Borussia Mönchengladbach Gladbach kann gestärkt nach Dortmund fahren

Meinung | Mönchengladbach · Nach dem 0:1 gegen Frankfurt kamen Fragen auf. In den folgenden 180 Bundesliga-Minuten haben die Borussen einige Antworten gegeben.

 Borussia-Spieler bejubeln den Sieg gegen Stuttgart.

Borussia-Spieler bejubeln den Sieg gegen Stuttgart.

Foto: dpa, fg htf

Ja, Borussia hat zwei Gesichter. Das Stuttgart-Spiel belegte wie die Partie in Leipzig die Erkenntnis der ersten Saison-Wochen. Die erste Halbzeit, das gab Torwart Tobias Sippel zu, war "sicher nicht unsere Glanzleistung". Nach der Pause jedoch wurden mit Beharrlichkeit und einer spielerischen Steigerung die verdienten Tore erzielt. Schon in Leipzig war die zweite Halbzeit besser - das spricht für eine gute Physis und eine gesunde Psyche. Stark wäre, das mal über 90 Minuten nachzuweisen.

Ja, Borussia kann sich wehren. Das war insbesondere in Leipzig der Fall. Zwei Rückstände wurden aufgeholt. Aber auch gegen den VfB wurde der Ausfall von Christoph Kramer nach der Pause nebst der implizierten Botschaft, dass die Verletzungsmisere einfach nicht aufhört (Hecking schüttelte genervt den Kopf, als es Kramer erneut im Gesicht erwischte), kompensiert und ohne ihn der Sieg geholt.

Ja, Borussias Offensive kann es doch. Thorgan Hazard und Lars Stindl trafen in Leipzig, nun beendete Raffael mit dem Doppelpack gegen Stuttgart seine Torlosigkeit in der Liga. Vier Stürmer-Tore in den vergangenen beiden Spielen lassen darauf hoffen, dass der Abteilung Attacke der Befreiungsschlag gelungen ist. Die zeitnahe Ausweitung dieser Bilanz wäre wünschenswert.

Ja, Gladbach kann geduldig sein. Nachdem in Leipzig die richtige Balance gefunden wurde, Druck zu machen, aber nicht in Konter zu laufen, wurde nun gegen Stuttgart trotz fortschreitender Zeit ohne Tor die Ruhe bewahrt. Es gab keine hektischen Angriffe und keine überhasteten Abschlüsse. Das spricht für das Vertrauen in die eigenen Qualitäten. Das "Dosenöffner"-Tor war eines aus der Kategorie "typisch Borussia": Es wurde mit einer feinen Passkombination herausgespielt. Es war ein Spielzug mit Wiedererkennungswert. Ähnlich war die Situation von Lars Stindl und Jonas Hofmann nach 90 Sekunden in Leipzig. Nur, dass es da noch am Abschluss haperte.

Ja, Borussia ist cool vom Punkt. Den Wert von Standards haben die Gladbacher kennen- und schätzen gelernt, seit Dieter Hecking Trainer ist. Co-Trainer Dirk Bremser gilt als Experte auf dem Gebiet, sein Credo: Es kann nicht schaden, am und im Strafraum des Gegners auf Standards aus zu sein. Im Strafraum sind das meist Elfmeter. Zwei gab es in den vergangenen beiden Spielen, und jeweils waren sie das Resultat guter Läufe in den freien Raum in des Gegners Gefahrenzone: erst Jonas Hofmann in Leipzig, nun Thorgan Hazard gegen den VfB. Hazard und Raffael nutzten die Elfmeter-Chancen sicher aus. Elfmeter-Quote: 100 Prozent.

Fazit: Alles in allem sollte Gladbach in den vergangenen beiden Spielen genug Selbstvertrauen getankt haben, um einigermaßen gestärkt nach Dortmund zu fahren - auch wenn es zuletzt eine traurige BVB-Bilanz gab (vier Niederlagen, 4:14 Tore). Und eines hat der Sieg gegen Stuttgart nicht geändert: Wegen der Heimniederlage gegen Frankfurt besteht nach wie vor eine gewisse Bringschuld in der Fremde. Erst zwei der drei verlorenen Punkte wurden zurückerobert. Auch wer nach Dortmund fährt, darf und muss Ziele haben, die jenseits der Schadensbegrenzung liegen.

(kk)
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