Stindl gibt Richtung für Borussia vor "Wir wollen noch mal angreifen"

Mönchengladbach · Borussias Kapitän Lars Stindl macht für den Rest der Saison, der am Sonntag mit dem Spiel beim FSV Mainz 05 beginnt, eine klare Ansage an das Team.

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Die bisherige Karriere von Lars Stindl

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Foto: Dirk Päffgen Paeffgen (dirk)

Das Motiv war zu verführerisch, um es nicht zu nutzen. Lars Stindl stand neben der Tafel, auf der die Gruppen des Santander-Cup (7./8. April im Borussia-Park) zu sehen waren, und schaute von der Seite auf die Namen der dort versammelten Klubs. Nur wenige Zentimeter von ihm entfernt prangten die Schildchen mit der Aufschrift "FC Barcelona" und "Juventus Turin". Stindls Blick ließ viel Raum für Interpretationen: Er selbst würde ihn als neutral bezeichnen, doch irgendwo waren da Wehmut und Sehnsucht, was natürlich viel besser passt in die Geschichte, in der es unter anderem darum geht, dass Borussias Kapitän die Hoffnung auf Europa noch nicht aufgegeben hat in dieser Saison. "War ja klar", sagte Stindl mit Blick auf das Foto und grinste.

"Es gibt einige Teams, die mit den internationalen Plätzen liebäugeln, und wir gehören dazu", sagte er, nachdem er zusammen mit Borussias U 13-Kapitän Konstantin Gerhardt die Vorrunden für den Santander-Cup ausgelost hatte. Gerhardt wird mit seinem Team die Nachwuchsmannschaften von Barca und Juve herausfordern. Was natürlich bei Stindl, der sich trotz seines Profi-Daseins die Fußballromantik im Herzen bewahrt hat, Erinnerungen auslöste: "Ich hatte ja in der vergangenen Saison die Ehre, auf den einen oder anderen Verein zu treffen und oder in dessen Stadion zu spielen", ließ er wissen und dachte dabei nicht nur an die oben Genannten, sondern insbesondere auch an die für die Borussen magische Nacht im Glasgower Celtic-Park, wo er mit seinem Tor recht aktiv zum 2:0-Sieg beigetragen hatte.

Gern hätte er auch zuletzt gegen Brasilien getroffen, nachdem er eingewechselt worden war. Doch anders als Ende 2017 gegen Frankreich, als er das 2:2 gemacht hatte, wurde er nicht zum Niederlagen-Verhinderer. Gleichwohl zog Stindl ein positives Fazit seiner Nationalmannschaftsreise. Die Minuten, die er gegen Brasilien spielte, "waren etwas Besonderes", ansonsten "hat der Bundestrainer wieder ein paar Eindrücke von mir bekommen, im Training und im Spiel, ich habe versucht, ein positives Bild abzugeben". Dass er überhaupt zum engeren Kreis derer gehört, die im Sommer auf eine WM-Reise nach Russland hoffen dürfen, "ist für mich ein Highlight", gesteht der Borusse.

Er hat es also genossen, sich mit den Großen zu messen, hat die Eindrücke aufgesaugt — und sehr gern würde er den Rest der Saison mit den Borussen derart gestalten, dass er als Europapokal-Teilnehmer zur WM reisen würde. Das wäre das Optimum, natürlich, auch wenn Platz sieben bedeuten würde, dass alles sehr eng wird: Er würde erst spät von der WM in den Urlaub gehen, und die erste Qualifikationsrunde, die der siebte Rang nach sich ziehen würde, wäre schon elf Tage nach dem WM-Endspiel, also am 26. Juli.

Doch so weit denkt Stindl natürlich nicht, für ihn ist die Zukunft erst mal Mainz, wo die Gladbacher am Sonntag (18 Uhr/Live-Ticker) spielen. "Da liegt der Fokus" sagte er, und dass er sehr flott umgeschaltet hat von seinem Berliner Erlebnis mit dem Rekordweltmeister auf die Bundesliga, das versteht sich von selbst. In Mainz würde Stindl gern da weitermachen, wo er vor der DFB-Reise aufgehört hat, nämlich mit Toren. Gegen Hoffenheim hat er seine Flaute nach 1506 Minuten beendet, "das wurde ja medial ganz schön aufgebaut, aber ich habe mir da keinen Kopf gemacht".

Stindl misst sein Tun nicht nur an Toren, sondern an der Arbeit für das Team. Und das, gibt er zu, hatte "eine schwierige Phase, in der wir sehr gebeutelt waren", insbesondere wegen der vielen Verletzungen. "Nun kommen ja einige Spieler zurück, die für das große Ganze des Teams wichtig sind", sagte er. Christoph Kramer und Raffael dürften unter anderem gemeint sein. Wie sehr es dem Konkurrenzkampf zuträglich ist, wenn möglichst viel Qualität auch im Training dabei ist, "habe ich ja jetzt bei der Nationalmannschaft gesehen, das steigert die Leistung".

Mit mehr personellen Optionen und dem nötigen Elan für die Schlussphase der Saison gilt es, das Verpasste irgendwie wieder zurechtzurücken, denn "wir haben ja ein paar Punkte liegenlassen". Barcelona und Juventus werden es eher nicht werden, wenn das Thema Europa wieder von den Borussen besetzt wird. Doch sind beide Namen nur Platzhalter für die Sehnsucht nach der internationalen Bühne: Da waren wir, da wollen wir wieder hin. "Wir werden alles dafür tun, noch mal anzugreifen", gibt Stindl die Richtung für den Rest der Saison vor. Eine klare Ansage.

(kk)
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