Heimtorflaute bei Borussias Nationalspieler Es soll auch daheim wieder "stindln"

Mönchengladbach · Borussias Kapitän Lars Stindl hat im Jahr 2017 16 Tore erzielt. 14 davon machte er im fremden Stadion, das letzten Heimtor liegt sieben Monate zurück. Nun will er morgen gegen die Bayern mal wieder gegen den Trend treffen.

Gladbachs Lars Stindl: Rückkehr zum KSC -  eine Karriere in Bildern
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Die bisherige Karriere von Lars Stindl

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Foto: Dirk Päffgen Paeffgen (dirk)

Es wäre keineswegs verwunderlich, wenn die Borussen den Antrag gestellt hätten, am Samstag mit dem FC Bayern das Heimrecht zu tauschen. Denn möglicherweise hätten sie in der fernen Allianz-Arena, dem schlauchboot-artigen Eigenheim des Rekordmeisters, größere Chancen, den Primus des deutschen Fußballs zu besiegen. Die letzten drei Auswärtsspiele wurden allesamt gewonnen, zuletzt gab es das 4:2 in Berlin, zuvor freuten sich die Gladbacher über die Siege in Hoffenheim (3:1) und in Bremen (2:0) sowie den Pokalerfolg in Düsseldorf (1:0). Daheim lief es schleppender, die letzten beiden Partien im Borussia-Park brachten nur einen Punkt.

Auch Lars Stindl wäre vielleicht einer, der die Petition, das Heimrecht einzutauschen, wohl unterschrieben hätte. Denn Borussias Kapitän trifft in diesem Jahr fast nur auswärts. 14 seiner 16 Tore hat er in fremden Stadien gemacht, europaweit übrigens, von Florenz (in der Europa League) bis Berlin (zuletzt in der Bundesliga). Das letzte Heimtor des Nationalspielers liegt am Samstag fast genau sieben Monate zurück, es passierte am 22. April beim 2:3 gegen Borussia Dortmund. Das zweite Heimtor des Jahres machte Stindl am 4. Februar beim 3:0 gegen den SC Freiburg.

Was seltsam ist am "Auswärts-Stindl": Er war mal das genaue Gegenteil, ein "Heim-Stindl". Zwar waren seine ersten drei Tore für Gladbach Auswärts-Tore (zwei im Pokal in St. Pauli, dann eines in der Liga in Bremen), doch danach schoss er nur noch im Pokal (bei Schalke) und in der Champions League (in Glasgow) Auswärtstore, in der Liga war er eineinhalb Jahre lang nur daheim erfolgreich, 15 seiner ersten 20 Gladbach-Treffer ereigneten sich somit im Borussia-Park, darunter auch das historische erste Champions-League-Tor der Gladbacher Vereinsgeschichte, das 1:0 gegen beim 1:2 gegen Manchester City. Stindls Wandel zum Auswärts-Tormacher fällt in die Trainerzeit Dieter Heckings, der im Januar 2017 seine Arbeit in Gladbach aufnahm. Seitdem ist Borussia extrem stark in gegnerischen Stadien - und Stindl trägt als fleißiger Torschütze seinen Teil dazu bei. Die heimische Hemmung indes ist ein wenig mit dafür verantwortlich, dass es in Gladbach den Borussen nicht so leicht vom Fuß geht.

Wer nun Stindl fragt nach diesem bemerkenswerten Fakt, der spürt, dass es nicht das Lieblingsthema des Borussen-Anführers ist. Und vor allem: Erklärungen hat er nicht parat, es ist wie es ist. "Ich bin froh, dass ich überhaupt treffe und so dem Team helfen kann wie in Berlin", sagt Stindl. "Und natürlich", betont er, "hoffe ich, dass ich auch bald wieder im Borussia-Park treffe, das mache ich genauso gerne wie auswärts."

Nun wären die Bayern eben ein Gegner, gegen den einer wie Stindl durchaus den Unterschied machen kann. "Lars ist ein Spieler, der an solchen Tagen Impulse geben kann. Er hat, was das angeht, in den vergangenen Monaten noch mal einen Riesenschritt gemacht. Selbst wenn er nicht so gut im Spiel ist, kann er mit ein, zwei Aktionen etwas Entscheidendes machen", sagt Dieter Hecking. Gleich so, das wäre allen Borussen lieb, soll es bestenfalls auch gegen die Bayern kommen, eben, dass es auch daheim wieder "stindlt". Zur Erinnerung, auch für Stindl, sei hier noch mal auf seine Tat am 5. Dezember 2015 verwiesen, als er beim letzten Gladbacher Sieg gegen München bis dato, beim 3:1, das 2:0 erzielte nach der Vorarbeit von des damaligen Startelf-Debütanten Nico Elvedi.

Angesichts der Konstellation - "wir spielen gegen die stärkste Mannschaft der Liga" - könnte die Gelegenheit für Stindl günstig sein, gegen den Trend zu treffen. Denn: "Wir werden sicher ein Stück weit anders spielen als sonst daheim - vielleicht kommt uns das entgegen." Das könnte ihm entgegenkommen. Denn die offensive Tiefe, in der sich seine Qualitäten am besten entfalten, ist größer, wenn die Borussen etwas mehr auf Konter spielen. Siehe Berlin. "Das Spiel dort gibt uns ein gutes Gefühl", sagt Stindl.

(kk)
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