Borussia Mönchengladbach Das Blamieren verlernt

Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbach ist fast schon historisch schlecht in die Saison gestartet. Eine höhere Auftaktniederlage gab es noch nie. Und Trainer Lucien Favre musste unter ungewohnten Voraussetzungen seine Halbzeitansprache halten.

Borussia Mönchengladbach startet ganz schwach in die Saison: die Einzelkritik
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BVB - Borussia: Einzelkritik

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Der Auftritt beim 0:4 in Dortmund hat etliche Fragen aufgeworfen. Die meisten beginnen mit "Wieso?", "Weshalb?" und "Warum?". Seit Sonntagmorgen läuft die Suche nach Antworten, die die Mannschaft allerdings frühestens im Heimspiel gegen Mainz komplett abschließen kann. Etwas schneller ist den Borussia-Fans zu helfen, die sich beim Blick auf die Tabelle unter anderem gefragt haben dürften: "Seit wann gab es das denn nicht mehr?"

Gladbach steht auf dem 17. Platz und kann sich bei den Spielplanmachern der DFL bedanken, dass sie den Hamburger SV direkt nach München geschickt haben. Nach einem Spiel ist das noch am besten zu verkraften, der Anblick eines Abstiegsplatzes würde jedoch auch Schmerzen verursachen, wenn jemand in der Sommerpause auf die Idee käme, die Vereine nach der Länge des Namens zu ordnen und der Borussia VfL 1900 e. V. Mönchengladbach plötzlich schlechte Karten hätte. Also folgt jetzt die Antwort auf die erste "Wann?"-Frage:

"Wann stand die Borussia zuletzt auf einem direkten Abstiegsplatz?"

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Es war 7. Mai 2011, als Mike Hanke mit seinen Toren gegen den SC Freiburg für die Erlösung sorgte und die Borussia vom 17. auf den Relegationsplatz hievte. Zwei Wochen vorher hatte es die Fans übrigens noch in Ekstase versetzt, dass das Favre-Team nach einem Spiel gegen Borussia Dortmund auf dem 17. Platz landete. Na gut, es gab einen 1:0-Sieg, der BVB war der kommende Meister und Gladbach hatte zuvor fünf Monate lang am Tabellenende gestanden. Manchmal ist Platz 17 oben.

"Wann verlor die Borussia zuletzt am ersten Spieltag so hoch?"

1993 ging der Auftakt gegen Eintracht Frankfurt in die Hose, 0:4 hieß es ebenfalls, sogar am heimischen Bökelberg. Höher als mit vier Toren Differenz hat Gladbach in 48 Bundesligajahren am ersten Spieltag noch nie verloren. Glückwunsch also an diejenigen, die am Samstag im Stadion waren: Es war ein historischer Abend aus Sicht des VfL.

"Wann kassierte die Borussia zuletzt solch eine hohe Niederlage?"

Der triste Herbstanfang 2012 war wohl die schwierigste Zeit unter Lucien Favre. 0:5 in Dortmund, 2:4 gegen Fenerbahce, 0:4 in Bremen — alles innerhalb von drei Wochen. Mehr als damals hat die Borussia seitdem nicht mehr am Abstiegskampf geschnuppert. Die Pleite bei Werder am 20. Oktober 2012 war bis Samstag nicht nur Gladbachs letzte mit vier Toren Unterschied, seitdem hatte es nicht mal mehr eine mir drei Toren Unterschied gegeben. So lange musste kein Verein in der Bundesliga auf eine Klatsche warten (was für ein schöner Satz). Selbst die Bayern verloren zwischenzeitlich 0:3 gegen den BVB.

"Wann ging es zum letzten Mal mit einem 0:3 in die Pause?"

Eine Halbzeitansprache unter diesen Voraussetzungen hat Favre in viereinhalb Jahren beim VfL noch nicht halten müssen. Beim 0:5 in Dortmund und beim 0:4 im Bremen stand es nach 45 Minuten nur 0:2. Das war selbst das Zwischenresultat beim 0:7 in Stuttgart im September 2010 unter Michael Frontzeck. Der hatte zudem am 1. Mai 2010 die Aufgabe, seiner Mannschaft beim Stand von 0:4 in Hannover etwas Sinnvolles mit auf den Weg zu geben. 1:6 endete die Partie.

"Wann wurde die Borussia zuletzt so an die Wand gespielt?"

Diese Antwort wird nicht ganz so wasserdicht mit Zahlen abgesichert. Aber das Spiel in Dortmund am 9. November 2014 biedert sich geradezu an. 22:1 Torschüsse hatte der BVB damals, 17:5 waren es am Samstag. 7:1 gingen damals aufs Tor, 6:0 am Samstag. Die Güte der Torchancen war also keineswegs schlechter, trotzdem muss Christoph Kramer aus 45 Metern helfen. Allerdings wird ein lapidares "Zur falschen Zeit am falschen Ort" nur die Hälfte des 0:4-Debakels erklären.

"Wann verlor die Borussia zuletzt die ersten beiden Bundesligaspiele?"

Das war nach dem Wiederaufstieg 2008. Auf ein 1:3 zu Hause gegen Stuttgart folgte ein 0:1 bei Mitaufsteiger Hoffenheim. Die Hardcore-Abergläubischen gehen sowieso gerne auf Nummer sicher und bestehen auf eine Niederlage zum Auftakt: Das 3:0 gegen Schalke am 15. August 1998 lässt grüßen. Der erste Tabellenführer der Saison stieg am Ende ab.

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