Borussia Mönchengladbach Borussias Strategen kommen nicht ins Spiel

Dortmund · Granit Xhaka schlich schweigend durch die Mixed-Zone des Dortmunder Stadions und entschwand Richtung Mannschaftsbus. Lars Stindl bedeutete mit einer knappen Geste, dass er das 0:4 bei Borussia Dortmund lieber nicht kommentieren wolle. Es brauchte indes keine Worte, um das Innenleben der beiden Strategen zu beschreiben. Die Enttäuschung über die Darbietung beim Bundesliga-Auftakt stand ihnen ins Gesicht geschrieben.

Borussia Mönchengladbach startet ganz schwach in die Saison: die Einzelkritik
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BVB - Borussia: Einzelkritik

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Xhaka und Stindl werden in Mönchengladbach als Anführer einsortiert, sie sollen hinten Ordnung stiften und nach vorn Impulse geben. Das gelang in Dortmund keinem der beiden. Sie kamen nicht ins Spiel. Xhaka hatte mit 81 Ballkontakten zwar die meisten seines Teams, doch für einen, der sonst deutlich über 100 liegt in dieser Statistik, ist das herzlich wenig. Stindl kam nur auf 60 Ballkontakte. Zum Vergleich: Ilkay Gündogan hatte als zentraler Mittelfeldspieler des BVB 112-mal den Ball, der junge Julian Weigl 90-mal. Entsprechend konnten die schwarz-gelben Sechser weit mehr Akzente setzen, als ihre Pendants in Weiß.

Xhaka sammelte in der 77. Minute noch eine frustbedingte Gelbe Karte ein, als er Weigl foulte, und wurde kurz darauf von Trainer Lucien Favre ausgewechselt, wohl auch, um einer eventuellen Ampelkarte vorzubeugen. Xhaka will mit den Gladbachern viel erreichen in dieser Saison, er will ein aggressiver Leader sein, das ist sein Anspruch. In Dortmund jedoch lief das Spiel schlichtweg an ihm vorbei. Seine Zweikampfwerte waren dünn, nach vorn produzierte er kaum etwas. Stindls Gesamtzeugnis seines Bundesliga-Debüts für Gladbach liest sich ähnlich. Seine strategischen Fähigkeiten kamen nicht zum Tragen, zudem leistete er sich absonderliche Ballverluste in der Offensivbewegung. Hatte Stindl beim Pokalsieg im St. Pauli noch wesentliche Akzente aus der Tiefe des Raumes gesetzt und zwei Tore erzielt, so war nun sein Ballverlust am BVB-Strafraum, der den Konter einleitete, der zum 0:3 nach 33 Minuten führte, sinnbildlich für den Gesamteindruck, den die Borussen hinterließen: An diesem Tag ging gar nichts.

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Foto: afp, PST/DG

Die Lücken in der Defensivbewegung konnten die beiden Sechser auch nicht schließen. Wie beim 0:1, als sich der Dortmunder Angriff aus einer ruhigen Ballzirkulation urplötzlich geschwind wurde: Mats Hummels passte zu Shinji Kagawa, vom Japaner kam der Ball ungehindert im Strafraum an, in der Schnittstelle zwischen Rechtsverteidiger Tony Jantschke und Innenverteidiger Marvin Schulz lauerte Reus und vollstreckte.

Lucien Favres Doppel-Strategen-Sechs spielte in Dortmund zum zweiten Mal zusammen. Es war spürbar, dass diese Variante noch eines nachhaltigen Feinschliffs bedarf, gerade, wenn der Gegner wie nun der BVB arg Druck macht. Der Druck war an diesem Tag zu groß, für ganz Gladbach und auch für die beiden Männer in der Zentrale. So kam fast alles, was Dortmund nach vorn inszenierte, ungebremst auf die neu formierte Viererkette zugerollt, in deren Mitte die unerfahrenen Verteidiger Marvin Schulz und Andreas Christensen mit der Wucht der Angriffe überfordert waren.

Auf die Hilfe der Kollegen konnte sich an diesem ernüchternden Nachmittag kein Gladbacher verlassen, jeder hatte mit sich selbst genug zu tun. Und die, die eigentlich vorangehen wollen (und sollen) schafften es nicht. "Wir haben gesehen, dass wir noch viel tun müssen, um unsere Stabilität zurückzubekommen", fasste Trainer Lucien Favre seine Eindrücke zusammen. Das gilt auch für seine Strategen Xhaka und Stindl.

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