Borussia Mönchengladbach Stindls missratene Rückkehr

Hannover · Borussias Auswärtsphobie beschert Hannover 96 endlich mal wieder ein erfolgreiches Heimspiel. Lars Stindl trug bei seiner Rückkehr nach Niedersachsen irgendwie seinen Teil dazu bei – weil er unterm Strich kaum etwas beitrug zum Spiel.

 Lars Stindl hat am Freitag im Duell mit seinen alten Teamkollegen zumeist den Kürzeren gezogen.

Lars Stindl hat am Freitag im Duell mit seinen alten Teamkollegen zumeist den Kürzeren gezogen.

Foto: dpa, jst htf

Borussias Auswärtsphobie beschert Hannover 96 endlich mal wieder ein erfolgreiches Heimspiel. Lars Stindl trug bei seiner Rückkehr nach Niedersachsen irgendwie seinen Teil dazu bei — weil er unterm Strich kaum etwas beitrug zum Spiel.

Die Reise in die Vergangenheit war nicht lang für Lars Stindl. Ein paar Meter durch die Mixed Zone der HDI-Arena in Hannover waren es, und schon stand er vor der Kabine, in der er fünf Jahre lang saß, in der er gelitten und sich gefreut hat, in der er heimisch war. Nun war er Gast im früheren Zuhause, doch er ließ es sich nicht nehmen, ein Besucher zu sein in der alten Kabine.

Er kam in den Trubel siegreicher Ex-Kollegen, während drüben, in der Kabine der Gäste, in der Stindl und die anderen Borussen logierten, betretene Ruhe herrschte nach dem 0:2 beim Tabellenletzten. Stindl hatte vorab angekündigt, reduziert zu jubeln, falls er ein Tor schießen sollte. Nun, er kam nicht in die Zwickmühle, sich zügeln zu müssen, er kam nicht mal annähernd in die Gefahr, sich dieser emotionalen Zweideutigkeit aussetzen zu müssen. Denn er schoss während der 90 Minuten nicht gefährlich aufs gegnerische Tor.

Die Fans von Hannover 96 dürften etwas verwundert gewesen sein, dass sie "ihren" Lars Stindl, den großen Dominator der Vorsaison, den übergroßen Helden im erfolgreichen Abstiegskampf, kaum wiedererkannten. Er fand, wie auch sein sonst kongenialer Sturmpartner Raffael, der nach seinem Muskelfaserriss als Hoffnungsträger zurückgekehrt war, schlichtweg nicht statt.

"Ich habe mir das ganz anders vorgestellt", bekannte Stindl dann auch nach der missratenen Rückkehr. "Ich habe im Vorfeld des Spiels eine gewisse Vorfreude auf das Stadion gespürt und die Leute hier, die ich kenne, aber während der 90 Minuten war ich ganz auf das Spiel fixiert. Ich habe versucht, meinen Teil dazu beizutragen, dass wir erfolgreich sind, aber das ist mir nicht gelungen", sagte Stindl. "Wir sollten im Moment nicht über große Dinge sprechen, sondern uns auf das Wesentliche konzentrieren und das ist das nächste Spiel. Es sind ja noch einige Punkte zu vergeben", sagte Stindl.

Er konstatierte, dass die Gladbacher wie schon beim 0:1 in Ingolstadt gegen eine "hoch pressende Mannschaft keine Lösung gefunden" hätten. Dass letztlich vorentscheidende 0:1 resultierte aus einem Konter der Gastgeber, die vom neuen Trainer Daniel Stendel optimal eingestellt und motiviert worden waren. "Wir verlieren am gegnerischen Strafraum den Ball und werden kurz nach der Halbzeit ausgekontert — das darf nicht passieren", gab Stindl zu. "Wir haben einige Sachen versucht, die haben nicht geklappt, unser Positionsspiel war nicht gut und wir hatten auch einige kleine Fehler drin", gab er die Mängelliste des Abends bekannt. Sie war fast allumfassend.

So war Stindls Reise in die Vergangenheit nicht schön. Vorab wurde darüber diskutiert, dass möglicherweise er seine "alte Liebe" in die Zweitklassigkeit schießen könnte. Nun aber haben Stindl und seine Kollegen unfreiwillig dazu beigetragen, dass Hannover ein Lebenszeichen von sich gegeben hat — bei zehn Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz und nur noch zwölf Punkten, die zu vergeben sind, kam es aber wohl zu spät. Dennoch: Fast-schon-Absteiger besiegt Champions-League-Anwärter — es war ein schöner Abend für die Verzagten. Borussias Auswärtsphobie macht es möglich.

(kk)
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