Borussia Mönchengladbach Jonas Hofmann — Umschulung als Chance

Rottach-Egern · André Schubert will aus dem Außen einen offensiv ausgerichteten Sechser für Borussia machen. Rainer Bonhof kann als Vorbild dienen.

Jonas Hofmann von Borussia Mönchengladbach im Porträt
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Das ist Jonas Hofmann

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Foto: dpa/Swen Pförtner

Jonas Hofmann weiß, dass es jetzt darauf ankommt. Er ist 24, und es ist die vielleicht wichtigste Saison seiner Karriere. Seit 2012 hat er 56 Bundesligaspiele gemacht, da ist noch viel Luft nach oben. Hofmann will endlich den Durchbruch schaffen. Mit Mitte 20 ist er kein Talent mehr, die Uhr tickt. Er hat im Januar Dortmund verlassen. Dort sah er keine Perspektive mehr. In Mönchengladbach schon. Doch erst mal gab es nur 214 Minuten auf dem Feld, nur zwei Spiele von Beginn an. Klar, dass über ihn diskutiert wurde, immerhin kostete er acht Millionen Euro. Natürlich hat er sich seine Gedanken gemacht, was der Wechsel wirklich gebracht hat. Hofmann definiert das erste Halbjahr in Gladbach als Erprobungsphase. Nun gilt es. Er will weiterkommen.

Vielleicht liegt das Glück an einer Stelle, wo er es noch nie gesucht hat: in der Tiefe des Raumes. Wer Hofmanns Profil anschaut, findet einen vielseitigen Offensivmann. "Ich kann viele Positionen in der Offensive ausfüllen", weiß er: Außenstürmer, hängende Spitze, Zehner. Doch das Glück hat der Flexible dort vorn bislang nicht gefunden. Vielleicht bringt es der Rollentausch. Trainer André Schubert schätzt Hofmanns Schnelligkeit. Aber vor allem seine Übersicht, seine Ballsicherheit, sein Spielverständnis — Attribute, die zu einem Mann passen, der vor der Abwehr die Fäden zieht: als offensiv ausgerichteter Sechser, als Umschaltspieler.

Längst probt Hofmann die neue Rolle. Er fühlt sich gut mit dem Jobwechsel. "Ist nicht ganz neu für mich, in Hoffenheim und Dortmund hatte ich auch schon das Vergnügen", sagte er. Im Zentrum hat er sich sowieso eher gesehen als auf der Außenbahn, mehr Spielfeld vor sich zu haben, im Herzen des Spiels zu sein, gefällt ihm gut. Einfädeln, viele Ballkontakte haben, das Spiel antizipieren, lenken und führen — "ich sehe mich dem gewachsen", sagt er. Hofmann wittert seine Chance. "Ich will ein Kandidat für die Stammelf sein", hat er sein Ziel klar formuliert. Eine solche wird es zwar nicht geben, weil Schubert auf Rotation und Flexibilität setzen will, doch will Hofmann zu denen gehören, die regelmäßig aufgeboten werden. Mit dem Positionswechsel, so hofft er, kann das gelingen.

Schubert ist ein Trainer, der gern innovativ ist und Spieler mit seinen Ideen herausfordert. Zudem erweitert er damit seine eigenen Möglichkeiten, schafft sich einen Plan B, C oder D. Für Schubert ist Hofmann mit seinen Fähigkeiten die ideale Ergänzung zum vorhandenen Personal im Segment "zentrales Mittelfeld". Christoph Kramer ist als Arbeitstier eingeplant, er soll hinten rum für Ordnung sorgen mit seiner Laufstärke, alternativ können Tobias Strobl und Tony Jantschke diesen Job machen. Hofmann kann die Rolle spielen, die Mo Dahoud hat: der Spielentwickler aus der Tiefe.

Dahoud steht vor seiner zweiten Saison in der Bundesliga. Die erste war unfassbar gut, der 20-Jährige hatte kaum ein Leistungstief. Nun aber wird der Druck größer, er hat viel vorgelegt, die Erwartungen sind enorm. Da kann es nicht schaden, einen Backup zu haben, zumal es viele Spiele gibt. Für Hofmann ist es ein neuer Weg zum Ziel. Die Umschulung als Chance — historisch ist bei Borussia Vize-Präsident Rainer Bonhof ein Vorbild. Auch er kam einst als Stürmer, wurde dann aber von Hennes Weisweiler zum Defensivspieler gemacht. Von hinten raus konnte er seine Wucht viel besser einbringen — wie sich unter anderem im WM-Finale von 1974 zeigte, als er mit einem Flankenlauf das Siegtor durch Gerd Müller einleitete. Am Tegernsee hat Hofmann vielleicht die Zeit, sich in Ruhe bei Bonhof zu informieren, wie es geht, durch einen positionellen Schritt zurück karrieretechnisch nach vorn zu kommen.

(RP)
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