Borussia Mönchengladbach Analyse: Ging die Dreierkette in Wolfsburg nach hinten los?
Beim 4:0 gegen den VfB Stuttgart war die Dreierkette ein gefeiertes taktisches Mittel. Beim 1:2 gegen den VfL Wolfsburg ging es schief – aber war das wirklich so? Wir haben uns ein paar Schlüsselszenen genauer angeguckt.
Anpfiff:
Als Schiedsrichter Daniel Siebert das Spiel anpfeift, wird das 3-4-1-2 für jeden sichtbar. Nach dem Stuttgart-Spiel hatte André Schubert betont, die Grundausrichtung diene dazu, defensiv "mehr Leute hinter den Ball" zu bekommen. Offensiv sollen die Spieler für den Gegner "weniger greifbar" sein.
Hin und her, Mann gegen Mann:
Bereits in der 3. Minute gibt es eine Szene, in der Schuberts Plan nicht aufzugehen scheint. Wolfsburgs Vieirinha spielt einen langen Ball von der eigenen Strafraumgrenze. Im Bild: sechs gegen sechs, dazu ist Dante noch versteckt.
Hin und her, Mann gegen Mann:
Bleiben also nicht viele Leute übrig, zumal Granit Xhaka irgendwo unterwegs ist, nur nicht in der Nähe der Dreierkette. Die spielt bei diesem langen Ball Mann gegen Mann – gegen Max Kruse, André Schürrle und Julian Draxler ein kaum überschaubares Risiko.
Hin und her, Mann gegen Mann:
Zum Glück aus Borussensicht spielt Yann Sommer mit.
Hin und her, Mann gegen Mann:
Martin Hinteregger, auf dem linken Flügel aufgestellt, ist so weit vorne unterwegs, dass er Sommers Klärball mit dem Kopf verlängern kann.
Hin und her, Mann gegen Mann:
Raffael bekommt eine gute Dribblingchance gegen den etwas hüftsteifen Robin Knoche. Immer eine Ecke holt er heraus. Wolfsburg verteidigt hier selbst Mann gegen Mann, was genauso gefährlich ist wie bei der Borussia.
Das 1:0 durch Draxler:
Kurz bevor Schürrle mit dem Ball die Linie herunterläuft, hat sich Andreas Christensen so weit herausgewagt. Aber kein Problem, der Däne behält im Lufduell die Oberhand und orientiert sich schnell wieder nach hinten.
Das 1:0 durch Draxler:
Xhaka ist da und die Dreierkette wird durch ihn sogar zur Viererkette. Aber bei Schürrles Hereingabe verteidigt der Schweizer einfach läppisch.
Das 1:0 durch Draxler:
Zum Glück aus Sicht der "Wölfe" tritt Maximilian Arnold über den Ball, Christensen und Mo Dahoud sind bei ihm, da gibt es nicht viel auszusetzen.
Das 1:0 durch Draxler:
Sechs Borussen gegen drei Wolfsburger, sogar Fabian Johnson ist hier im Strafraum – das Problem in dieser Szene ist nicht die Formation, die gegen Stuttgart noch das Allheilmittel war. Vielmehr darf Nico Elvedi sich im Zweikampf mit Draxler nicht so leicht verladen lassen. Vier von neun Zweikämpfen verliert der Schweizer, am Ende sind es genau zwei zu viel, wie die nächste Szene zeigt.
Das 2:0 durch Kruse:
Wieder ist Xhakas Abwehrverhalten nicht ausreichend (oben). Auch Lars Stindl lässt den starken Arnold passieren. Auch den Torschützen Kruse, der seine Flaute von mehr als 900 Minuten ohne Tor beenden wird, haben wir eingekreist.
Das 2:0 durch Kruse:
Nachdem er Gladbachs Mittelfeld überlaufen hat, besitzt Arnold zwei gute Optionen. Mal angenommen, Oscar Wendt hätte in einer Viererkette links gespielt und Elvedi rechts – mehr als die drei Leute hinter dem Ball hätte die Borussia auch dann nicht gehabt.
Das 2:0 durch Kruse:
Allein dieses Standbild suggeriert noch keine hypergroße Gefahr. Allerdings sieht Elvedi individuell wieder schlecht aus. Kruse schlägt einen seiner berüchtigen Haken und lässt Sommer mit seinem Schuss in den rechten Winkel keine Chance. Ein Problem der Dreierkette? Eher nicht.
Johnsons Chance zum 2:2:
Nach dem zweiten Gegentor stellte Schubert auf eine Viererkette um. Hier presst Elvedi sehr hoch und bringt Kruse so sehr in Bedrängnis, dass der den Ball verliert. Wichtig: Dahoud sieht, dass er hinter Elvedi absichern muss.
Johnsons Chance zum 2:2:
Dann geht es blitschnell, Stindl spielt einen starken Pass auf Johnson, der am gut reagierenden Keeper Koen Casteels scheitert. Zur Halbzeit bringt Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking hinten rechts Christian Träsch für Vieirinha, der immer wieder gegen Raffael den Kürzeren zog. Nach dem Seitenwechsel neutralisiert sich das Geschehen ein wenig. Das Kind ist in der 15. und 17. Minuten in den Brunnen gefallen – aber nicht primär wegen der Dreierkette.