Borussia Mönchengladbach Gesetzt dank des neuen Elfmetergefühls

Mönchengladbach · Früher lief es meist nicht gut für die Borussen, wenn die Entscheidung vom Punkt anstand. Das ist derzeit anders. Sogar in Abwesenheit "gewann" vom Punkt Gladbach Topf eins bei der heutigen Auslosung der Champions-League-Play-offs.

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Foto: dpa, sdn asu ss

Es gab Zeiten, da lief es anders. Und oft schief. Es gehört auf gewisse Weise sogar zu dem Mythos Borussia, dass es jenseits aller Triumphe immer wieder Tränen gab - und fatale Kuriositäten. Gerade was den Europapokal angeht. Zwei Beispiele. Borussia war 1970 Teilnehmer des ersten Elfmeterschießens in der Geschichte des Landesmeisterwettbewerbs. Es ging gegen Everton verloren. Und wem außer Gladbach hat schon eine leere Cola-Dose den vielleicht schönsten Europapokal-Sieg aller Zeiten gekostet?

Nun, Ereignisse wie diese führten dazu, dass am späten Mittwochabend viele Gladbach-Fans abwinkten, als es in Bern, wo die Young Boys gegen Schachtjor Donezk spielten, ins Elfmeterschießen ging. Bern hatte das 0:2 des Hinspiels aufgeholt und würde im Erfolgsfall die Borussen in den ersten Topf bei der Auslosung der Play-offs zur Champions League hieven. Das konnte nur schief gehen, nach Gladbach-Logik jedenfalls. Ging es aber nicht. Bern siegte und so ist Borussia heute unter den gesetzten Teams.

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Dass die Entscheidung pro Borussia vom Elfmeterpunkt fiel, konterkariert eine weitere historische Gewissheit: Elfmeterschießen sind Borussias Sache eigentlich nicht (das Halbfinale gegen Leverkusen bestätigte als kuriose Ausnahme nur die Regel, weil danach im Finale vom Punkt gegen Hannover verloren wurde). Immerhin wurden auf diese Weise zwei Pokalendspiele (1984 und eben 1992), sowie zwei Pokal-Halbfinals (2001, 2012) verloren. Doch irgendwie ist das Elfmeterschießen in dieser Saison Gladbachs Freund. Zweimal schon in dieser Vorbereitung entschieden die Borussen auf diese Art Spiele für sich. Und jetzt gewannen sie durch ein Elfmeterschießen, bei dem sie gar nicht dabei waren, das Gesetzt-sein in den Play-offs. Ergo: kein Manchester City, kein FC Porto, stattdessen AS Rom, AS Monaco, Steaua Bukarest, FK Rostow oder eben Bern als mögliche Gegner.

Dass es so ist, liegt an 0,448 Punkten, die Borussia in der Uefa-Wertungsliste vor den Römern liegt. Auf Umwegen ist daran Christoph Kramer beteiligt. Hätte sein Ex-Klub Leverkusen in der Vorsaison nicht noch das 4:4 gegen Rom geschafft, wäre es anders. "Ich kann dafür aber nichts, ich habe ja kein Tor geschossen", sagt Kramer. Ginge es nach ihm, würde es heute Bern werden, "wegen des kurzen Fluges". Auch Nico Elvedi, der Schweizer, würde es gern mit seinen Landsleuten aufnehmen. Die waren gerade erst Testspielgegner der Borussen - beim Uhrencup. Da lag Borussia 1:3 zurück und rettete sich noch ins Elfmeterschießen. Und siegte.

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Möglich, dass dieses Testspiel nun immensen Wert bekommt. Denn es kann die Sinne schärfen. Es ist nett, dass die Borussen nun gesetzt sind, aber es ist keine Champions-League-Garantie. Genau genommen ändert sich nichts auf dem Weg zu den prallen Fleischtöpfen der Meisterliga: "Es gibt zwei wichtige Spiele, die wir gewinnen wollen", sagte André Hahn gestern. Geändert hat sich indes, dass die Borussen als gesetztes Team ein bisschen Favorit sein werden gegen das Gros der fünf Gegner. Insbesondere gegen Bern und Rostow. Allesamt sind es mindestens Gegner auf Augenhöhe, in den Sphären des riesengroßen ManCity ist keiner unterwegs. Die Chance, sich für die Gruppenphase zu qualifizieren, ist gefühlt gestiegen. Die Borussen aber warnen vor zu viel Euphorie. "Klar, Manchester bleibt uns erspart, aber Rom oder Monaco sind auch starke Gegner, wie die anderen auch. Es geht um die Champions League, da wird jeder alles geben. Wir auch", sagt Hahn. Das Elfmeterglück will er dabei nicht weiter strapazieren. "Wir wollen das vorher klären, egal, wer der Gegner ist", stellt er klar. Die Zeiten, da Borussia sich davor fürchterlich fürchten muss, weil es "eh' daneben geht" sind aber wohl vorbei. "Ich hoffe, wir haben unser Glück noch nicht ausgeschöpft, bevor es richtig losgeht", merkt ein Fan an. Es lief halt lange anders.

(RP)
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