Borussia Mönchengladbach Herausforderung Ronaldo

Mönchengladbach · Die Schweiz hat noch zwei WM-Qualifikationsspiele vor sich: Am Samstag gegen Ungarn und am Dienstag in Portugal. Das dürfte ein echtes Finale werden. Dabei wird es vor allem auf Borussias Torhüter Yann Sommer ankommen.

Borussias Torwart Yann Sommer bereitet sich im Dress seiner Schweizer "Nati" auf das Duell mit Portugal vor.

Borussias Torwart Yann Sommer bereitet sich im Dress seiner Schweizer "Nati" auf das Duell mit Portugal vor.

Foto: Imago

Yann Sommer ist keiner, der zu Übertreibungen neigt. Eher ist die Nüchternheit sein Metier. Weswegen seine Einlassungen zu dem Ereignis, was ihn und die Kollegen aus dem Schweizer Nationalteam am Dienstag erwartet, durchaus als euphorisch einzuordnen sind. "Es wird ein großer Tag für uns. Ein Spiel in Lissabon, gegen den Europameister, etwas Schöneres gibt es für einen Sportler nicht", sagt Borussias Torhüter mit Blick auf das letzte Spiel der Eidgenossen in dieser WM-Qualifikation in Portugal.

Die Konstellation ist, so am Samstag die Spiele Schweiz gegen Ungarn und Andorra gegen Portugal den erwartbaren Verlauf nehmen, die eines echten Endspiels: Der Sieger bekommt das direkte Ticket zur WM in Russland. Wegen der Tabellen-Konstellation - die Schweiz hat das Hinspiel gewonnen und seither nicht verloren, Portugal läuft den drei Punkten hinterher - würde der Schweiz sogar ein Remis reichen. Nur bei einer Niederlage wären die Portugiesen vorn, denn sie haben die deutlich bessere Torbilanz. Dann müsste die Schweiz anstelle Portugals in die Play-offs. Es dürfte daher ein heißer Abend werden im imposanten "Estadio da Luz" im Herzen der portugiesischen Hauptstadt. Die Fans von Benfica nennen die Heimat ihres Klub liebevoll "Kathedrale" - für die Schweizer soll es, das ist der Plan der Portugiesen, dann die Hölle sein.

"Es ist eine echte Challenge für uns", sagt Sommer. Auch seine Gladbach-Kollegen Nico Elvedi und Denis Zakaria sind nominiert, doch werden beide wohl erst mal auf der Bank sitzen. Granit Xhaka, früher auch Borusse, ist hingegen einer der Köpfe des Teams. Er mag Spiele, die voller überdimensionaler Emotion sind. Im Gegensatz zu Sommer ist Xhaka einer, der gern in Euphorie schwelgt und aus großen Worten große Energie zieht. "Ich glaube, dass wir gegen Portugal ins Spiel gehen müssen, als wäre es das Finale einer WM. Wenn du verlierst, hast du Pech gehabt. Wenn du gewinnst, hebst du den Pokal in die Höhe. Mit dieser Mentalität müssen wir ins Spiel gehen", ließ er wissen.

Sommer ist gerade rechtzeitig wieder fit geworden für die beiden entscheidenden Partien der WM-Qualifikation. Die Innenbanddehnung im Knie, die seinen Einsatz gegen Stuttgart und in Dortmund verhinderte, ist abgeklungen. "Ich konnte mit links und rechts lange Bälle schlagen, das ist ein gutes Zeichen", sagte Sommer nach dem 2:1 gegen Hannover, bei dem er zurückkehrte ins Gladbacher Tor.

Zweifel, ob er die Reise zur "Nati" antreten könnte, gab es nicht. "Ich fahre gern dahin", stellte Sommer vergangenen Samstag klar. Er wird auch spielen, schließlich ist er von Amtswegen die Nummer eins. Als solche wird er nach alter Gladbacher Sitte erst mal das Spiel gegen die Ungarn ganz seriös angehen - um bloß nicht die Final-Option zu gefährden durch die ersten verlorenen Punkte in dieser Qualifikation. Dass Portugal in Andorra strauchelt, ist eher nicht zu vermuten.

Und dann kommt die Nacht von Lissabon. In der wird vor allem einer brennen: Cristiano Ronaldo. Es könnte seine letzte WM werden, er ist 32. Die Schweiz wird sich indes nur direkt für die WM qualifizieren, wenn sie Ronaldo aufhält, so viel ist sicher. Im Hinspiel, beim 2:0-Sieg, fehlte er. Nun wird die Herausforderung ungleich größer - insbesondere für Sommer. Reduziert man das Spiel auf vermeintlich entscheidende Zweikämpfe, gehört das Duell des Torwarts mit dem Weltfußballer dazu: Sommer gegen Ronaldo. "Er ist ein Spieler, der einfach Tore macht, er ist überall auf dem Platz, schießt auch noch gute Freistöße", weiß Sommer.

Der Schweizer Torwarttrainer Patrick Foletti wird ihn einstimmen auf die schrägen Schüsse des Exzentrikers. Zudem kann sich Sommer bei Roman Bürki erkundigen, müsste das aber telefonisch tun, denn der Dortmunder fehlt wegen einer Zahn-OP. Bürki hat frische Erinnerungen an Ronaldo. Im Champions-League-Spiel knallte er gleich zwei Bälle ins Netz, Real siegte 3:1.

Ein solches Ergebnis wollen die Schweizer nicht erleben. Denn es könnte den WM-Traum gefährden. "Bis jetzt ist die Perspektive gut", sagt Sommer, doch das "bis jetzt" beinhaltet, dass sich das ändern kann. In die Play-offs zu müssen ist kein netter Gedanke. Garantien gibt es da nicht. Und in den K.o.-Spielen war die Schweiz zuletzt nicht nervenstark, siehe das Aus im EM-Achtelfinale gegen Polen 2016.

"Wir wollten auch in den letzten Jahren viel, haben aber nicht alles erreicht. Das wird eine Prüfung, die wir zum zweiten Mal bestehen müssen. Ich bin aber überzeugt, dass die Mannschaft viel reifer und cleverer geworden ist und im mentalen Bereich viel entschlossener", sagt Xhaka. Und belegt mit dem Satz danach, dass er seine Gladbach-Denke noch nicht ganz abgelegt hat: "Wir haben die Qualität, Portugal zu schlagen. Das wollen wir zeigen. Aber zuerst kommt Ungarn", sagt er. Richtig, Herr Xhaka, Spiel für Spiel.

(kk)
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