Borussia Mönchengladbach Und jetzt patzt auch noch Yann Sommer

Sevilla · In der vergangenen Saison war es selbstverständlich, dass Borussias Torhüter fehlerfrei spielte. Nun hat ihn die allgemeine Verunsicherung angesteckt. Beim 0:3 in Sevilla verhinderte er zwar weitere Gegentore, boxte sich aber auch einen Ball ins eigene Tor.

Sommer patzt beim dritten Gegentor in Sevilla
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Sommer patzt beim dritten Gegentor in Sevilla

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Foto: afp, CQ/raf

Irgendwann in der vergangenen Saison war in der öffentlichen Wahrnehmung alles irgendwie eine Selbstverständlichkeit geworden. Borussia kassierte ohnehin kaum Gegentore, und wenn doch einmal, dann war es in der Regel so, dass Yann Sommer keine Schuld traf. Die Fehler waren vorher passiert, Gladbachs Schweizer im Tor war machtlos. Sommer avancierte in seiner ersten Saison als Borusse zum Gesicht des Erfolges. Wie kein zweiter im Team verkörperte der 26-Jährige den so federleicht wirkenden Sieger-Flow, der Gladbach letztlich auf Rang drei hoch und in die Königsklasse katapultierte. Sommer spielte gut, er verzückte die Fans, er eroberte Gladbach im Sturm. Sommer selbst wurde irgendwann zur Selbstverständlichkeit permanenten Erfolgs am Niederrhein.

Nun ist alles anders. Nun ist es vor allem mit der Leichtigkeit und mit dem Erfolg in diesen Wochen nicht gerade mehr wirklich weit her bei Borussia. Ganz im Gegenteil: Der Höhenflug der Champions-League-Qualifikation hat vier Monate später sein jähes Ende im Tabellenkeller der Bundesliga gefunden. Die hochgelobten Spieler der Vorsaison sind außer Form, verunsichert und agieren rat- und hilflos. Und was ist mit Sommer? Dem stilisierten Fels? Dem lächelnden Rückhalt? Dem kochenden und Gitarre spielenden Teufelskerl hinten drin? Auch er hat auf dem Platz die Leichtigkeit vergangener Monate eingebüßt, auch er macht Fehler, die zu Gegentoren führen. Er ist zwar freundlich, höflich und fokussiert wie eh und je, aber auch er ist eben nicht der Heilsbringer, nach dem alle Borussen dieser Tage gieren.

"Wir leiden im Moment, es ist keine einfache Zeit für uns alle", sagte Sommer gestern vor dem Rückflug aus Sevilla, wo es am Abend zuvor beim 0:3 bei Borussias Debüt in der Gruppenphase der Champions League für ihn und seine Kollegen die mittlerweile fünfte Niederlage in Serie gesetzt hatte.

Es war eine Niederlage, an der auch Sommer seinen Anteil hatte. Seine Aktion kurz nach Wiederanpfiff gegen Vitolo wertete der Schiedsrichter als Elfmeter. Und selbst wenn Trainer Lucien Favre später in einem seltenen Moment verloren gegangener Contenance schimpfte, Vitolo sei "der beste Schauspieler der Welt", stand es eben nach dieser Szene 0:1, und Borussia bog einmal mehr auf die Verliererstraße ein. Und als man auf dieser Verliererstraße schon den Tempomat eingeschaltet hatte, bugsierte sich Sommer selbst noch einen krummen Schuss zum 0:3 ins Tor. "In unserer Situation bekommen wir erstens drei Elfmeter, und zweitens flankt er dann auch noch so, dass die Flanke zum Schuss wird. Klar kann man den halten, aber das passt einfach zur Situation", sagte Sommer. Es ist eine Situation, in der er in den vergangenen Spielen bei hohen Bällen in den Fünfmeterraum passiv wirkte und in denen ihm mehr Bälle als sonst ins Seitenaus ausrutschen. Der hinterste Spielmacher Borussias ist genauso wenig vor Fehlpässen gefeit wie seine Vorderleute.

Und nun geht es nach Köln. Zum unpassendsten Zeitpunkt, möchte man meinen. Wirklich? Sommer sieht das komplett anders. "Für mich kommt das Derby definitiv zum richtigen Zeitpunkt. Ein Derby hat eigene Regeln. Wir wollen unbedingt nach Köln fahren und drei Punkte mitnehmen", sagt er.

Er weiß schließlich auch, dass Borussia mit einem Sieg am Samstag einiges an Kredit und Selbstvertrauen zurückgewinnen kann - ihn selbst eingeschlossen. Und gerade das mit dem Selbstbewusstsein ist eine Sache - das haben sie bei Borussia längst erkannt -, zu der führt nur ein einziger Weg hin: der über Siege und gute Leistungen. Denn, wie Tony Jantschke in Sevilla richtig bemerkte: "Es wird keiner vorbeikommen, und uns ein bisschen Selbstbewusstsein schenken." Schon gar niemand im Kölner Trikot. Das weiß auch Sommer.

(klü)
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