Borussia Mönchengladbach "4 aus 19" und der Dauer-Däne

Mönchengladbach · Borussia hat gegen den VfB Stuttgart den ersten Sieg mit zwei Toren Unterschied seit dem 4. März gefeiert. Damals wie am Dienstag spielte Jannik Vestergaard durch – kein Wunder, macht er schließlich immer.

Borussia Mönchengladbach - VfB Stuttgart: Einzelkritik
14 Bilder

Gladbach - Stuttgart: Einzelkritik

14 Bilder
Foto: Dirk Päffgen

Borussia hat gegen den VfB Stuttgart den ersten Sieg mit zwei Toren Unterschied seit dem 4. März gefeiert. Damals wie am Dienstag spielte Jannik Vestergaard durch — kein Wunder, macht er schließlich immer.

Effizienz-Steigerung

Die Devise "Kleinvieh macht auch Mist" lässt sich nur auf die Chancenproduktion einer Mannschaft übertragen, wenn sie vorne hochkarätige Spieler wie Raffael, Lars Stindl und Thorgan Hazard herumlaufen hat. Das Trio schießt sich langsam warm, wobei bis auf die beiden Elfmeter keine einfachen Aufgaben dabei waren. Stindls Treffer in Leipzig ist oft genug gelobt worden, und Raffael musste die scharfe Hereingabe von Nico Elvedi rund 30 Zentimeter über dem Boden erstmal derart verarbeiten. Insgesamt hat Borussia ihre Chancenverwertung innerhalb weniger Tage enorm verbessert. Vor Leipzig benötigte sie 17,3 Schüsse pro Treffer, dann gelangen ihr 4 mit nur 19 Versuchen, so dass der Schnitt nun bei 10,1 liegt. Vergangene Saison waren es 9,1 und davor herausragende 6,8. Eine Warnung sollte indes die Schlussviertelstunde sein, als der VfB die Torschussstatistik mit 6:0 Versuchen noch zu seinen Gunsten drehte. Mit mehr individueller Klasse im Abschluss wäre es gefährlicher geworden für Gladbach.

Kleiner Kantersieg

Nicht annähernd 100 Prozent der Leistung abzurufen, das reicht in der Bundesliga nur, wenn der Gegner mitzieht. So entwickelte Borussia nicht die Dynamik aus der zweiten Halbzeit des Leipzig-Spiels, während Stuttgart den Plan von Trainer Hannes Wolf, die Gladbacher hoch anzulaufen, nicht umsetzen konnte. Deshalb neutralisierte sich das Geschehen 45 Minuten lang auf einem Niveau, das den werten TV-Zuschauern in Fernost nicht geholfen haben dürfte, nach Mitternacht noch die Augen offen zu halten. Ob es absehbar war, dass Borussia im zweiten Durchgang den höchsten Sieg seit dem 4. März (4:2 gegen Schalke) herausschießen würde, lässt sich aus diesem Grund nicht sagen. Fest steht, dass zum ersten Mal nach elf Partien mit maximal einem Tor Unterschied wieder eines mit deren zwei endete.

Aus dem Angstgegner-Register gelöscht

Als Borussia zuletzt gegen Stuttgart verlor, spielte Luuk de Jong noch in Gladbach. Der Name ist inzwischen fast schon mit einem Sepia-Filter überzogen. Seit April 2013 gab es in acht Pflichtspielduellen keine Niederlage gegen die Schwaben und zuletzt sogar fünf Siege in Folge. Zumindest temporär kann der VfB auch aus der Liste der Heim-Angstgegner gestrichen werden. Die drei Siege im März 2016, Oktober 2016 und nun September 2017 sind einer mehr als in den 25 Jahren zuvor. Sich nicht lange mit Negativserien aufzuhalten, ist auch für Samstag ein guter Ansatz für Borussia, wenn sie bei der anderen aus Dortmund gefordert ist: Dort glückte seit 1998 nur ein Sieg.

Zwischen Marko und Marco

Julio Villalba hatte sich definitiv hinter Andrey Voronin eingereiht, sehr sicher hinter Berkant Göktan, und je nach Auslegung auch hinter Elias Kachunga und Eugen Polanski, die beide im Verlauf ihrer Karriere die Nationalmannschaft wechselten. Nach dem Debüt des Paraguayers ging es um die Frage, wie viele ausländische Spieler bei Borussia jünger gewesen waren. In dieser Frage gibt es bei Mickael Cuisance keinerlei Diskussionsbedarf: Der Franzose hat in dieser Hinsicht als bislang jüngster Gladbacher in der Bundesliga Geschichte am Dienstag geschrieben. Mit 18 Jahren und 34 Tagen schiebt er sich insgesamt sogar zwischen Rekordhalter Marko Marin (18 Jahre, 18 Tage) und Marco Villa (18 Jahre, 40 Tage). Félicitations!

Der Dauer-Däne

Damals war es schon ein Bild mit Seltenheitswert, aber so richtig in Vergessenheit geraten ist es in den mehr als neun Monaten danach: Jannik Vestergaard als Einwechselspieler am Spielfeldrand. In der 73. Minute des Auswärtsspiels bei Borussia Dortmund kam der Däne beim Stand von 1:4 als Debakel-Verhinderer rein. Der Plan ging auf. Seitdem hat Vestergaard 35 Mal durchgespielt, 3197 Minuten lang. Im chronisch verletzungsanfälligen Gladbacher Kader ist er der Unverwundbare, zuletzt hat Vestergaard im Oktober 2015, damals noch für Werder Bremen, ein Spiel verpasst — wegen einer Erkältung. Unterdessen haben seine Kollegen in dieser Saison schon 43 verletzungsbedingte Ausfälle angehäuft, im Schnitt mehr als sieben pro Partie.

(jaso)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort