Borussia Mönchengladbach "Ja, wir können es" ist die Botschaft des 2:2

Meinung | Leipzig · Borussia propagiert die Rückkehr des Von-Spiel-zu-Spiel-Denkens. Der Ansatz erscheint logisch. Denn die Erfahrungen der noch jungen Saison zeigen, wie eng es in der Liga zugeht.

Borussia Mönchengladbach: Lars Stindls Traumtor aus 22 Metern
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Stindls Traumtor aus 22 Metern

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Foto: afp

Zuweilen hat man das Gefühl, dass Max Eberl dem Fußball dankbar ist. Denn dieser belegt immer wieder die Thesen des Borussia-Managers. Unter anderen die, dass es in dieser Saison sehr eng zugehen wird. Auf das große Ganze übersetzt, könnte man dies der Bundesliga nachteilig auslegen und als Qualitätsmangel definieren, insbesondere mit Blick auf das Abschneiden der deutschen Europapokal-Vertreter. Doch sorgt der Zustand andererseits für jene Unberechenbarkeit des Spiels, die seine Faszination ausmacht.

Eberl weiß natürlich, was er gern haben möchte, und zwar möglichst immer: ein engagiertes Spiel der Borussen wie in Leipzig, mit viel Willen, viel Einsatzbereitschaft, gewürzt mit einer guten Prise feinsten Fußballs, aber bitte ohne Gegentore. Das wäre perfekt. Dazu bedarf es aber einer extremen Konstanz, und es ist eben die große Kunst, diese zu haben. Borussia sucht sie noch. Sie hat zwei Gesichter, und man kann zeitlich fast genau festlegen, wann sie welches gezeigt hat in dieser Spielzeit. In Leipzig war das weniger schöne, das ängstliche, verhaltene in den ersten rund 25 Minuten zu sehen. Während der gesamten zweiten Halbzeit gab es die schöne und gute Borussia zu sehen, die zeigte, was in ihr steckt.

Wegen dieser Wankelmütigkeit, aber auch wegen der großen Ausgeglichenheit der Liga hat sich Eberl vorgenommen, eine alte Regel wieder konstant zu leben: das Von-Spiel-zu-Spiel-Denken. In 90 Minuten kann sich die Fußballwelt mehrmals drehen, weswegen sie auch nach jedem Spiel eine andere ist. Gab es nach Borussias 0:1 gegen Frankfurt Befürchtungen, es könnte ganz, ganz bitter werden in Leipzig (so war es nach den erneut so frühen Gegentoren noch), so ist das Feeling in der Borussen-Welt nun weit besser: "Ja, wir können es", das ist die finale Botschaft, die Borussia beim 2:2 ausgesandt hat. Sie hat Leipzig Paroli geboten, war am Ende näher am Sieg als das Überschallteam. "Wenn wir die Leistung wie in Leipzig bringen, werden wir Punkte holen und eine gute Platzierung haben", prognostiziert Eberl. Das Team sollte das als Auftrag verstehen — Spiel für Spiel.

Dass die Rhetorik nach dem Leipzig-Spiel so positiv ausfiel, ist auch einem Jubilar zu verdanken: Patrick Herrmann, der sein 250. Pflichtspiel für Gladbach machte. Er musste indes warten, denn Jonas Hofmann gehörte zur Startelf. Der "verballerte" zunächst nach 90 Sekunden ein Großchance, später holte er den Elfmeter zum 1:1 heraus. Als Hofmann dann raus musste, weil der Gesäßmuskel zwickte, kam Herrmann. Und verhinderte die Vorentscheidung, als er dem schussbereiten Emil Forsberg bei einem Konter den Ball vom Fuß klaute. Damit verhinderte er wahrscheinlich das entscheidende 3:1.

Es sind Nuancen, die die Geschichte eines Spiels ausmachen. Auch das belegt Eberls These: Die Zukunft darf im Fußball nicht zu weit gedacht werden. Dortmund am Samstag? Nein! Stuttgart am Dienstag. Nur das zählt. Auftrag: Heimsieg und damit das 2:2 von Leipzig veredeln. Borussia sollte das hinkriegen mit ihrem guten Gesicht. Karsten Kellermann

(kk)
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