Borussia Mönchengladbach Hochgeschaukelt

Mönchengladbach · Der erfolgreiche Bundesliga-Auftakt gegen Bayer Leverkusen zeigte: Borussia und ihre Fans treiben sich zu Höchstleistungen an.

Borussia Mönchengladbach: Hochgeschaukelt
Foto: dpa, mjh jai

Es sind nur zwei Worte, aber wenn die Nordkurve in entscheidenden Phasen ihr "Mönchengladbach olé" anstimmt, erreichen die Mitmachquote und die Lautstärke Bestwerte. Am Samstag um kurz nach acht peitschte der Gesang wieder durch den Borussia-Park und schien so belebend zu wirken wie eine zusätzlich Trinkpause bei 35 Grad. Statt zu resignieren und auf den Feierabend hinzuarbeiten, machten zuerst die Fans und dann die Mannschaft nach dem Ausgleich direkt weiter. Yann Sommer schlug den Ball nach vorne, Fabian Johnson ging ins Kopfballduell, Thorgan Hazard schnappte sich den Ball, Pass auf Lars Stindl, vorbei an Leverkusens Torwart Bernd Leno - 2:1, 100 Prozent Mitmachquote, 100 Dezibel.

Trainer André Schubert sprach den Fans im Anschluss ein "großes Kompliment" aus. "Wenn ein Spiel auf des Messers Schneide steht, brauchst du jede Unterstützung", sagte Schubert. Die hatte sein Team, wobei es auch immer ein gegenseitiges Hochschaukeln zwischen den Rängen und dem Rasen ist. Die Fans legten motiviert los, auch für sie war es eine große Woche mit dem 6:1 gegen Bern und einer Champions-League-Auslosung, die Kindheitsträume erfüllte. Dann fand die Mannschaft ins Spiel, die Fans trotzten den Temperaturen, und am Ende schienen sich elf Spieler und 50.000 Zuschauer gegenseitig als Notstromaggregat auszuhelfen.

Seit dem 23. Januar dieses Jahres konnte Borussia nach jedem Heimspiel zu den Fans gehen und mit die Welle machen. Die TV-Aufnahme aus südlicher Richtung, mit hüpfenden Spielern und hüpfenden Fans in der Nordkurve gehört zum Standardrepertoire einer Übertragung.

Mit dem Sieg gegen Bayer nähert sich Borussia so langsam rekordverdächtigen Sphären. Zu Hause hat sie acht Bundesligaspiele in Folge gewonnen, mit einem Torverhältnis von 25:4. Oft wurde die Mannschaft gar nicht so sehr gefordert, dass der Funke überspringen musste: 5:1 gegen Werder Bremen, 4:0 gegen den VfB Stuttgart, 5:0 gegen Hertha BSC. Sowohl Anfang Mai als auch am Samstag gegen Leverkusen waren die Fans jedoch da, als sie gebraucht wurden. Beide 2:1-Siege erfüllten einige der Kriterien, die Nick Hornby in seinem Fußballroman "Fever Pitch" für ein perfektes Fußballspiel aufstellt. Dass nicht mehr Tore fielen, lag vor allem an den starken Leistungen der Torhüter und etwas Pech im Abschluss.

36, 39 und 40 Punkte im eigenen Stadion hat Borussia in den vergangenen drei Spielzeiten geholt, als es am Ende immer für den Europapokal reichte. Letztendlich entscheidet also die Auswärtsbilanz über das genaue Abschneiden, da Gladbach zu Hause zuverlässig auf hohem Niveau punktet. Nun hat der VfL bewiesen, dass er nicht nur unterlegene Gegner spielerisch auseinandernehmen, sondern auch Top-Konkurrenten mit Willenskraft besiegen kann. In zwei Wochen kommt Bremen, das zum Auftakt mit 0:6 gegen den FC Bayern unterging, danach ist der FC Ingolstadt zu Gast, gegen den es zwar das einzige Heim-Remis (0:0) unter Schubert gab. Allerdings wartet der FCI seit fast einem Jahr auf einen Auswärtssieg.

(RP)
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