Er versetzte den 24-Jährigen von der Rechtsverteidiger-Position in die Mitte. Jantschke murrte anfangs, machte aber einen tollen Job. Nun hat er Gefallen an der Umschulungsmaßnahme gefunden. "Ich sehe mich als Innenverteidiger. Da kann ich meine Stärken besser ausspielen", sagt er im Trainingslager in Rottach-Egern.

Das liegt daran, dass auf rechts dazu gehört, mit nach vorn zu gehen. Und das ist nicht Jantschkes Ding. Als Innenverteidiger muss er zwar das Spiel von hinten mit aufbauen, aber nicht mit Flankenläufen, sondern im gepflegten Passspiel. Jantschke ist mit 1,77 Metern nicht sonderlich lang. Aber er ist taktisch sehr gewieft und stark im Zweikampf. Künftig wird er dies vielleicht mit mehr Härte würzen. Das nahm er als Erkenntnis mit aus dem Testspiel am Samstag gegen Stade Rennes (1:0).

In der ersten Minute zog er sich bei einem Kopfballduell mit Paul Georges Ntep eine Risswunde über dem rechten Auge zu, die mit sechs Stichen genäht wurde. Er muss ein paar Tage pausieren. "Wir sind beide zum Kopfball gegangen, ich war eher am Ball, dann hat er den Arm ausgefahren. Das ist eine Unart, die ja auch im WM-Finale zu beobachten war. Das ärgert mich. Vielleicht muss ich das künftig auch machen", meint Jantschke.

Jantschke ist jung, aber erfahren. 117 Bundesligaspiele hat er beisammen. Als er 2008 sein Debüt gab, war er laut Transfermarkt.de 100 000 Euro wert. Jetzt liegt sein Marktwert bei 6,5 Millionen Euro.

Doch Jantschke plant langfristig mit Borussia. Sein Vertrag läuft bis 2018. Er ist ein Eigengewächs, war im Borussen-Internat und schaffte es ins Profiteam. Somit ist er ein Exempel dafür, dass "bei uns die Fohlenphilosophie gelebt wird", wie Sportdirektor Max Eberl sagt. Dass Jantschke durch seine Flexibilität - er kann rechts und links verteidigen, innen beide Position besetzen und vor der Abwehr spielen - mehrere Planstellen abdeckt, ist ebenfalls ein Erklärstück für den Plan der Borussen. Eberl will einen kompakten Kader, der viele Möglichkeiten bietet. Und Trainer Favre mag junge Spieler, die er entwickeln kann.

Jantschke, der 2006 vom FV Dresden-Nord kam, hat viel erlebt in seiner jungen Karriere: Fast-Abstiege, den Höhenflug bis in die Champions-League-Play-offs vor zwei Jahren, die Europa League. Für die will er sich mit Borussia nun wieder qualifizieren in den Play-offs Ende August. "Es ist ein gutes Gefühl, daran mitgewirkt zu haben, was hier bei Borussia in den letzten Jahren passiert ist", betont Jantschke.

Doch er denkt, wie er spielt: realistisch. Weswegen er nun keine absurden Höhenflüge prophezeit. Er hat erlebt, dass zu große Erwartungen nicht produktiv sind. "Mit dem Saisonziel Einstelligkeit sind wir gut gefahren in den vergangenen Jahren. Wir haben uns Selbstbewusstsein angeeignet und wissen, dass wir eine gute, junge Mannschaft mit viel Selbstvertrauen haben, die jetzt mit schnellen Spielern nochmals verstärkt wurde", sagt er. Borussia will es machen wie Jantschke: die eigenen Möglichkeiten seriös, zuverlässig und kompromisslos optimal nutzen.