "Arschbombe" ins Kaltwasserbecken macht.

Borussia Mönchengladbach lässt es auf Fan-Party krachen
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Borussen lassen es auf Fan-Party krachen

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Foto: Dirk Päffgen

Ein Hauptdarsteller ist Igor de Camargo. Sein Siegtor im Relegationsspiel gegen Bochum im Mai 2011 ist der dramaturgische Höhepunkt. Hiepen, der viele kleine Randschichten erzählt, nimmt sich Zeit für die Sequenz: Sportdirektor Max Eberl moderiert sie an, dann darf de Camargo treffen. Dann ist nur Jubel - in Dolby-Atmos. In der dreidimensionalen Klangtechnik des Films fühlt sich der Betrachter wie im Stadion. "I have a Dream" steht auf einem Fan-Plakat. Der Traum wird wahr. Hiepens Film ist die Geschichte eines Fußballwunders.

"Die Elf vom Niederrhein..." Kino-Premiere: 19. August in Mönchengladbach. Danach ist der Film auch auf DVD und und Blueray erhältlich.

(RP)
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