Gladbach fast ohne Chance Die verdienteste Niederlage seit Langem

Borussia Mönchengladbach war Bayer Leverkusen beim 0:2 am Samstag in allen Belangen unterlegen – und durfte trotzdem noch an einem Punkt schnuppern. Doch das wäre ein "Very Lucky Punch" gewesen.

 Verlierer schleichen vom Platz: Borussia nach dem 0:2 gegen Leverkusen.

Verlierer schleichen vom Platz: Borussia nach dem 0:2 gegen Leverkusen.

Foto: Dirk Päffgen

Borussia Mönchengladbach war Bayer Leverkusen beim 0:2 am Samstag in allen Belangen unterlegen — und durfte trotzdem noch an einem Punkt schnuppern. Doch das wäre ein "Very Lucky Punch" gewesen.

In der Rückrunde konnten die Borussen nach allen Niederlagen behaupten, nicht chancenlos gewesen zu sein, sie konnten ab und an auf das fehlende "Spielglück" verweisen oder vermeintliche Fehlentscheidungen des Schiedsrichters bemängeln. All das fiel nach dem 0:2 gegen Bayer Leverkusen weg, bei dem Gladbach bis zur 82. Minute buchstäblich chancenlos war. Dann setzte Josip Drmic einen Kopfball am rechten Pfosten vorbei, die zweite große Möglichkeit musste Leverkusen schon in Eigenregie durch Wendell produzieren. Mehr war da kaum in 90 Minuten, so dass es am Ende die verdienteste Niederlage seit dem 1:6 gegen Borussia Dortmund gab. Beim 1:5 im Hinspiel gegen Leverkusen, beim 0:3 gegen Wolfsburg, beim 0:2 gegen Frankfurt - überall war mehr drin für Borussia. 2,7:0,7 "Expected Goals" für Bayer standen in der Statistik. Erwarten konnte Gladbach mit dieser Leistung nichts, und trotzdem war bis in die Nachspielzeit ein Punkt drin. Doch der Ausgleich wäre ein "Very Lucky Punch" gewesen.

"In der ersten Halbzeit hat Leverkusen immer mehr die Kontrolle gewonnen", sagte Dieter Hecking auf der Pressekonferenz, "auch über Zweikämpfe, bei denen wir oft zweiter Sieger waren." 55,8 Prozent der Duelle hatte Bayer am Ende für sich entschieden, ein deutlicher Vorteil. Auch für das Spiel des Gegners gegen den Ball fand Borussias Trainer lobende Worte. Wie gut sich Leverkusen dabei anstellte, war an der Laufstatistik abzulesen, obwohl die Gastgeber häufiger am Ball waren. 123,7 Kilometer lief Heiko Herrlichs Mannschaft, 4,5 mehr als Gladbach. Auffällig war auch der Unterschied bei den Sprints (236:176) und den intensive Läufen (13,4 Kilometer im Vergleich zu 11,1). Damit setzt sich der Trend fort: Gerade bei der Gesamtzahl der Kilometer produziert Borussia keine schlechten Werte, der Gegner aber sehr häufig deutlich bessere.

In der Hinrunde punktete Borussia noch gelegentlich gegen Top-Sechs-Teams, es gab die Unentschieden gegen Leipzig und Schalke sowie den Sieg gegen den FC Bayern. Seit der Winterpause setzte es jedoch vier Niederlagen, ohne dass Gladbach dabei ein einziges Tor gelang. Das 0:2 gegen Frankfurt, das 0:1 gegen Leipzig, das 0:1 gegen Dortmund, das 0:2 gegen Leverkusen — allesamt Sechs-Punkte-Spiele zum jeweiligen Zeitpunkt, angesichts der aktuellen Lage jedoch nicht mehr. Denn Gladbach ist nur noch Mittelmaß.

Die Niederlage gegen Leverkusen im Pokal ist in der Top-Sechs-Bilanz noch gar nicht mitgezählt. "Die Verantwortlichen von Bayer haben uns auch bestätigt, dass wir in drei von vier Halbzeiten besser waren", hatte Lars Stindl vor dem Spiel im Interview mit unserer Redaktion gesagt. Nach den 90 Minuten am Samstag kann die Bilanz nur noch "drei von sechs" lauten. Nach dem 1:5 in der Liga und dem 0:1 im Pokal gab es nun mit dem 0:2 die dritte Pleite gegen die "Werkself" in dieser Saison. Zuletzt war es dem Hamburger SV in der Saison 1986/87 gelungen, dreimal in einer Spielzeit gegen Borussia zu gewinnen. Damals gab es zusätzlich zu den beiden Erfolgen in der Liga (3:0 und 3:1) ein 1:0 im Pokal-Halbfinale.

Apropos Hamburg: Dort geht die "Hollerbach-Tabelle" um. Eigentlich sind mehr Spott und Häme für einen Klub gar nicht mehr möglich, aber die Tatsache, wie sehr der Trainerwechsel-Effekt beim HSV verpufft ist, ist dann doch bemerkenswert. Die Rangliste der vergangenen sieben Spieltage werden sie sich auch in Gladbach ungern ansehen: Genauso wenige Tore wie Hamburg (drei) hat Borussia in diesem Zeitraum erzielt und nur einen Punkt mehr (vier) geholt. Die "Hollerbach-Tabelle" unterstreicht ebenso die Gurkigkeit der Bundesliga: Acht Mannschaften haben an den vergangenen sieben Spieltagen nicht mehr als ein Spiel gewonnen. Gegen fünf davon — Mainz, Berlin, Wolfsburg, Freiburg und Hamburg — spielt Borussia bis zum Saisonende noch. Aber es ist ja nicht so, als habe Heckings Mannschaft eine vorzeigbare Bilanz gegen die Abstiegskandidaten.

(jaso)
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