Wundertüte der Liga Borussia benötigt Siege gegen "Unwetterschäden"

Mönchengladbach · Borussia kann sich den Herbst der Saison 2013/2014 zum Vorbild nehmen. Damals kam die Mannschaft nach anfänglicher Inkonstanz richtig ins Rollen.

Christoph Kramer (2.v.l.) und Co. feierten im Herbst 2013 sechs Bundesligasiege in Folge.

Christoph Kramer (2.v.l.) und Co. feierten im Herbst 2013 sechs Bundesligasiege in Folge.

Foto: dpa, Caroline Seidel

Gut zwei Wochen ist es erst her, dass hier ein Text mit einem Hinweis auf ein preisgekröntes Hans-Meyer-Zitat erschien. Doch allein der Inhalt legt nahe, dass es legitim ist, Borussias Ex-Trainer, Präsidiumsmitglied und Geburtstagskind erneut zu zitieren: "In schöner Regelmäßigkeit ist Fußball doch immer das Gleiche." Zuletzt war der Sieg bei Werder Bremen einer, mit dem Borussia die Gefahr eindämmte, "das Gleiche" wie im Herbst 2016 zu erleben, einen Absturz. Der Eindruck wurde durch das absurde 1:5 gegen Bayer Leverkusen sofort konterkariert. Aber das ändert nichts daran, dass Borussia sich nun wieder die Vergangenheit zum Vorbild nehmen kann.

Mit ihrer Wundertütigkeit erinnert die Saison bislang an 2013/2014, als Borussia sich in einem Jahr ohne Europapokal ebenfalls zurück ins internationale Geschäft spielen wollte. Am Ende gelang das als Sechster mit 55 Punkten. Nach zehn Spieltagen hatte das Team von Lucien Favre damals 16 Punkte auf dem Konto (jetzt sind es 17) und gerade eine Serie von sechs Siegen in Folge gestartet. Allerdings ging die nahtlos über in eine Krise mit neun Spielen ohne Sieg.

Ein gesünderes Maß wünschen sie sich jetzt bei Borussia, auch Christoph Kramer. Der zählte 2013 mit Raffael und Max Kruse zu einem Trio, das im Sommer neu gekommen war, und der Mannschaft ein anderes Gesicht verlieh als im Vorjahr. Hinzu kamen junge Spieler wie Granit Xhaka, Patrick Herrmann und Marc-André ter Stegen sowie die erfahrene Fraktion um Martin Stranzl. Personell gibt es also Parallelen zur Gegenwart. Das Gesamtprodukt Borussia benötigte vor vier Jahren einige Zeit, um sich zu finden. Es gab immer wieder Rückschläge wie das frühen DFB-Pokal-Aus beim SV Darmstadt und die anhaltenden Auswärtsprobleme.

"Wir müssen schauen, dass unsere Punkt- und Formkurve weiter nach oben zeigt", sagt der Kramer von heute, der 2013 ähnlich hätte sprechen können. "Was dann am Ende in der Tabelle rauskommt, ist zwangsläufig gut." Das Von-Spiel-zu-Spiel-Denken impliziert ja auch, sich von vergangenen Negativerlebnissen nicht lange runterziehen zu lassen. "Man lernt auch als Mannschaft. Egal ob gegen Mainz, in Berlin oder gegen Bayern zu Hause - es wird immer ein schwieriges Spiel", sagt Kramer, der seine Oberschenkelprobleme überwunden hat.

Zwei Bundesligasiege in Folge schafften er und seine Kollegen nach dem 1:6 gegen Borussia Dortmund erstmals in dieser Saison. Dann kam das nächste Debakel gegen Leverkusen, die Ergebnis-Reha im Pokal gegen Fortuna Düsseldorf und der starke Auftritt beim 3:1 gegen 1899 Hoffenheim. Morgen geht es also darum, erstmals zweimal in Folge "das beste Tennis auf den Platz zu bringen", wie Kramer es nennt. "Wir wissen, dass wir mit einem Sieg weiter oben dabei sein werden. Aber es wird ein hartes Stück Arbeit."

Zum einen winkt Punktgleichheit mit dem Zweiten, zum anderen droht bei einer Heimniederlage der nächste Rückschritt auf Platz neun. Sisyphos dürfte beim zweiten Szenario glatt neidisch werden. Doch es geht eben darum, wie schon gegen Hoffenheim, einen Lerneffekt unter Beweis zu stellen. Dort hatte Hecking, wie er selbst betonte, seine Mannschaft in der Halbzeitpause zur Geduld ermahnt, trotz des 0:1-Rückstandes. Und sie lieferte.

Dass Borussias Herbst einen goldigen Anstrich hat, scheint ein abwegiger Gedanke zu sein. 13-mal in 50 Bundesligajahren hatte sie nach zehn Spielen mehr als 17 Punkte auf dem Konto - aber eben nur viermal in den vergangenen 30. Die beiden Unwetter gegen Dortmund und Leverkusen sind gefühlt präsenter als die vier Siege in dieser Zeit. Ein überzeugender fünfter würde die Schäden morgen weiter beseitigen.

(jaso)
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